Von Dana Samson
Von zu Hause studieren, Schule haben oder arbeiten kann immense Vorteile haben. Der Weg zur Uni, Schule und Arbeit ist kurz, man stolpert vom Bett zum Schreibtisch, nebenbei wird gefrühstückt und es wird eine Menge Zeit gespart. Die Jogginghose macht das Leben gemütlich und für Seminare, Meetings und Unterricht auf Zoom muss man sich auch nicht mehr schick machen, die „defekte Kamera“ oder „schlechte Internetverbindung“ löst das Problem. Man möchte meinen, das Leben wird einfacher, wenn man alles von zu Hause aus machen kann. Corona ist insofern doch schon fast ein Geschenk, das Leben wieder mehr genießen zu können, oder?
Nein. Zahlreiche Forschungsergebnisse zeigen bei Kindern drastische Folgen, welche die Corona-Maßnahmen und die Online-Lehre mit sich ziehen. Die negativen Folgen übertreffen die positiven Aspekte. Vor allem für Kinder lassen sich einige Forschungsergebnisse zusammenfassen:
Besonders besorgniserregend sind die psychosozialen Beschwerden durch die Corona-Maßnahmen bei Kindern. Die Zeit der Pandemie sei für zwei Drittel der Kinder belastend gewesen, sie litten unter Depressionen, Angststörungen und enormem Druck. Besonders die Angst vor dem Virus werde von den Kindern als belastend wahrgenommen. Die „Coronavirus-Angst“ verunsichere Kinder, versetze sie in negativen Stress und Depressionen seien die Folge. Auch die UNICEF veröffentlichte eine Studie, dass jeder siebte junge Mensch durch die Corona-Maßnahmen mit psychischen Problemen zu kämpfen habe. Ausgrenzung von nicht geimpften Kindern und die 2G-Regeln beim Sportverein, Klassenfahrten oder in der Kantine lassen den psychischen Druck weiter ansteigen. Zum größten Schock gibt es dann noch eine Studie aus den USA, in welcher festgestellt wurde, dass die Corona-Gesundheitspolitik die geistige Entwicklung von Kindern behindere. Suizid-Versuche stiegen in Folge von Corona enorm an. Die negativen Folgen sind besonders bei den Kindern gravierend und mit keinem Argument der Vorteile von Homeschooling schön zu reden.
Die Beobachtungen bei Kindern lassen zu einem großen Teil auch auf Studenten und Arbeitnehmer anwenden. Es gibt immer wieder neue Erkenntnisse von einer enormen Verschlechterung der geistigen Gesundheit all jener, die viel von zu Hause arbeiten und lernen.
Nun meldet sich das Studentenwerk zu der allgemeinen psychischen Verschlechterung von Studenten. „Die psychosoziale Beratung der Studenten- und Studierendenwerke wird förmlich überrannt, die Wartezeiten werden länger“, sagte der Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks, Matthias Anbuhl. Die fehlende Präsenzlehre rief bei einigen Studenten Vereinsamung, digitale Isolation und depressive Verstimmung hervor. Anbuhl appellierte an Bund und Länder, dass Studenten stärker in der Corona-Politik berücksichtigt werden. Die Universitäten müssen so lange wie möglich geöffnet bleiben.
Ein sehr wichtiger Aspekt wird häufig vergessen: Einige Studenten haben, obwohl die Universitäten grundsätzlich wieder geöffnet haben, die Universität seit zwei Jahren überhaupt nicht betreten. Die Universitäten haben nicht in Gänze geöffnet, sondern nur zu geringen Teilen. Bevorzugt werden praktische Seminare in Präsenz durchgeführt, beispielsweise praktische Untersuchungen in der Medizin oder Sport-Seminare. Philosophen und viele mehr müssen in den sauren Apfel beißen und weiterhin über Zoom vom WG-Zimmer aus philosophieren.
In einem studentischen Forum wurde sich anonym über das weitere Vorgehen unterhalten; Präsenz oder Digital? Ein Student merkte an, „dass in den freizeitlichen Lebensbereichen der Kontakt mehr oder weniger kaum eingeschränkt ist“ und er es unverhältnismäßig finde, „zuerst dem Bereich der Uni das ’normale‘ Leben zu entziehen, der doch vergleichbar mit den unbedingt offen zu haltenden Schulen und Kitas ist. […] Nach eineinhalb Jahren digitaler Lehre fehlt einem dann doch die Motivation, sich den ganzen Tag diversen Zoommeetings zu widmen. Dass einem die soziale Atmosphäre fehlt und das Lernengagement in der Uni selbst ein ganz anderes ist, ist allgemeiner Konsens und genügend kritisiert worden.“
Ein weiterer Student berichtet von Depressionen und bevorzugt aus dem Grund das Präsenzstudium. Die meisten berichten davon, dass sie in Präsenz eine wesentlich höhere Aufmerksamkeit haben und ihnen die mentale, psychische Gesundheit wichtig sei, die in der Online-Lehre sehr gelitten habe.
„Die Onlinesemester haben zu einer wesentlichen Verschlechterung meiner mentalen Gesundheit geführt“, schreibt ein Kommilitone.
Manche weisen darauf hin, dass zusätzlich in den gelüfteten Seminarräumen und der Maskenpflicht kaum eine Ansteckungsgefahr bestünde. Demnach gebe es keine Gründe gegen die Präsenzlehre.
Leider wird das von einigen Dozenten ignoriert. Die Universitäten ermöglichen unter Hygienevorschriften wieder Präsenzveranstaltungen. Auch wenn nicht alle Seminare und Vorlesungen in das Konzept passen, könnte es der Großteil sein. Die Dozierenden scheinen von der Idee allerdings nicht allzu angetan. Auch auf Rückfrage verneinen einige Lehrende Vorschläge, sich in Präsenz zu treffen. Die Gründe scheinen ihnen dabei egal.
Die Initiative „Studenten stehen auf“ setzt sich schon seit Monaten für die Rückkehr der Präsenzlehre ein. Sie treffen sich immer mehr und werden aktiv, auch zu den Montagsspaziergängen.
Aus welchem Grund sich die Politik den Universitäten nicht näher widmet, ist nicht nachzuvollziehen. In allen Bereichen der Bildung ist eine unglaublich hohe Menge von Nachteilen der Online-Lehre zu erkennen. Das Homeschooling belastet Kinder enorm, die Parallelen zur Online-Uni oder dem Homeoffice sind immens. Jeder Nachteil spricht gegen die Fortsetzung von Online-Veranstaltungen. Ganz besonders spricht die Fülle an negativen Folgen gegen den vermeintlichen Vorteil, in Jogginghose von zu Hause arbeiten zu können. Die Politik provoziert mit ihrem Agieren negative psychische Folgen und Depressionen bei jungen Menschen. Das ist seit Monaten zu beobachten und der Regierung genügend bekannt, als dass sie es weiter ignorieren könnte.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Dana Samson studiert an einer deutschen Universität und schreibt hier unter Pseudonym.
Bild: PR Image Factory/ShutterstockText: ds
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