Eine Million für die Traumfrau Geschichten zum Schmunzeln zwischen den Jahren

Hand aufs Herz: Haben Sie es nicht auch satt, ständig negative Nachrichten zu lesen? Bei denen man denkt, es seien „Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus“? Was sie aber leider nicht sind – denn es sind reale Neuigkeiten aus Deutschland. Über die Feiertage, zwischen den Jahren, möchte ich Ihnen ein Kontrastprogramm bieten, aus meiner Zeit in Russland. Zum Entspannen und Schmunzeln. Voilà:

Wer träumt ihn nicht, den Traum vom idealen Partner? Und kann man es jemandem übel nehmen, wenn er – so er den vollendeten Widerpart unverhofft gefunden hat – völlig dahin schmilzt? Wenn er dabei jenes Mindestmaß an Vorsicht verliert, das in amourösen Dingen genauso überlebenswichtig ist wie auf der Autobahn der Sicherheitsabstand? Zumal das Tempo in Liebesdingen oft höher ist als jede Richtgeschwindigkeit – weswegen immer eine Hand auf der Handbremse liegen bleiben sollte.

Wie die Hinweise zu Nebenwirkungen in Medikamenten sind solche Sicherheitswarnungen leicht zu schreiben und zu lesen, aber schwer zu befolgen. Das musste kürzlich ein bekannter russischer Maler erleben, den wir hier nicht beim Namen nennen wollen, um ihm wenigstens den Spott zu ersparen, wenn das mit dem Schaden schon nicht gelungen ist. Wobei alles nur eine Frage der Betrachtungsweise ist – und besagter Künstler vielleicht, ganz im Gegenteil, unseren aufrichtigen Neid verdient hat.

Iwan Rebroff-Kopie als Frauenheld

Aber alles der Reihe nach. Der Mann, der aussieht wie eine junge, schmale Lizenzausgabe von Iwan Rebroff, gilt in Moskau nicht nur als einer der größten Frauenhelden. Er hat es mit seinen Bildern zu einem gewaltigen Vermögen gebracht. Geschickt nutzt er die Mechanismen im obrigkeitshörigen russischen Staatswesen: Vom Präsidenten bis hin zum Gouverneur – er verschenkt Porträtbilder an die Mächtigen – und malt sodann für viel Geld ihre Untergebenen, die natürlich vom gleichem Künstler gepinselt werden wollen wie ihr Chef.

Beim berühmten russischen Kinofestival „Kinotawr“ in Sotschi, zwischen Palmen und Schwarzem Meer, lernte unser Künstler eine naturgewaltige Blondine kennen, üppig geformt, so ganz nach seinem Geschmack. Pech nur, dass Lena, wie die junge Schönheit hieß, mit ihrem gesetzlich Angetrauten unterwegs war. Doch dieses Problem löste sich schneller in Luft auf, als es unser Künstler ahnen konnte: Wenig später traf er Lena wieder, in einem Luxus-Hotel, das, wie könnte es anders sein in einer Geschichte aus Russland, zum Gasprom-Konzern gehört. Des einen Leid, des anderen Glück, und so war der Künstler denn auch gar nicht so richtig traurig, als Lena plötzlich zu weinen begann: „Ich habe meinen Mann verlassen, er ist ein Unmensch!“

Ein echter Gentleman versucht in so einer Situation selbstverständlich, eine Dame zu trösten, umso mehr, wenn es sich um eine junge, üppige Blondine handelt. So ließ sich auch unser Künstler, dem schwachen Geschlecht ohnedies stets innig zugeneigt, nicht lumpen und setzte alle Hebel in Bewegung, um Lena über ihren Kummer hinweg zu helfen. Dabei traute er bald nicht nur seinen Augen, sondern sämtlichen Sinnen nicht mehr: Erwies sich die junge Dame doch nicht nur äußerlich als seine Traumfrau, sondern schien regelrecht für ihn geschmiedet. Ob es um die Hobbys ging, die gemeinsamen Interessen, den literarischen Geschmack, bevorzugte künstlerische Richtungen oder ganz andere Vorlieben, die hier schamhaft verschwiegen seien: Lena traf in allem den Geschmack unseres Künstlers. Derart, dass ihm das Leben zum Märchen wurde.

Lockvogel Lena

Und so lebten sie glücklich, und wenn sie nicht gestorben sind…, nein, Sie ahnen schon, dass es – leider – so nicht weitergeht. Nach vielen Monaten innigster Zweisamkeit bot Lena dem Künstler an, ihm zu neuem Glück auch an anderer Front zu verhelfen, an der Ungemach drohte. Dem Maler stand nämlich eine Scheidung bevor, und der Gerechtigkeit bzw. je nach Blickwinkel deren Vermeidung zuliebe, wollte er eine Million Pfund, die er auf einer englischen Bank liegen hatte, in Sicherheit bringen vor der Rechtssprechung, genauer gesagt vor der Ex-Gattin in spe. Gut, das ist nicht ganz die feine englische Art, aber wir sind ja auch nicht in England – nur das Geld liegt dort.

Als dienstbarer Geist, als der sich Lena in jeder Hinsicht erwiesen hatte, bot sie natürlich auch in dieser diskreten Frage ihre dezenten Dienste an. Und wie es der Zufall wollte, hatte sie Bekannte in den USA, die wiederum beste Kontakte zu einer Bank hatten, die wiederum eine diskrete Anlage sicherstellen konnte.

Spätestens als Lena von 200 Prozent Zinsen pro Jahr schwärmte, hätte der Künstler misstrauisch werden müssen – wäre er nicht offenbar durch die Freuden der ungetrübten Liebe daran gewohnt gewesen, von ihr alles im üppigen Überfluss zu bekommen. So machte es ihn auch nicht stutzig, als Lena mehrfach um Vorschüsse bat – mal für Steuernachzahlungen für ihren verschwundenen Mann, mal als angebliches Bestechungsgeld für das FBI und den Zoll. Unser Künstler zahlte brav. Und schickte seine Lena später tatsächlich mit dem Geld aus der Londoner Bank in die USA.

Ja, Sie ahnen das Ende: Er sah Lena nie wieder. Und auch sein Geld nicht. Als er mit den vermeintlichen Kontounterlagen in die USA reiste, um an sein Vermögen zu kommen, schaffte er es nur dank guter körperlicher Verfassung und schneller Beine, als freier Mann das Kreditinstitut zu verlassen: Die Unterlagen waren allesamt gefälscht, auf Bankpapier, das seit 20 Jahren ungültig ist. Das jedenfalls stellten die Bankmitarbeiter fest und riefen die Polizei.

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Ganz offensichtlich wurde der Künstler Opfer einer Bande von Trickbetrügern, die Lena als ihren Lockvogel auf ihn ansetzten – und sie derart haargenau auf seine Wünsche, Bedürfnisse und Vorlieben abgerichtet hatten, dass sie ihm geradezu als Seelenverwandte, als weibliches Gegenstück zu seiner Künstlerseele scheinen musste, als die Frau, die ihm alle seine geheimsten Sehnsüchte von den Augen abliest. Dank moderner Technik sind solchen Manipulationen heute keine Grenzen mehr gesetzt. Mit Abhörwanzen etwa ließen sich alle Vorlieben des Künstlers auskundschaften; Moskauer Polizisten bieten den „kleinen Lauschangriff“ auf jedermann gegen bares Bakschisch feil.

Und auch unvorhergesehene Stegreif-Aufgaben sind dank moderner Kommunikation leicht zu meistern: Wenn unser Künstler etwa beim Abendessen seine Vorliebe für Gauguin erwähnte, musste Lena nur ein menschliches Bedürfnis vortäuschen und sich dann von einem gewissen Örtchen aus per Telefon den entsprechenden Wikipedia-Eintrag vorlesen lassen. Schon konnte sie, statt Gauguin für eine Stadt in Belgien zu halten und deren Architektur zu loben, zur neuerlichen Entzückung ihres verliebten Künstlers Gauguins Einfluss auf die Nabis und den Symbolismus herausstreichen und mit blauen Augen schwärmen für seine Abkehr vom Ziel, in der Malerei eine Illusion der Realität zu schaffen.

Dank seiner besten Beziehungen in die höchsten Moskauer Kreise, bis hin zum Geheimdienstchef, hätte der Künstler, so glaubt er zumindest, beste Chancen gehabt, die Übeltäter zu finden. Doch er verzichtete darauf. Das Leben selbst werde sie bestrafen, sagte er. Doch in Wirklichkeit hat seine Zurückhaltung vielleicht einen ganz anderen Grund. Banditen hin oder her – für ihn wurde, wenigstens für einige Monate, der Menschheitstraum wahr, vom Partner, der ideal zu einem passt und einem alle Wünsche von den Augen abliest. Ist eine Million Pfund dafür wirklich ein zu hoher Preis?

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