Ob IS-Gruß oder nicht – Lasst bitte den Zeigefinger unten Fragwürdige Geste des Nationalspielers Antonio Rüdiger

Ein Gastbeitrag von Thilo Schneider

Die Älteren unter uns kennen ihn sicher noch: den „Lehrer Lämpel“ aus „Max und Moritz“ von Wilhelm Busch. Ein gestrenger Herr mit erhobenem Zeigefinger. Denn „also lautet der Beschluss, dass der Mensch was lernen muss“. Wie viele Mitschüler meiner Generation hatte ich auch meinen persönlichen „Lehrer Lämpel“, der ernst und trocken und freudlos mit erhobenem Zeigefinger seine Lehren in die Welt und auf seine Schüler setzte. Nein, kein Widerspruch, keine Nachfragen, das ist so, alles andere ist dummes Zeug. Ich habe sie gehasst, die Lehrer mit den erhobenen Zeigefingern, bar jeder Freude, dafür aber mit ausgeprägter Misanthropie. Ich war heilfroh, als ich diese menschenfeindliche Spezies nach meiner Schulzeit nicht mehr sehen musste.

Und jetzt muss ich das doch wieder: Auf IS-Videos kurz vor dem Köpfen und bei einem deutschen Nationalspieler, der gleichzeitig gläubiger Muslim ist. Wenn es ihm gerade in den Kram passt. Im Westen lesen sie Tausende von Büchern, in dem Bewusstsein, dass sie danach doch nicht alles wissen, im Islam genügt das Lesen eines Buches, um alles zu wissen. Und diese Leute haben wir hierher eingeladen und tun es weiterhin.

Aber bitte: Gemäß dem Alten Fritz mag hier jeder nach seiner Facon selig werden – er soll nur andere mit seinem Quatsch in Ruhe lassen. Religion ist da wie ein Penis: Es ist schön, wenn Du einen hast, Du musst ihn aber nicht dauernd herumzeigen. Das ist es, was mich so wütend macht: Diese andauernden Machtdemonstrationen. Frei nach dem Motto: „Schaut her, wir sind die wahren Gläubigen und wir tun und lassen hier, was wir wollen!“ Im Zusammenhang mit dem erhobenen Zeigefinger ist das sowohl Mahnung als auch Drohung.

Ich will mir aber nicht drohen lassen. Von niemandem. Weder mit physischer, noch mit psychischer Gewalt. Da werde ich sehr sehr ungehalten. Ich bin 57 und habe schon ein bisschen was auf die Beine gestellt und mutmaßlich mehr als zehn von denen, die mir ihren mahnenden Zeigefinger entgegenhalten. Und was ich bei christlichen Kirchenfürsten schon abstoßend finde, finde ich erst recht bei Leuten abstoßend, deren einziger Beitrag zum Zusammenleben in diesem Land die Tatsache ist, dass sie noch keinen Christen oder Juden oder Ungläubigen abgemurkst haben.

Umso schlimmer ist das Ganze, wenn sich hier irgendein Random-Rüdiger als islamischer Religionslehrer aufspielt und Gesten benutzt, wie sie jeder X-beliebige Terrorfürst verwendet, bevor seine Leute mit dem Flugzeug in Hochhäuser ballern, mit dem LKW durch Weihnachtsmärkte der Ungläubigen pflügen oder Gefangene gruppenenthaupten. Der Mann ist Nationalspieler und damit Vorbild! Und offensichtlich in Ausübung seiner Steinzeitreligion so freudlos wie Lehrer Lämpel. Man stelle sich vor, Thomas Müller würde sich beim Torjubel mit ausgestrecktem rechten Arm präsentieren und dann behaupten, so groß sei der Fisch gewesen, den er letztes Wochenende geangelt habe. Da würden wir uns auch alle fragen, ob der Mann Lack gesoffen hat.

Bei dem religiösen Rüdiger wurde das ganz schnell entschuldigt und als Lappalie abgetan. Er meint das nicht so, das sei eine übliche Geste, das Ganze würde viel zu hoch gehängt und außerdem und sowieso und irgendetwas mit Rassismus. Es ist zum Heulen, dass ein Promi, der diese Geste zeigt, nicht stante pede aus der Nationalmannschaft fliegt. Sein Fingerchen kann er ja dann gerne im Iran oder in Pakistan oder im Herkunftsland seiner Ahnen, Sierra Leone, zeigen. Was soll der Quatsch?

Zumal das öffentliche und offensive Zeigen überbordender Frömmigkeit auch im Islam als „haram“ gilt und als „Riya“ bezeichnet wird: Das Prahlen mit der eigenen Religion. Eine Sünde. Aber nun gut: Vielleicht hat das dem Antonio der Imam seines Vertrauens ja auch schon erklärt. Für mich ist dieser Zeigefinger mit das dümmlichste Symbol, das eine Religion zu bieten hat und ich werde mich dagegenstemmen, dass eine derartige Religion in diesem Land relevant etwas zu bestimmen hat.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Unter dem Strich ist es mir völlig egal, wer an welchen Phantasiefreund glaubt, solange er dies im heimischen Wohnzimmer tut und mir damit nicht auf den Vorzeiger geht. Aber wenn doch: Lasst bitte den Zeigefinger unten. Das ist nicht schön. Das ist eine saublöde Geste. Der erhobene Zeigefinger zieht sich von Heiligen über Könige und Josef Goebbels (überhaupt: Auch die Granden des Dritten Reiches fuchtelten gerne mit Faust und Zeigefinger!) über meinen ehemaligen Mathelehrer bis jetzt hin zu einem Fußballer, der, käme er mir nachts am Bahnhof entgegen, mich veranlassen würde, die Straßenseite zu wechseln. Der Hobbysalafist. Selbst wenn ich Allah und seine anbetenden Hirten großartig fände: Allein der erhobene Zeigefinger würde mich höchst abstoßen.

Also: Lasst gefälligst den Quatsch, ihr Todeskultisten. Wir sind hier nicht in Kabul oder Islamabad. Jedenfalls noch nicht. Also wartet gefälligst solange. Sonst muss ich wieder etwas drüber schreiben. Und ich habe noch zu tun!

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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Thilo Schneider, Jahrgang 1966, freier Autor und Kabarettist im Nebenberuf, LKR-Mitglied seit 2021, FDP-Flüchtling und Gewinner diverser Poetry-Slams, lebt, liebt und leidet in der Nähe von Aschaffenburg. Weitere Artikel von Thilo Schneider finden Sie hier unter www.politticker.de. In der Achgut-Edition ist folgendes Buch erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.

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