Ein Gastbeitrag von Vera Lengsfeld
Die grüne Frontfrau Katrin Göring-Eckardt hat kürzlich in einer Talkshow geäußert, die Regierung müsste radikaler werden. Damit gießt sie Öl ins Feuer des grünen Radikalisierungsprozesses, der bereits in vollem Gange ist.
Klimaschützer aller Couleur werden in ihren Aktionen immer häufiger straffällig. Sie kleben sich nicht nur an Gemälde und Dirigentenpulte an, wobei sie jede Erklärung schuldig bleiben, welchen Einfluss das auf die Klimarettung haben soll.
Inzwischen stören sie nicht nur den Verkehr und haben damit bereits ein Todesopfer zu verantworten, sondern auch den Flugbetrieb im Hauptstadtflughafen.
Trotzdem haben sie nicht nur den Verfassungsschutzpräsidenten Haldenwang an ihrer Seite, der solche Taten „großartig“ findet und nichts Verfassungsfeindliches darin findet, wenn Fridays for Future sagt, wir hätten keine Zeit mehr für Demokratie.
Auch Kirchenvertreter wie Bischof Bilz stärken den Klima-Radikalen den Rücken.
Er frage sich, ob es sinnvoll sei, die Aktivisten als Straftäter abzustempeln: “Wir sollten vielleicht mehr auf die Geschichte des zivilen Ungehorsams schauen und seine Verankerung in der Demokratie.” Das Rechtssystem werde durch die Klimaaktivisten nicht außer Kraft gesetzt. Er habe “Sympathie für kreative Klimaaktivisten”.
Inzwischen hat diese „Kreativität“ ein gefährliches Ausmaß angenommen. Wer nicht auf die Forderungen der Klimaaktivisten hören will, muss Konsequenzen von ihrer Seite fürchten.
So ging es den Betreibern der Pfänner Hall in Braunsbedra, die der Aufforderung, dem Europäischen Institut für Klima und Energie, EIKE, den Raum für ihre jährliche Klimakonferenz zu kündigen, nicht nachgekommen sind.
Als die Tagungsteilnehmer ihre Arbeit fortsetzen wollten, standen sie vor einem Gebäude, das mit großflächigen Graffitis verunstaltet war. Die Türen ließen sich zunächst nicht öffnen, weil die Schlösser verklebt waren, Scheiben waren zerschlagen worden.
Sieht so ziviler Widerstand in einer Demokratie aus, möchte man Bischof Bilz fragen.
Dass die Klimaschützer, die doch meinen, die satte Mehrheit der Wissenschaftler hinter sich zu haben, so gewalttätig auf Andersdenkende reagieren, gibt zu denken. Aus der Geschichte wissen wir, dass erst Sachen angegriffen werden und die Angriffe auf Menschen später folgen.
Dabei sind die Aktivisten auch noch feige. Sie arbeiten mit Denunziation und Verleumdung und scheuen die direkte Kontroverse. Statt die „Leugner“ mit guten Argumenten zu widerlegen, sollen sie mundtot gemacht werden.
Da spielt gewiss eine Rolle, dass hinter der Radikalität, mit der in Deutschland „Klimaschutz“ eingefordert wird, von der Tatsache abgelenkt werden muss, dass Deutschland weniger als 2% zum globalen CO2-Ausstoß beiträgt, während China nicht nur größter Emittent ist, sondern laut Pariser Abkommen in den nächsten Jahren seine Emissionen planmäßig erhöhen darf. Deutschland ruiniert seine Wirtschaft also ganz umsonst, denn was hier eingespart wird, kann China ausstoßen. Wenn diese Tatsache im Bewusstsein der Öffentlichkeit wäre, würde dies das Ende der Akzeptanz für den Klimaschutz bedeuten.
Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Vera Lengsfeld, geboren 1952 in Thüringen, ist eine Politikerin und Publizistin. Sie war Bürgerrechtlerin und Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Von 1990 bis 2005 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages, zunächst bis 1996 für Bündnis 90/Die Grünen, ab 1996 für die CDU. Seitdem betätigt sie sich als freischaffende Autorin. 2008 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Sie betreibt einen Blog, den ich sehr empfehle. Der Beitrag erschien zuerst auf Vera Lengsfelds Blog.
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