„Coronoia“ – Lehrer darf nur noch im Plexiglas-Käfig in seine Schule Absurde Corona-Maßnahme

Was in Corona-Zeiten geschieht, übersteigt allzu oft das, was man sich zuvor in wildesten Phantasien ausmalen konnte. Mich erreichte dieser Bericht eines Lehrers an einer deutschen Schule, der gezwungen wird, sich in einem Gestell wie ein Aussätziger durch das Schulgelände zu bewegen (siehe Bild oben). Wäre der Lehrer nicht einem Mitarbeiter von mir persönlich bekannt und hätte er nicht das Photo geschickt – ich würde es kaum glauben. Oder genauer ausgedrückt: Die Versuchung wäre groß, es als Falschnachricht abzutun und dadurch ruhiger zu schlafen. Aber leider ist es Realität im selbsternannten „besten Deutschland aller Zeiten“. Lesen Sie hier den Bericht des Lehrers:

„Das neue Schuljahr begann Ende August mit einer Separierung. Man forderte mich per E-Mail auf, beim Zusammentreffen vor Beginn des Schuljahres ganz außen an den weit geöffneten Türen der Aula zu sitzen – alleine und weitab von allen anderen Kollegen. Wie in ganz Hessen gab es auch in dieser Schule zwei Wochen lang verschärfte Schutzbestimmungen: Maskenpflicht durchgehend, auch am Platz sitzend und überall im Gebäude. Ein lapidarer Satz im Hygienekonzept wies auf Tragepausen hin, ohne jede Konkretisierung, nach welcher Tragezeit spätestens frische Luft wie lange geschnappt werden sollte. Die Anzahl der Tests wurde auf drei pro Woche angehoben – was offensichtlich überall in Hessen in den ersten beiden Wochen der Fall war. Keine Spur einer Gefährdungsbeurteilung.

Während dieser verschärften beiden Wochen gab es nochmals von zuhause zugeschalteten Fern-Unterrichts-Ersatz. Zu Beginn der zweiten Woche forderte mich das Sekretariat zu einem Telefonat mit der Schulleitung auf. Man teilte mir mit, dass mein Attest nach eingehender Prüfung nicht akzeptiert wird, da es von einer Online tätigen Gegnerin der Corona-Maßnahmen ausgestellt wurde. Ich wurde gebeten, von einem neutralen Arzt ein Attest vorzulegen.

Gefühlloser Querulant als Gefährder

Fragt sich, wie sich das umsetzen lässt. Soll ich alle Arztpraxen anrufen, um zu fragen, ob diese neutral untersuchen, denken, handeln? Und: Was ist überhaupt Neutralität, woran lässt sie sich festmachen? Möglicherweise wurden die Schulleitungen jetzt fortgebildet, qualifiziert und autorisiert, Atteste jener Ärzte, deren private Meinung nicht vollständig derjenigen des Gesundheitsministeriums oder der WHO entspricht, fachlich, inhaltlich und grundsätzlich beurteilen zu dürfen.

Alle 150 Lehrer der Schule tragen der lieben Ruhe wegen ihre Masken – aus Solidarität und wegen der Vorbildfunktion. Ohnehin ist es doch nur eine Mund-Nasen-Bedeckung, es ist doch nur ein bisschen Abstand, es ist doch nur ein wenig Einsicht in die Notwendigkeit, eine winzige Mühe. Es ist ein kleines bisschen Unterwürfigkeit, Mund halten und nicht sagen, was man denkt oder fühlt. Wenn sich alle, wirklich und ausnahmslos alle richtig daran halten und anstrengen, wird schon bald alles wieder gut werden – wenn da nicht dieser eine Querulant wäre, der alle rücksichtslos und ohne Empathie gefährdet. Er scheint die Tragweite seiner Uneinsichtigkeit einfach noch nicht in der Tiefe erfassen zu können. Während einer Erkältung – so behauptet er – muss er wohl die Erkrankung durchgemacht und überstanden haben.

Merchandising

Dieser Querulant bin ich – aber ich mache einen sehr lebendigen Eindruck, von ein wenig Coronoia-Bauchmuskulatur abgesehen. Ich bin qua Labornachweis gesundet, offenbar von einem fragwürdigen approbierten niedergelassenen Arzt, dem man grundsätzlich nicht wirklich trauen kann. Zähle ich jetzt damit zu den Corona-Leugnern? Mitten in der dritten Woche, während ich zwar gesundet, aber nach Lage des Gesetzes nicht genesen bin und auch keine rechtsgültige Masken-Befreiung vorlegen kann, wird mir angewiesen, den bevorstehenden Computerunterricht im Freien durchzuführen. Auf meine Einlassung, dass es gleich Regen geben wird, bekam ich die Anweisung, dann eben spazieren zu gehen.

Schwere psychische Belastungssituation

Erst nachdem ich mich einsichtig zeigte und ein negatives Schnelltestergebnis vorwies, erfolgte die bereits angekündigte Verleihung einer eigens in der Schulwerkstatt mit viel Liebe und Hingabe, mutmaßlich auch von Schülern selbst konstruierten und rollfähigen wertschätzenden Holzkonstruktion mit Plexiglas in drei Richtungen. Diese soll ich während jedem Gang durch das mehrgeschossige Lehranstaltsgebäude vor mir herschieben – auch im Unterricht beim Stehen und Hin-und-Hergehen und während des Erklärens an den Tafeln. Was bewirkt dies bei jungen Menschen, die mich in diesem Papamobil-ähnlichen Konstrukt sehen?

Die Verpflichtung zur Benutzung dieses Gestells verletzt mich in meiner Menschenwürde, stellt mich bloß und stellt meine Behinderung und Krankheit zur Schau. Die Maßnahme und ihre Umsetzung beeinträchtigen mich zunehmend in meiner Gesundheit. Es entsteht eine schwere psychische Belastungssituation, der ich mich kaum noch gewachsen fühle. Ich fühle mich so sehr unter Druck gesetzt, dass an eine kraftvolle Dienstausübung mit voller Konzentration auf meine eigentliche Tätigkeit nicht mehr zu denken ist.

Meine letzte Hoffnung ist ein Schreiben an das Schulamt, das gleichzeitig an die Gesamt-Schwerbehindertenvertreterin, an den Gesamtpersonalrat, den Schulpersonalrat und meinen Anwalt ging. Ich brauche deren Hilfe.“

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!
Bild: privat
Text: Gast

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