Von reitschuster.de
Zürich hat sich ein ambitioniertes Ziel auf die Fahnen geschrieben: Bis zum Jahr 2040 will die Stadt klimaneutral sein. Doch diese Pläne gehen dem „Wohnaktivisten“ Hans Widmer und dem „Klimaaktivisten“ Dominik Waser, der für die Grünen im Stadtrat sitzt, noch nicht weit genug. Da Zürichs Einwohner rund 75 Prozent ihres CO2-Ausstoßes außerhalb der Stadtgrenzen in die Atmosphäre jagen, sehen sich Widmer und Waser offenbar zur klimagerechten Umerziehung ihrer Mitbürger gezwungen. Das „Netto-Null-Vorhaben“ der Stadt kann nach Ansicht der beiden „Aktivisten“ nur durch eine radikale Änderung der Lebensgewohnheiten erreicht werden.
Deshalb soll auf einem Areal direkt neben dem Hauptbahnhof, das derzeit noch als Haltestelle für Reise- und Fernbusse genutzt wird, eine sogenannte „Experimentalsiedlung“ entstehen, wie der Tages-Anzeiger berichtet. Was die Schweizer Zeitung ihren Lesern als „Klimagenossenschaft“ verkaufen will, ist in Wirklichkeit aber eine Wohnbaugenossenschaft, an der die Führer sozialistischer Regime ihre helle Freude hätten. Einziehen darf nämlich nur, wer sich strikten Vorgaben zum eigenen CO2-Ausstoß unterwirft und seine Freiheitsrechte bei der Hausverwaltung abgibt. Im Gegenzug winkt vergleichsweise günstiger Wohnraum in bester Zentrumslage in einer der teuersten Städte der Welt. Unwillkürlich fühlt man sich an die Menschen erinnert, die sich mit einer Bratwurst in die Impfzentren haben locken lassen.
Hausieren auf 18 Quadratmetern und leben wie im Kloster
Ähnlich wie bei dem Vorschlag aus den Niederlanden, über den an dieser Stelle erst vor Kurzem berichtet wurde, soll jedem Bewohner der Klima-Siedlung pro Jahr ein festgelegtes CO2-Budget zugestanden werden. In den Berichten über das Projekt ist von 100 sogenannten „Belastungseinheiten“ (EH) die Rede. Für jede CO2-Sünde muss je nach Schwere des „Vergehens“ mit einem EH-Ablass in bestimmter Höhe bezahlt werden. Die Beispielrechnung sieht wie folgt aus: 2.000 Liter Wasser (1,4 EH), 1.000 kWh Strom (3,2 EH), 50 Kilogramm vegane Lebensmittel (4,4 EH), 2.000 Kilometer Zugfahrt (5,6 EH), 40 Liter Milch (8,8 EH), 18 Quadratmeter Wohnfläche (16,4 EH), 10 Kilogramm Fleisch (20,3 EH), 200 Stunden Internetsurfen (22,4 EH). Wer mit dieser beispielhaften Rationierung ein Jahr lang über die Runden kommt, der kann optional noch 6.264 Kilometer mit dem Zug fahren, 5,8 Kilogramm Rindfleisch essen oder 700 Kilometer mit dem Flugzeug reisen. Oder sein Guthaben an die Genossenschaft veräußern oder es mit ins nächste Jahr nehmen.
Aber wehe, jemand überzieht sein CO2-Budget. Dann droht der Gang vor das Tribunal. In solchen Fällen „müsse die neue Genossenschaft entscheiden“, was dann passiere. Nicht nur der weitgehende Verzicht auf alles, was Spaß macht, den Widmer und Waser ihren grünen Genossen mit fast schon religiösem Eifer aufzwingen wollen, erinnert an das Leben hinter dicken Klostermauern. Vertraglich geregelt werden soll unter anderem auch, dass sich jeder Bewohner dazu verpflichtet, einen Teil seiner Freizeit der Betreuung von Kindern oder Senioren sowie der Mitarbeit auf dem genossenschaftseigenen Bauernhof zu widmen. Darüber hinaus sollen Gemeinschaftsräume wie Küchen und Werkstätten sowie Mietautos und Lastenfahrräder zur Verfügung stehen. Die Experimentalsiedlung in Zürich soll den Plänen zufolge auf rund 500 Bewohner ausgelegt sein.
Warum sich jemand ein derart spartanisches Leben antun soll? Mitinitiator Widmer glaubt, dass das Gefühl „einen spürbaren Beitrag zum Klimaschutz“ zu leisten, eine mehr als ausreichende Motivation sei. Es soll aber Menschen geben, die das selbstständige Denken noch nicht aufgegeben haben und noch dazu die Grundrechenarten beherrschen. In Zürich leben rund 420.000 Einwohner. Wenn nun 500 Klima-Mönche ein asketisches Dasein fristen, um die CO2-Neutralität für Zürich, die Schweiz und die ganze Welt zu erreichen, so gleicht dies dem Versuch, mit einem einzigen Gefrierschrank die Sahara abkühlen zu wollen.
Gefährliche politische Agenda
Ob das Vorhaben am Hauptbahnhof in Zürich aber tatsächlich realisiert wird, steht noch in den Sternen. Widmer und Waser wollen einen entsprechenden Antrag „in den nächsten Wochen“ in den Stadtrat einbringen. Bei der Einordnung dieses Vorschlags hilft vor allem ein Blick in den Lebenslauf von Dominik Waser sowie die weiteren Ziele, für die der Grüne steht. Waser beschreibt sich selbst als „polyamor“ und lebt eigenen Angaben zufolge „mit einer Frau und zwei Männern in einer Beziehung“.
Nicht viel näher an der Lebenswirklichkeit dran sind die politischen Ziele des Zürchers. Seine Stadt sieht Waser „von kolonialen und rassistischen Strukturen“ durchzogen, weshalb sich der 24-jährige den Kampf gegen Rassismus auf die Fahnen geschrieben hat. Forderungen wie das „bedingungslose Grundeinkommen“ oder das Wahlrecht für alle „unabhängig von Alter oder Herkunft“ gehören in grünlinken Kreisen fast schon zum Standard. Falls aber doch noch jemand für sein Geld arbeiten will, schwebt Waser eine Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit vor, da es wissenschaftlich erwiesen sei, dass weniger Arbeit „zu einer geringeren Umweltbelastung“ führe.
Bild: ShutterstockText: reitschuster.de
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