Einblick in Putins „Bunker“ INNENANSICHTEN AUS RUSSLAND

Zweiter von links: Peskow, vorne rechts: Schojgu

Die „Weltwoche“ in Zürich hat mich gebeten, ganz kurz Putins engstes Umfeld zu beschreiben. Hier mein Text dazu, der heute in dem Schweizer Blatt erschienen ist. Den letzten der vier genannten kenne ich übrigens aus alten Zeiten gut, wir waren bzw. sind sogar per Du (was in Russland anders als in Deutschland noch etwas bedeutet; noch vor einigen Jahren empfing er mich im Präsidialamt in Moskau – das Treffen war ebenso hoch interessant wie höchst alarmierend).

Wladimir Putin lebt in einer Männerwelt. In einer sehr engen. Schon vor Corona neigte er dazu, sich immer mehr abzuschotten. Der Kreis derjenigen, die noch Zugang hatten, wurde immer kleiner. Doch mit dem Virus wurde die Abschottung immer radikaler. Putin zog sich in den „Bunker“ zurück, wie es in Moskau heißt – eher sinnbildlich als buchstäblich. Aus Angst vor einer Ansteckung reduzierte er die physischen Kontakte zur Außenwelt auf ein Minimum. Wer sind die Männer, die jetzt noch in engem Kontakt zu ihm stehen, die Einfluss auf ihn haben? Eine kurze Innenansicht in den „Bunker“. 

Sergej Schojgu (66): Ausgerechnet der Mann, der noch unter dem inzwischen verhassten Präsidenten Boris Jelzin Karriere gemacht und den russischen Katastrophenschutz aufgebaut hat, gilt heute als engster Vertrauter des Präsidenten. Der ebenso brachiale wie kraftstrotzende Tuwiner – ein Turkvolk im südsibirischen Altai-Gebirge – ist als Verteidigungsminister auch die wichtigste Stütze in Putins Machtpoker. Als Angehöriger einer nationalen Minderheit hätte er zudem wenig Chancen auf das Präsidentenamt – weshalb seine Machtfülle für Putin weniger bedrohlich ist.

Viktor Solotow (68): Er war schon als Leibwächter von Boris Jelzin während des Putsches von Altkommunisten 1991 auf dessen Seite auf einem Panzer vor dem „Weißen Haus“ in Moskau. Als Leibwächter von Putins Chef, Sankt Petersburgs Bürgermeister Anatolij Sobtschak, kam der KGB-Mann dem heutigen Präsidenten näher und wurde zu einem seiner engsten Vertrauten. Seit 2016 kommandiert er die unter Putin neu aufgebaute Nationalgarde – in der Kritiker eine Privatarmee des Kremls-Chefs für die Unterdrückung von Aufständen und Demonstrationen im Land sehen. Ebenso wie Putin neigt Solotow zur Gossen-Sprache, ist aber deutlich hemdsärmeliger als sein Chef und droht Kritikern schon mal Prügel an.

Nikolai Patruschew (71): Er kennt Putin noch aus gemeinsamen Tagen beim KGB in Petersburg. Als Geheimdienstchef war er die Streitaxt seines alten Kollegen, heute ist er als Chef des mächtigen Sicherheitsrates die Feuerwehr, und wenn es irgendwo brennt, ist er schnell persönlich zur Stelle – auch im Ausland. Zwar KGB-Mann durch und durch, gilt er doch als der Gemäßigte im inneren Zirkel. Er soll gegen den Überfall auf die Ukraine gewesen sein, leichte Diskrepanzen mit dem Chef wurden sogar öffentlich sichtbar. Aber er konnte sich nicht durchsetzen.

Dmitrij Peskow (54): Der gelernte Diplomat diente sich in der Pressestelle zum Chefsprecher Putins hoch. Formell hat er damit zwar keine Macht. Aber er hat ständig Zugang zum „Körper Nummer eins“, wie Putin im Kreml-Jargon genannt wird. Und dieser Zugang bietet gerade in diesen Zeiten totaler Abschottung des Staatschefs mehr Einfluss als die meisten Ämter. Was im Westen geflissentlich übersehen wird. Peskow steuert den gesamten russischen Medienapparat.

Das Leid in der Ukraine ist unermesslich. Es trifft auch viele Freunde von mir, weswegen es mich ganz besonders bewegt. Bitte helfen Sie den Menschen dort – hier finden Sie eine Übersicht, wie Sie helfen können. Einen guten Hinweis für Ihre Hilfe, die direkt bei konkreten Menschen ankommt, finden Sie in dem oben erwähnten Artikel von kath.net (ganz am Schluss, über diesen Link hier).

Bild: IRINA SHI/Shutterstock
Text: br

mehr zum Thema aus reitschuster.de

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert