Britische Daten zeigen: COVID-19 ist nicht gefährlicher als eine Grippe Omikron verhält sich zunehmend wie herkömmliche Influenza-Varianten

Von Daniel Weinmann

Die Omikron-Version des Coronavirus verbreitet sich zwar extrem schnell. Doch nur wenige Patienten landen im Krankenhaus. Noch viel weniger müssen auf die Intensivstationen. Dies bestätigen neue Fallsterblichkeitszahlen in Großbritannien, die der „Telegraph“ zitiert: Danach gab es in den sieben Tagen bis zum 26. Januar nur noch einen Todesfall auf 714 positive Fälle – also 0,14 Prozent. Zwischenzeitlich ist diese Quote weiter gesunken, vor allem seit Hunderttausende von Reinfektionen bei den Falldaten hinzugerechnet werden. Die Infektionssterblichkeitsrate (IFR), also die Zahl der Todesfälle bezogen auf sämtliche Infizierte, zeigt ein ähnliches Bild. Paul Hunter von der University of East Anglia taxierte sie auf etwa 0,06 Prozent.

Daten einer britischen Tracker-App zur Verfolgung von Symptomen, die dem „Telegraph“ zur Verfügung gestellt wurden, weisen in eine ähnliche Richtung: Danach gab es seit Anfang Dezember in Großbritannien mehr als 9,2 Millionen Covid-Infektionen und 10.670 gemeldete Todesfälle – was einer IFR von 0,11 Prozent in diesem Zeitraum entspricht.

Berücksichtigt man, dass die Todesfälle in der täglichen Übersicht derzeit zu hoch angegeben werden, dürfte die Sterblichkeitsrate noch deutlich niedriger sein. In der Woche bis zum 21. Januar wurden 1.698 Corona-Todesfälle gemeldet, aber nur 1.484 vom Office for National Statistics (ONS) registriert, von denen wiederum nur 1.082 primär durch das Virus verursacht wurden.

Die Berechnung der Sterblichkeitsraten für eine herkömmliche Grippe ist erfahrungsgemäß eine heikle Angelegenheit. Doch auf Basis von Daten der US Centers of Disease Control (CDC) aus den Jahren 2017 bis 2018 schätzen Experten die IFR der Grippe auf etwa 0,12 Prozent und die Sterblichkeitsrate auf 0,27 Prozent. US-Daten für 2010 bis 2020 deuten auf eine Sterblichkeit bei Grippe-Patienten mit Symptomen von durchschnittlich 0,1 Prozent hin.

In diesem Zusammenhang besonders bedenkenswert: Viele Experten halten COVID-19 für signifikant tödlicher als die Grippe, weil sie eine kumulative Sterblichkeitsrate zugrunde legen, die derzeit bei etwa 0,9 Prozent liegt und damit fast zehnmal höher ist als bei einer Grippe.

Das Virus entwickelt sich, um sich zu verbreiten, nicht um zu töten

Laut „Telegraph“ ist es nun wahrscheinlich, „dass selbst bei Millionen von Covid-Fällen im Dezember und Januar die übermäßige Wintersterblichkeit in diesem Jahr nicht einmal an ein schlechtes Grippejahr heranreichen wird – ganz zu schweigen von den Werten, die wir in früheren Wellen erlebt haben.“ Dies legen auch aktualisierte Meldedaten nahe, wonach am schlimmsten Tag der Omikron-Welle 272 223 Menschen infiziert waren, während sich die Höchstzahl an Todesfällen am 21. Januar auf 291 belief – mehr als tausend Tote weniger als beim Höchststand im vergangenen Winter.

Ein weiterer Beleg für diese Entwicklung sind neue Daten der nationalen britischen Statistikbehörde ONS. Sie zeigen, dass die Zahl der Todesfälle in England derzeit unter dem Fünfjahresdurchschnitt für diese Jahreszeit liegt. Vor diesem Hintergrund verwundert kaum, dass die Johnson-Administation die Corona-Maßnahmen fast vollständig abschaffen will.

Omikron zeigt offensichtlich, dass das Coronavirus beginnt, sich wie andere Varianten vor ihm zu verhalten: Es entwickelt sich in erster Linie, um sich zu verbreiten, nicht um zu töten. Auch die bundesdeutschen Maßnahmen-Protagonisten wären daher gut beraten, von ihrer harten Linie abzurücken.




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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: fizkes/Shutterstock
Text: dw

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