Cathy Hummels, Melinda Gates und wie man gegen die eigenen Follower “influenced” Verbreitet Cathy Hummels Gender-Botschaften für Hintermänner?

Ein Gastbeitrag von Thomas Paulwitz

Frau Hummels ist eine so genannte Influencerin. Damit bezeichnet man Einflusspersonen, die die Reichweite auf ihren Kanälen dazu benutzen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, indem sie bestimmte Dinge bewerben. Möglicherweise ist es also nicht ganz uneigennützig, wenn Cathy Hummels auf ihrem Instagram-Kanal erzählt, wie sehr ihr „Vitasprint B12“ nach der zweiten Corona-Impfung geholfen habe. Das britische Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline dürfte jedenfalls nichts gegen diese Empfehlung einzuwenden haben.

'Liebe mir folgenden Personen'

Einflussleute werben für eine Bandbreite, die von Lippenstiften bis hin zu politischen Positionen reicht. Besondere Aufmerksamkeit in den Medien bekommt zum Beispiel immer wieder der blauhaarige Youtuber Rezo, wenn er für linksgrüne Politik wirbt und Stimmung gegen die CDU macht. Ob und von wem er dafür Geld bekommen hat, ist allerdings nicht bekannt.

Wer gendert, vertritt eine bestimmte politische Position. Deswegen ist es bemerkenswert, wenn Cathy Hummels ihre 614.000 Abonnenten mit der folgenden Ankündigung beglückt: „Liebe mir folgenden Personen“, begrüßt sie ihre Gemeinde ganz genderbeflissen, „damit sich in Zukunft zumindest auf meinem Kanal niemand mehr diskriminiert fühlt, werde ich hier nun bewusst gendern, um ein Zeichen zu setzen.“

Hinzu fügt Hummels eine rührselige Erzählung über sich, die ihr viele ihrer Anhänger wohl tatsächlich abkaufen: „Ich selbst hab mich lange gesucht. Ich wusste nicht wer ich bin. Jetzt weiß ich es. … Liebe Follower:innen : ‚Let’s make a change together.‘“ In ihrer Instagram-Story warb sie außerdem für das Portal genderleicht.de, ein Projekt des Journalistinnenbundes, das unter anderem vom Bundesfamilienministerium finanziert wird. Ob diese Werbung finanziell honoriert wurde?

Hummels wirbt mit Gates-Spruch 'Equality Can’t Wait'

Wer wissen will, für wen „Influencende“ Werbung machen, der sollte auch auf die mit einem „#“ versehenen Schlagwörter achten, die „Hashtags“. In Hummels’ Erklärung finden sich ausschließlich englischsprachige Schlagwörter. Neben den eher allgemeinen Wörtern „#respect“, „#tolerance“, „#acceptance“ und „#nohate“, wie sie gegenwärtig in zahlreichen Diversitätskampagnen auftauchen, setzt Hummels an die erste Stelle die Parole „#equalitycantwait“, zu Deutsch: „Gleichstellung kann nicht warten.“

Zufällig oder nicht: „Equality Can’t Wait“ lautet auch eine Kampagne des US-amerikanischen Unternehmens „Pivotal Ventures“. Es fördert Projekte, die für „gender equality“ eintreten, also für die Gleichstellung von Geschlechtern. Das Unternehmen gehört der Milliardärin Melinda French Gates, der Ex-Frau von Bill Gates. 2019 bezifferte sie das Kapital ihres Unternehmens mit einer Milliarde Dollar. Auch die finanziell deutlich gewichtigere Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung fördert das Gender Mainstreaming.

Die Gates-Kampagne „Equality Can’t Wait“ schlägt ebenfalls vor, die Sprache zu verändern. Bei Zoom-Konferenzen solle man zum Beispiel hinter seinen Namen das bevorzugte Anredepronomen setzen, um sich mit Menschen zu verbünden, die sich weder als Mann noch als Frau betrachten. Am 30. Juni erschien in der „Welt“ ein Kommentar von Melinda Gates über Gleichstellung, in dem von „Aktivist*innen“ die Rede war.

Gender-Werbung auch gegen die eigene Gefolgschaft

Nun sind das lediglich Hinweise darauf, aber noch keine Beweise dafür, dass Cathy Hummels gegen Geld Gender-Reklame macht. Es stellt sich jedoch die Frage, wie es sein kann, dass sie eine Forderung verbreitet, die der Ansicht nicht nur der überwältigenden Mehrheit der Bürger, sondern auch ihrer eigenen Anhänger zuwiderläuft. „Macht ihr [beim Gendern] mit?“ fragte Cathy Hummels ihre „Follower:innen“ in ihrer Instagram-Story. 16 Prozent antworteten mit „Ja“, 84 Prozent mit „Nein“.

Ein Anhänger kommentiert: „Klingt irgendwie nicht wie Cathy. Ich finde[,] es wirkt so[,] als ob ihr eine Agentur ein neues Image verpassen möchte und Themen für sie setzt[,] die im Trend liegen.“ Beifall in den Kommentaren bekommt Hummels hingegen von Kollegin und SPD-Mitglied Marie von den Benken: „Mein Name ist Marie und ich finde Deine Entscheidung gut für alle Deine Follower und Followerinnen.“ Doch das wirkt wie ein inszenierter Beistand und ist die Ausnahme. Wie einträglich mag für einen „Influencer“ eine politische Position sein, wenn man bereit ist, dafür seine Anhänger so vor den Kopf zu stoßen?

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

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Thomas Paulwitz (*1973) ist Mitbegründer und Chefredakteur der seit dem Jahr 2000 erscheinenden Zeitschrift DEUTSCHE SPRACHWELT (Erlangen).
Außerdem ist er Vorstandsvorsitzender der in Düsseldorf ansässigen Theo-Münch-Stiftung für die Deutsche Sprache sowie Vorstandsmitglied und Mitbegründer der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft zu Köthen/Anhalt. 2006 erhielt er den Gerhard-Löwenthal-Preis für Journalisten „in Anerkennung seiner herausragenden Verdienste für einen engagierten unabhängigen Journalismus“. Die Sprachpflegezeitschrift DEUTSCHE SPRACHWELT erscheint vierteljährlich in gedruckter Form und dient den Bürgern, die sich um die deutsche Sprache sorgen, als Sprachrohr. Der Bezug der spendenfinanzierten Zeitschrift ist kostenlos: Postfach 1449, 91004 Erlangen, [email protected]
Bild: 9EkieraM1 (talk | contribs) CC-BY-SA-3.0
Text: Gast
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