Die Angst vor dem Euro-Crash geht um Wertverfall wirkt wie ein Brandbeschleuniger auf die Energiekrise

Von reitschuster.de

Willkommen im Club. Gestern haben die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank grünes Licht für die Erweiterung der Eurozone gegeben. Kroatien darf zu Beginn des kommenden Jahres seine nationale Währung Kuna aufgeben, um den Euro einzuführen.

Als wäre dies ein Omen für die Zukunft der Gemeinschaftswährung, war der Euro ebenfalls an diesem Dienstag erstmals seit 2002 wieder so viel Wert wie ein amerikanischer Dollar. Vor gut einem Jahr mussten noch rund 1,225 Dollar für einen Euro bezahlt werden. Die deutlich steigende Inflation und das Zinsgefälle zwischen Amerika und der Eurozone fordern ihren Tribut. Zudem präsentiert sich die konjunkturelle Lage in Europa aktuell weitaus schwächer als jenseits des Atlantiks. Dreht Russland tatsächlich das Gas ab, rechnen Experten mit einer schweren Rezession, die den Euro weiter belasten wird.

Deutschland als wichtigste Volkswirtschaft der Euro-Zone leidet besonders stark unter den im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine deutlich gestiegenen Rohstoffpreisen: Im Mai hat der einstige Exportweltmeister erstmals seit 1991 wieder mehr importiert als exportiert.

Schuldenobergrenzen sind längst Makulatur

Der kontinuierliche Wertverfall des Euro wirkt wie ein Brandbeschleuniger auf die Energiekrise: Je niedriger der Wechselkurs der Gemeinschaftswährung, desto stärker werden im Verhältnis andere Währungen wie der Dollar. Da Energie fast durchweg in US-Dollar abgerechnet wird, werden mehr Euros für die gleiche Dollar-Rechnung fällig. Die steigenden Preise für Öl, Gas & Co. führen aber nicht nur zu enormen Wohlstandsverlusten, sondern treiben zusätzlich die Inflation, die im Euroraum zuletzt im Schnitt bei 7,6 Prozent lag.

Die Europäische Zentralbank müsste die ausufernde Teuerung durch eine kräftige Zinserhöhung bekämpfen – und könnte nebenbei den Verfall des Euro bremsen. Den Hütern der Gemeinschaftswährung sind mit Blick auf die extrem hoch verschuldeten Südländer aber die Hände gebunden. Hohe Zinsen würden Staaten wie Italien in den Bankrott treiben. Dort liegt die Staatsverschuldung bei rund 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Zum Vergleich: Die sogenannte Maastricht-Grenze, auf die sich die EU-Mitgliedstaaten 1992 geeinigt hatten, liegt bei 60 Prozent der Wirtschaftsleistung. Dass Schuldenobergrenzen längst Makulatur sind, zeigt nicht zuletzt Griechenland, das mit einer Verschuldung von 200 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts zu kämpfen hat. Auch Spanien und Portugal stehen zu hoch in der Kreide, um die nächste Krise aus eigener Kraft stemmen zu können.

»Im Zweifel bekommt künftig nur noch das Lager der Weichmacher Zuwachs«

Die Idee der EU-Gründer wird längst konterkariert. Statt des einst mit großem Pathos propagierten Zusammenwachsens des Euroraums zeigen sich immer größere Unterschiede innerhalb der Union. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf lag im vergangenen Jahr in Dänemark und Schweden mehr als doppelt so hoch wie in Spanien, was durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine zusätzlich verstärkt wird.

Ob die Aufnahme von Kroatien vor diesem Hintergrund das richtige Zeichen ist, muss bezweifelt werden. Der Euro werde mit dem Beitritt des Balkanlandes gestärkt, frohlockte zwar Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Der Einlassung der früheren deutschen Verteidigungsministerin scheint jedoch jeglicher ökonomischer Sachverstand zu fehlen. Kroatien als drittärmster Staat der EU dürfte den Niedergang des Euro weiter beschleunigen.

„Im Zweifel bekommt künftig nur noch das Lager der Weichmacher Zuwachs“, gab denn auch Stefan Kooths vom Kieler Institut für Weltwirtschaft in der „Welt“ zu bedenken, „solange man sein Haus nicht stabilisiert hat, sollte man nicht anbauen.“

Vor diesem Hintergrund verwundert nicht, dass die starken EU-Staaten wie Schweden oder Dänemark den Euro lieber dankend ablehnen. Es steht nicht gut um die Gemeinschaftswährung – und noch schlechter um die deutschen Steuerzahler, die die Misere alimentieren müssen. Bezogen auf die Wirtschaftskraft der Staaten ist die Bundesrepublik nämlich der mit Abstand größte Nettozahler der Europäischen Union.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!
Bild: Shutterstock
Text: reitschuster.de

mehr zum Thema auf reitschuster.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert