Die Mauer muss weg! Sonst sterben die Deutschen aus! Wirklich. „Ungarisiert“ die EU ihre Migrationspolitik?

Ein Gastbeitrag von Henryk M. Broder

Nachdem die Innenminister der EU sich in Luxemburg auf einen „Kompromiss“ in Sachen Asylrecht geeinigt hatten, erschien im Berliner Tagesspiegel ein Kommentar von Andrea Dernbach, der auf „Migration, Minderheiten, Bürgerrechte und Geschlechterpolitik“ spezialisierten Politischen Reporterin des Blattes. Die EU, stellte Frau Bernbach nüchtern und sachlich fest, habe ihre „Migrationspolitik ungarisiert“, Ungarns „Demokrator“ Orbán habe sich „durchgesetzt“.

Nur zur Erinnerung: Die EU besteht aus 27 Staaten. In Luxemburg saßen ebenso viele Innenminister zusammen. Orbán nahm an dem Treffen nicht teil, er zog im Hintergrund die Strippen und „ungarisierte“ die Konferenz. Zu essen gab es Szegediner Gulasch, zu trinken Tüzkö Pinot Grigio, zum Nachtisch ungarischen Brotpudding und dazwischen immer wieder Runden von „Maikäferflugbenzin“, einem Likör aus 16 heimischen Kräutern.

Dermaßen betäubt und benebelt ließen sich die Innenminister von Orbán über den Tisch ziehen und trieben Andrea Dernbach auf die Palme. „Um uns im reichen Norden der Welt vor der Ankunft einiger hunderttausend Menschen im Jahr zu bewahren“, habe die EU Menschen ausgesperrt, „die vor dem Untergang fliehen, vor Kriegen, Naturkatastrophen, Landraub, die ihnen das Leben am Ort ihrer Herkunft unmöglich machen“.

Die Mauer muss weg!

Es lohnt sich, den Text in Gänze zu lesen. Er ist dermaßen suggestiv verfasst, dass man am Ende meint, solange die EU nicht alle Flüchtlinge der Welt aufgenommen hat, sei sie mitverantwortlich für die Leiden der Menschen, die „vor dem Untergang fliehen, vor Kriegen, Naturkatastrophen, Landraub, die ihnen das Leben am Ort ihrer Herkunft unmöglich machen“. Dabei gehe es doch nur um eine überschaubere Anzahl von Menschen. O-Ton Dernbach: „Allein Deutschland brauchte statt Grenzbefestigungen etwa eine halbe Million Menschen jährlich, wenn es nicht wirklich aussterben, sondern seine Produktivität und sein Sozialsystem erhalten will.“

Jetzt Neu und nur für kurze Zeit!

Soll heißen: Um Deutschland die Produktivität und das Sozialsystem zu erhalten, müssen die Grenzbefestigungen abgerissen werden. Die Mauer muss weg! Sonst sterben die Deutschen aus! Wirklich.

Die Sorge ist nicht neu. Sie hat nur ihre Richtung geändert. Ging es früher darum, die Volksschädlinge außer Landes zu schaffen, soll heute eine halbe Million Menschen importiert werden, um dem Volkstod zu entgehen. Dass die eine Idee ebenso rassistisch kontaminiert ist wie die andere, liegt auf der Hand. Es geht nicht um die, es geht um uns.

Es ist nicht das erste Mal, dass Andrea Dernbach eine originelle, allerdings auch kontrafaktische Idee in die Freiheit entlässt. Kurz nach der multikulturellen Silvester-Fete auf der Kölner Domplatte erklärte sie in Ko-Operation mit einer Kollegin, was in dieser Nacht wirklich passiert war, nämlich: Die Frauen hatten den Männern, von denen sie angeblich sexuell belästigt wurden, eine Falle gestellt, damit diese… Aber lesen Sie selbst. Und erfahren Sie nebenbei einiges über einen talentierten Kollegen von der SZ.

Diese Seite braucht Ihre Unterstützung

Wenn Sie weiter Artikel wie diesen lesen wollen, helfen Sie bitte mit! Sichern Sie kritischen, unabhängigen Journalismus, der keine GEZ-Gebühren oder Steuergelder bekommt, und keinen Milliardär als Sponsor hat. Und deswegen nur Ihnen gegenüber verpflichtet ist – den Lesern! 1000 Dank!!!
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.

Mein aktuelles Video

„Zigeuner“-Verbot für Schriftsteller, kritische Journalisten als irre Lügner: Die Irrsinns-Chronik

YouTube player

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Henryk Modest Broder, geb 1946 in Katowice/Polen, kam 1958 mit seinen Eltern über Wien nach Köln, wo er zuerst den Führerschein und dann das Abitur machte. Sein Weg führte ihn von den St. Pauli Nachrichten, konkret und pardon über die Frankfurter Rundschau, die taz, die ZEIT und den SPIEGEL zur Welt-Gruppe. Mitbegründer der Achse des Guten. In seiner Freizeit sammelt er Schneekugeln und Kühlschrankmagneten und pflegt seinen Migrationshintergrund.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf achgut.com

Bild: Shutterstock

mehr zum Thema auf reitschuster.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert