Desaströse Auswirkungen des Homeschoolings Alarmierende Studie

Von Christian Euler

Seit Mitte Dezember sind die Schulen weitgehend geschlossen. Trotz vieler Monate Vorbereitungszeit scheint das Homeschooling nicht wesentlich besser zu funktionieren als im Frühjahr vergangenen Jahres, als die so genannte erste Virus-Welle die Schulen kalt erwischte.

Das Münchener ifo-Institut befragte im Februar und März dieses Jahres über 2.000 Eltern von Schulkindern und verglich die Antworten mit einer ähnlichen Umfrage aus dem Frühjahr vergangenen Jahres. Die tägliche durchschnittliche Lernzeit ist zwar seit dem ersten Lockdown um eine Dreiviertelstunde auf 4,3 Stunden gestiegen – immerhin. Doch dies sind drei Stunden weniger als an einem üblichen Schultag vor Ausbruch der Krise. Besonders bedenklich: 23 Prozent der Kinder haben sich maximal zwei Stunden am Tag mit der Schule beschäftigt.

Die ifo-Studie offenbart zudem erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Schulformen. Hatte mehr als jeder dritte Gymnasiast täglichen Online-Unterricht, waren es an anderen weiterführenden Schulen lediglich knapp über 30 Prozent. Unter den Grundschülern wurde nicht einmal jeder Sechste täglich unterrichtet.

Keine angemessene Beschulung der Kinder und Jugendlichen

59 Prozent der befragten Eltern sind davon überzeugt, dass ihr Kind während der jüngsten Schulschließungen viel weniger gelernt hat als sonst. „Insgesamt gibt es also weiter massive Lernzeitverluste“, unterstreicht ifo-Bildungsökonom Ludger Wößmann. Prekär: Die Verluste sind höchstwahrscheinlich noch deutlich größer, als die geringere Lernzeit vermuten lässt: Die meisten Eltern meinen, dass ihre Zöglinge daheim weit weniger effektiv lernen. Jedes zweite Kind klagt zu Hause über Konzentrationsschwierigkeiten.

Einer Bankrotterklärung kommt dieses Fazit gleich: „Den zuständigen Akteuren ist es also auch mit langer Vorlaufzeit und nach eindringlichen Appellen von Eltern und Wissenschaft nicht gelungen, Distanzunterrichtskonzepte zu etablieren, die eine angemessene Beschulung aller Kinder und Jugendlichen sicherstellen.“

Da auch in den kommenden Monaten nicht mit einer Entspannung der Lage zu rechnen ist, befürchten die Studienautoren, dass die entstandenen Lernverluste nicht nur nicht kompensiert werden können, sondern weiter ansteigen – mit erheblichen Folgekosten für die betroffenen Kinder und die Gesellschaft insgesamt.

3,3 Billionen Euro Folgekosten

Bereits zu Beginn dieses Jahres hatte das ifo-Institut errechnet, dass sich als Folge von 18 Wochen Schulausfall ein Verlust von 3,3 Billionen Euro bis zum Ende des Jahrhunderts ergeben würde. Derweil geht das Institut der deutschen Wirtschaft davon aus, dass in neun Wochen Homeschooling ein halbes Schuljahr verloren geht.

Ein weiteres Defizit: Die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen erreichten bisher vorrangig Kinder von Akademikern: Rund 14 Prozent von ihnen erhielten Förderunterricht, gegenüber lediglich acht Prozent der Nicht-Akademiker-Kinder. „In der Summe haben 82 Prozent der Nicht-Akademiker keinerlei Unterstützungsmaßnahme erhalten, während dies bei den Akademiker-Kindern 69 Prozent sind“, schreiben die ifo-Experten.

Besonders beschämend: Nicht einmal die technische Infrastruktur wird hierzulande gewährleistet. Jeder dritte Schüler kämpfte regelmäßig mit Problemen, wenn es um die Nutzung digitaler Lernplattformen ging: Entweder war das Einloggen nicht möglich, der Server war überlastet oder das System stürzte ganz ab. Ein Fünftel der Schulkinder erhält die Aufgaben daher weiterhin in Papierform.

Selbst die nicht gerade als maßnahmenkritisch bekannte ‚Frankfurter Allgemeine Zeitung‘ bemängelt in ihrem Beitrag „Die Willkür eines Schwellenwertes“ fehlende Sachgründe für die Schulschließungen – und zitiert Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe. „Schulschließungen werden noch weiter verschärft, aber die Ausgangssperren für Erwachsene gemildert“, so der SPD-Politiker. Kinder würden aus der Schule ausgesperrt, damit Erwachsene abends länger unterwegs sein könnten. „Das passiert, wenn der Bundestag Schulpolitik macht.“ Besser lässt sich die ebenso sinnfreie wie zukunftsgefährdende Lage nicht auf den Punkt bringen.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!
Hier ein Hilferuf, der mich erreichte:

Dipl.-Volkswirt Christian Euler widmet sich seit 1998 intensiv dem Finanz- und Wirtschaftsjournalismus. Nach Stationen bei Börse Online in München und als Korrespondent beim „Focus“ in Frankfurt schreibt er seit 2006 als Investment Writer und freier Autor u.a. für die „Welt“-Gruppe, Cash und den Wiener Börsen-Kurier.
Bild: Shutterstock

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