Die Aufgabe, die ZDF-„Komiker“ Jan Böhmermann in der Merkelschen Bundesrepublik übernommen hat und bis heute ausführt, erledigen in autoritären Staaten Geheimdienste: Der Selbstdarsteller mit dem großen Ego agiert wie ein politischer „Auftragskiller“: Er versucht, politische Karrieren zu zerstören. Und alles deutet darauf hin, dass nicht er dabei die Strippen zieht – schon sein Intellekt wäre dafür kaum ausreichend. Böhmermann ist das ausführende Organ. Immerhin hat er es schon geschafft, mit dem „Ibiza“-Video auf höchst dubiose Weise einen Vize-Kanzler in Österreich zu stürzen – wo der Erfolg der Koalition zwischen der ÖVP und dem österreichischen AfD-Pendant FPÖ höchst gefährliche Signalwirkung für Merkel und Deutschland entfaltete. Auch im Falle des Videos wirkte es so, als sei Böhmermann, dem sein Zynismus aus allen Poren trieft, lediglich der willige Vollstrecker, der die Verantwortung übernimmt für etwas, was andere eingefädelt haben.
Aktuell hat der willige Selbstdarsteller einen neuen Versuch eines politischen „Auftragsmords“ übernommen – und sich dabei gründlich übernommen. Er hat sich nicht nur bis auf die Knochen blamiert, sondern auch entlarvt. Leider werden es die meisten Gebührenzahler nicht erfahren. Weil die „Frankfurter Allgemeine“ (FAZ), die darüber berichtet, den Artikel hinter einer Bezahlschranke stehen hat. So kann man sagen, dass man zwar berichtet hat – richtet aber nicht allzu viel Schaden für den polit-medialen Komplex an, für den Böhmermann geradezu symbolisch steht.
Im Visier des Aktivisten diesmal: der CSU-Politiker Christian Schmidt. Der unter Angela Merkel Landwirtschaftsminister war und seit August 2021 „Hoher Repräsentant der Staatengemeinschaft“ in Bosnien ist. Schmidt gilt als einer der wenigen Politiker in den großen Parteien, der nicht „woke“ ist und nicht wie sein Parteichef Markus Söder brav Männchen vor Rot-Grün macht. Vielleicht wurde er deshalb auf den Balkan abgeschoben.
Energische Lobbygruppe
Das kleine Land interessiert deutsche Medien normalerweise kaum. Umso bemerkenswerter, dass Böhmermann ihm jetzt in seinem „ZDF Magazin Royale“ einen Beitrag widmete. Blöd nur: „Das war kurzweilig, doch der Vorwurf der mangelnden Kompetenz, der gegen Schmidt in der Show unter anderem erhoben wird, fällt zum Teil auf die Macher der Sendung zurück“, wie die FAZ hinter der Bezahlschranke schreibt: „Viele der dort aufgestellten Behauptungen treffen so nämlich nicht zu. Auch wenn das gewiss nicht die Absicht von Böhmermanns Team gewesen sein wird, lässt sich die Sendung auch als Teil eines Machtkampfes verstehen, bei dem es einer kleinen, aber energischen Lobbygruppe in Deutschland darum geht, Schmidt abzulösen und durch einen anderen Kandidaten zu ersetzen.“
Wie bitte, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FAZ, sind Sie sich sicher, dass dies „gewiss nicht die Absicht von Böhmermanns Team gewesen sein wird“? Wenn man sich das Wirken Böhmermanns ansieht, dann spricht viel dafür, dass genau dies die Absicht war. Die Methode ist übrigens nicht neu. Ich kenne sie seit Russland unter Jelzin, als sich einflussreiche Akteure, insbesondere Oligarchen, „Journalisten wie Kettenhunde hielten, um sie im entscheidenden Moment auf ihre Gegner loszulassen“, wie das ein kluger Kollege einmal formulierte. Und was mich sehr an Böhmermann & Co. erinnert.
Dass Schmidt „zum Spottobjekt einer Satireshow wurde, hat er sich zum Teil selbst zuzuschreiben“, schreibt die „FAZ“: „Ein Wutanfall auf einer Pressekonferenz im vergangenen Jahr war einerseits verständlich, da der Politiker in Bosnien mit zum Teil hanebüchenen Vorwürfen eingedeckt worden war, die bis ins Private gingen.“ Der Wutanfall ist aber schon lange her. Warum greift ihn Böhmermann mit solchem Abstand auf?
Haarsträubendste Fehler
„Wie zuvor schon in bosnischen Medien werden auch bei Böhmermann Behauptungen über Schmidt verbreitet, die so nicht zutreffen. Der aus Bosnien stammende ehemalige Journalist Krsto Lazarević, der als Pressesprecher eines Europa-Abgeordneten der deutschen Grünen nicht im Verdacht steht, Schmidt politisch stützen zu wollen, hat einige der haarsträubendsten Fehler in einer Zusammenstellung auf Twitter überzeugend nachgewiesen“, schreibt die FAZ: „So trifft ein Beispiel, das einen Angriff Schmidts auf die Pressefreiheit in Bosnien belegen soll, so nicht zu. Auch die Behauptung, eine von Schmidt dekretierte Wahlrechtsreform habe bewirkt, dass in Bosnien nun die Stimmen von Serben zehnfach mehr gälten als die von Bosniaken, ist bestenfalls irreführend.“
Diese Woche geht es bei @janboehm im @zdfmagazin um mein Herkunftsland Bosnien-Herzegowina und den hohen Repräsentanten.
Wichtiges Thema – gut, dass sie es aufgegriffen haben. Leider haben sich auch Fehler und Verkürzungen eingeschlichen.
Ein Thread:https://t.co/f92fduiUNT
— Krsto Lazarević @[email protected] (@Krstorevic) February 18, 2023
Dabei haben sich Böhmermann und seine Helfer unter anderem auf ein bosnisches Portal berufen, das schon die absurde Theorie verbreitet hatte, Schmidt sei nur aufgrund eines deutsch-russischen Hinterzimmerdeals nach Sarajevo geschickt worden. Besonders pikant: „Lazarević war vor der Sendung von Böhmermanns Redaktion mit der Bitte um Einschätzungen kontaktiert worden und hatte gewarnt, dass die Darstellung, Schmidt sei für eine krasse Benachteiligung von Muslimen in Bosnien verantwortlich, so nicht haltbar sei.“ Aber an Fakten war das Böhmermann-Team offenbar nicht interessiert. Warum?
Die Behauptung, Schmidt mache gemeinsame Sache mit dem bosnisch-serbischen Separatistenführer Milorad Dodik, ist nach Ansicht der Kollegen ebenfalls zweifelhaft: „Erst unlängst hat Schmidt in einem Interview mit der serbischen Wochenzeitung ‘NINæ unmissverständlich festgestellt, das Dodik kein Recht auf ein Unabhängigkeitsreferendum seiner bosnisch-serbischen Entität habe. Dass er kritischer gegenüber Dodik sein könnte, halten ihm allerdings viele vor.“
Ohne Belege
Besonders bemerkenswert ist die Parallelität von Böhmermanns TV-Attacke mit einem offenen Brief an den Auswärtigen Ausschuss des Bundestages. Darin forderten vier Unterzeichner, die sich selbst als „ausgewiesene Bosnien-Experten“ sehen, dass Schmidt abberufen werden müsse. Ohne Belege zu nennen, werfen sie ihm unter anderem „Vetternwirtschaft“ vor, so die FAZ: „Als treibende Kraft hinter dem Brief gilt die Mitunterzeichnerin und einstige „Spiegel“-Journalistin Marion Kraske, die später das Büro der Böll-Stiftung in Sarajevo leitete.“
Dem Bericht zufolge gilt aber Kraske auch „vielen Grünen als zu extrem in ihren Ansichten zu Bosnien, was ein Grund dafür sein könnte, dass niemand aus der Partei den offenen Brief unterzeichnete“. Auffällig ist laut FAZ auch, „dass in dem Brief zwar eine Abberufung Schmidts gefordert wird, die Initiatoren dessen viel kritisiertes Amt, eine Art Kolonialbehörde, aber offenbar beibehalten wollen. So entsteht der Eindruck, dass es der Gruppe vor allem darum geht, einen neuen Statthalter ins Amt zu hieven, der seine Vollmachten dann nutzen soll, um ihre eigenen Vorstellungen von der Zukunft Bosniens durchzusetzen.“
Bei mir entsteht noch ein Eindruck: Dass sich Böhmermann hier nicht nur bis auf die Knochen blamiert, sondern auch demaskiert hat: Er missbraucht seine Stellung beim durch Zwangsgebühren finanzierten ZDF für politische Auftragsarbeit. Ein Hohn auf die Grundsätze des öffentlich-rechtlichen Systems und ein grober Verstoß gegen den Medienstaatsvertrag, der Gesetzesrang hat. Aber solche Gesetzesverstöße werden heutzutage offenbar nicht nur akzeptiert – sie scheinen geradezu gewollt.
Für meine Arbeit müssen Sie keine Zwangsgebühren zahlen und auch nicht mit Ihren Steuergeldern aufkommen, etwa über Regierungs-Reklameanzeigen. Hinter meiner Seite steht auch kein spendabler Milliardär. Mein einziger „Arbeitgeber“ sind Sie, meine lieben Leserinnen und Leser. Dadurch bin ich nur Ihnen verpflichtet! Und bin Ihnen außerordentlich dankbar für Ihre Unterstützung! Nur sie macht meine Arbeit möglich!
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