Von Kai Rebmann
Vielen gilt er nicht nur als das Gesicht der Pandemie, sondern vor allem auch der in diesem Zuge verhängten Maßnahmen. Bei nicht wenigen davon waren der Nutzen und/oder die Verhältnismäßigkeit schon damals heftig umstritten, so etwa bei den monatelangen Schulschließungen oder dem einsamen Sterben in den Pflegeheimen und Krankenhäusern.
Andere sehen in Prof. Dr. Christian Drosten schlicht einen jener „Profiteure der Angst“, die im Jahr 2009 in einer gleichnamigen Arte-Doku, die so – jedenfalls auf besagtem Sender – heute wohl nicht mehr möglich wäre, vorgestellt wurden. Und dass sich mit der Angst der Menschen immer Geld verdienen lässt, dessen ist sich der Charité-Virologe auch heute, 15 Jahre später, noch bewusst.
Nicht umsonst bringt sich Christian Drosten ausgerechnet jetzt wieder selbst ins Gespräch, wenn es darum geht, sein eben erschienenes Buch „Alles überstanden?“ zu bewerben, dessen Inhaltsbeschreibung sich in sieben Worten zusammenfassen lässt: „Nach der Pandemie ist vor der Pandemie“.
Drosten weist 'Schuldbegriff' zurück
Eine willige Plattform für derartige Warnungen boten zuletzt das RND oder die ZDF-Talkerin Maybrit Illner. Letztere versuchte sich in einem Ansatz einer Aufarbeitung und konfrontierte Drosten unter anderem mit dessen Rolle während der zurückliegenden Jahre. „Niemand hat die Schuld“, beharrte der Chef-Alarmist der Corona-Jahre und stieß damit ins selbe Horn wie schon so viele vor ihm, die sich ihrer Verantwortung zumindest im Stillen mit einiger Sicherheit sehr wohl bewusst sein dürften.
Es sei eine „absolute Ausnahmesituation“ gewesen, in der der „Schuldbegriff“ nicht passe. Sicher sei vielmehr: „Das nächste Virus ist wahrscheinlich wieder anders. Wir werden wieder genauso viel nicht wissen.“
Hört, hört! Wer angesichts dieser Worte jetzt aber dachte, diese seien der selbst gewählte Einstieg in eine Corona- und Maßnahmen-Beichte gewesen, der sah sich getäuscht. Mehr noch: Drosten hatte zuvor seine Hände schon in Unschuld gewaschen und für sich in Anspruch genommen, er habe sich ja nicht aufgedrängt. Auch davon, dass er selbst einer der vehementesten Befürworter etwa von Schulschließungen war, wollte Drosten im ZDF nicht mehr allzu viel wissen.
'Jeder hatte die Möglichkeit, sich unabhängig zu informieren'
Der Auftritt des Haus-und-Hof-Experten zweier Bundesregierungen schlug auch in den sozialen Medien einige Wellen. Die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot schlug via X die folgende Einordnung vor: „Es geht auch nicht so sehr um ‚Schuld‘, sondern um politische Verantwortung!“
Problem: Wenn es um „politische Verantwortung“ geht, war dieser Begriff bis vor wenigen Jahren noch ein Synonym für „Rücktritt“. Einen solchen hat es in dem hier behandelten Zusammenhang – von einigen Bauernopfern abgesehen – aber keinen einzigen gegeben, jedenfalls nicht auf einer bundespolitischen Ebene. Mit Rücktritten und der damit einhergehenden Übernahme der „politischen Verantwortung“ hätten sich die bisweilen aufgeheizten Debatten über eine Aufarbeitung der Corona-Jahre womöglich ganz anders entwickelt. Wohlgemerkt, ein politisches Fehlverhalten ist nicht gleichzusetzen mit einem justiziablen Handeln, jedenfalls nicht zwangsläufig.
Und so wussten auch viele X-Nutzer mit der Differenzierung zwischen „Schuld“ und „politischer Verantwortung“ nicht wirklich viel anzufangen. Dr. Markus Krall wählte dabei sehr drastische Worte: „Diese Leute, Drosten vorneweg, haben in brutalster und menschenverachtender Weise die körperliche Autonomie von Millionen Menschen angegriffen, in einer Anmaßung nicht vorhandenen Wissens und einer Arroganz der Macht mit dramatischen, ja tödliche(n) Folgen für tausende. Hier geht es um Schuld, und so müssen wir auch damit umgehen.“
Andere kritisieren die „totalitäre Vorstellung von Wissenschaft“, die „rein willkürlich“ getroffenen Entscheidungen oder die von vielen Verantwortlichen (oder Schuldigen?) betriebene „Anmaßung von Deutungshoheit“ in diesem Kontext. Eben dieses Einbahnstraßen-Denken moniert auch ein Nutzer namens „Harry Hyrsch“, der daran erinnert: „Es hatte jeder die Möglichkeit sich unabhängig zu informieren. Nur leider war der bequemere Weg, alles mitzumachen. Mit zum Teil tödlichen Folgen. Der vernünftige Weg führt nur über mehr Eigenverantwortung.“
Tatort-Star fühlt sich an totalitäre Methoden erinnert
Kontra gab es für Drosten aber auch vor laufender Kamera. Der in der DDR aufgewachsene Tatort-Star Jan-Josef Liefers sagte über die Corona-Jahre: „Das war kein guter Moment in unserer Demokratie. Da waren wir hart an Methoden, die ich eher totalitär in Erinnerung habe.“ Der Schauspieler legte einmal mehr den Finger in die Wunde und erinnerte Drosten und seine weiteren Zuhörer daran, „was in großen deutschen Qualitätsmedien von intelligenten, einflussreichen und klugen und ernstzunehmenden Menschen vorgebracht wurde gegen Ungeimpfte“.
Von politischer Verantwortung oder Schuldzuweisungen – wie man es nun auch nennen mag – war auch Malu Dreyer (SPD) weit entfernt. Die Noch-Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz betonte: „Wir hatten ein einziges Ziel – zu schauen, wie wir Menschen schützen und das Gesundheitssystem nicht überlastet wird.“
Das mag sein, aber nicht nur Frau Dreyer sollte dabei bedenken: Der Weg zur Hölle war schon immer gepflastert mit guten Absichten!
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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