Ein Gastbeitrag von Gerd Buurmann
Als der moderne Buchdruck mit seinen auswechselbaren Lettern Mitte des 15. Jahrhunderts von Johannes Gutenberg erfunden wurde, sahen Optimisten in dieser Erfindung die Ermöglichung einer Wissensexplosion. Für Pessimisten brachte diese Erfindung jedoch überwiegend Gefahren mit sich.
Pessimisten sahen im Buchdruck das Ende der Welt nahen. Sie beklagten sich über den Verlust des guten Anstands und raunten, mit dem Buchdruck würde lediglich das Gewöhnliche, Ordinäre und Schundhafte gefördert. Sie hatten dabei nicht ganz unrecht. Mit dem Buchdruck erlebte die gossenhafte, polemische und pornografische Literatur tatsächlich einen Aufschwung, ebenso wie heute das Internet den Schund fördert.
Der Buchdruck machte zudem den Beruf des Kopisten überflüssig. Vor dem Buchdruck vervielfältigten Kopisten in Handarbeit Schriften und entschieden daher, was es wert war, vervielfältigt zu werden. Sie waren die Herrscher über die Wahrheit. Nur die Schriften, die sie für wahr und gut befanden, wurden kopiert. Die Kopisten waren überwiegend Mönche. Somit besaß die Kirche lange Zeit den alleinigen Herrschaftsanspruch über die Verbreitung von Wissen.
Heerscharen christlicher Faktenchecker wurden beauftragt
Als der Buchdruck aufkam, wehrte sich die Kirche verständlicherweise gegen die neue Maschine. Um das Seelenheil der Menschheit zu schützen, mahnte sie, mit dem Buchdruck würde die Grenze zwischen relevantem und unnützem Wissen verschwimmen. Ganze Heerscharen christlicher Faktenchecker wurden beauftragt, um mit inquisitorischem Eifer alles zu verbannen, was eine vermeintlich falsche Lehre war.
So wie die kirchlichen Kopisten damals im Buchdruck das Ende des anständigen Wissens ausmachten, so sehen heute große Medienkonzerne und staatlich geförderte Fernsehsender im Internet den Untergang des sittlichen, guten, anständigen Journalismus und bekommen Unterstützung von der Politik, so wie sich einst der Kaiser und die Kirche gegenseitig unterstützten.
Am 24. Mai 2023 hat Ron DeSantis auf Twitter seine Kandidatur für das Amt des US-Präsidenten verkündet. Nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten hatten sich mehr Menschen in dem Space zugeschaltet, als sich in den vergangenen Monaten zur besten Sendezeit bei CNN zugeschaltet hatten.
Die Massenmedien schäumen vor Wut
Die New York Times bezeichnet die Ankündigung von DeSantis als ein „Fiasko“. NBC News spricht von einem „melt down“. Die Washington Post nennt es „unangenehm“ und Politico bezeichnet es als „schrecklich“.
Diese Journalisten haben nur Verachtung übrig für Elon Musk und all die anderen Schmuddelkinder von Twitter. Sie malen Horrorbilder an die Wand und behaupten, mit diesem neuen Medium würde alles viel schlechter werden. Dabei haben sie in Wirklichkeit nur Angst um den Verlust ihres eigenen Einflusses.
Was haben diese Medien nicht alles über Ron DeSantis behauptet, zum Beispiel, dass er homosexuellenfeindliche und rassistische Gesetze verabschiedet haben soll. Im Twitter-Space darauf angesprochen, erklärte Ron DeSantis deutlich, seine Politik in Florida sei das genaue Gegenteil von Rassismus. Er erklärte, warum Florida unter seiner Politik das Leben besonders für durch Rassismus betroffene Menschen verbessert habe und was noch verbessert werden könnte.
Auch die durch viele Massenmedien verbreitete Behauptung, er hätte ein „Don’t say gay“-Gesetz verabschiedet, bezeichnete er als Lüge, da in dem ganzen Gesetz nicht einmal das Wort „gay“ auftauche. Ron DeSantis verteidigt das Gesetz als Schutzgesetz für Kinder gegen Sexualisierung, und zwar unabhängig von der sexuellen Selbstbestimmung des Täters. Ron DeSantis machte klar, dass Florida ein Staat sei, in dem alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind, unabhängig von Hautfarbe und sexueller Orientierung.
Zum ersten Mal hörten mehr Menschen Ron DeSantis zu als jenen, die über Ron DeSantis reden. Genau das missfällt den bisherigen Herrschern über die öffentliche Meinung. Sie sehen ihr Monopol auf die Wahrheit gefährdet.
Niemand hat ein Monopol auf die Wahrheit
Mit dem Internet ist die Welt des geistigen Austausches noch chaotischer geworden. Dank des Internets prallen heute deutlich mehr Subjekte unkontrolliert aufeinander als noch vor 100 Jahren. Heute streiten sich der kommunistische Exmuslim aus Köln, der fundamentalistische Christ aus São Paulo, die lesbische Feministin aus Japan und die Abtreibungsgegnerin aus Südafrika in einem gemeinsamen Space auf Twitter. Das bringt natürlich Gefahren mit sich.
Als der Mensch das Feuer für sich entdeckte, ging dadurch auch viel in Flammen auf und Schaden wurde angerichtet. Dennoch emanzipierte das Feuer die Menschheit. So ist es auch mit dem Buchdruck und dem Internet.
Der Buchdruck hat Hitlers „Mein Kampf“ ebenso möglich gemacht wie die Flugblätter der Geschwister Scholl. Auch das Internet ermöglicht es sowohl dem Hass als auch der Aufklärung, sich zu vermehren. Martin Luther konnte Dank des Buchdrucks nicht nur seine Thesen der Reformation vervielfältigen, sondern auch seine judenfeindlichen Traktate. Genauso werden heute durch das Internet sowohl emanzipatorische als auch hasserfüllte Schriften massenhaft geteilt.
Im Internet sind Wahrheit und Lüge gleichberechtigt
Durch das Internet haben heute sehr viel mehr Menschen Zugang zu Bildung. Außerdem können dadurch heute deutlich mehr Leute ihre Meinung für die ganze Welt abrufbar veröffentlichen. Dies gefällt den Leuten nicht, die einst die Macht darüber hatten, das Thema des Tages festzusetzen und zu bestimmen, worüber geredet wurde.
Einst wetterten die dämmernden Kopisten gegen den Dreck des Buchdrucks. Heute heuern die modernen strauchelnden Riesen des Wahrheitsmonopols unzählige Zwerge an, um das Internet zu säubern. Von öffentlich-rechtlichen Geldern werden Faktenchecker bezahlt, um darüber zu entscheiden, was wahr sein soll und die Regierungen der Welt lassen sich Gesetze einfallen, um Mauern, Ketten und Grenzen für das Internet zu schaffen. So wie einst Bücher verbrannt wurden, werden heute Internetseiten gelöscht.
Das Internet zwingt wie der Buchdruck Menschen dazu, selber zu denken und dafür Verantwortung zu übernehmen. Weder die Kirche, noch der Kaiser, keine Tagesschau, nicht CNN und nicht mal Nancy Faeser entscheidet darüber, was richtig ist; mag sie auch noch so viele vermeintliche Faktenchecker anheuern. Das Internet gibt das müßige Geschäft des Denkens zurück an das Individuum.
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Als Theatermensch spielt, schreibt und inszeniert Gerd Buurmann in diversen freien Theatern von Köln bis Berlin. Er ist Schauspieler, Stand-Up Comedian und Kabarettist.
Im Jahr 2007 erfand er die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Mit seinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und den von ihm entwickelten Begriffen des „Nathan-Komplex“ und des „Loreley-Komplex“ ist er in ganz Deutschland unterwegs.
Seit April 2022 moderiert er den Podcast „Indubio“ der Achse des Guten.
Sein Lebensmotto hat er von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!“
Dieser Beitrag erschien zuerst auf Achgut.com.
Bild: Screenshot Twitter-Video