Von Kai Rebmann
Hans-Werner Sinn befindet sich offiziell im wohlverdienten Ruhestand. Doch die Meinung des langjährigen Präsidenten des ifo Instituts ist gefragt wie eh und je – auch und gerade inmitten der sich anbahnenden Schrumpf-Wirtschaft in Deutschland. Im Interview mit der „Bild“ zerlegt der ausgewiesene Experte die Klima- und Energiepolitik der Ampel – und erklärt in einfachen Worten, weshalb sich seiner Meinung nach insbesondere Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf dem Holzweg befindet.
Mit seiner Kernaussage geht Sinn auf klaren Konfrontationskurs mit dem Vize-Kanzler: „Habecks Verbote beschleunigen den Klimawandel!“ Gemeint sind damit insbesondere das geplante Verbot von Öl- und Gasheizungen sowie das ab dem Jahr 2035 vorgesehene Aus für Verbrenner.
Das Grundproblem, wonach wie auch immer geartete Emissionen keine Landesgrenzen kennen, beschreibt der Professor wie folgt: „Leider haben sich beim Pariser Abkommen nur wenige Länder zu konkreten Beschränkungen verpflichtet. Der CO₂-Ausstoß kann aber bei Öl, Kohle etc. nur reduziert werden, wenn alle oder fast alle mitmachen, denn was wir nicht verbrauchen, verbrauchen sonst andere.“
Am deutschen Wesen soll die Welt genesen
Zu den Regierungen dieser Welt, denen selbst auferlegte Einschränkungen in dieser Hinsicht gar nicht weit genug gehen können, zählt bekanntlich die Ampel-Koalition in Berlin. Deshalb verweist Hans-Werner Sinn als Nächstes auf die unumstößlichen Gesetze der freien Marktwirtschaft: „Öl landet auf den Weltmärkten und wird an die Meistbietenden verkauft und von ihnen verbrannt.“
Wenn Deutschland als eine der (noch) größten Industrienationen nun aber vom Öl abschwört, so wird deshalb unter dem Strich künftig nicht weniger Öl verbraucht. Die Folge ist, dass der Marktpreis sinkt – „und andere kaufen es“, so die Schlussfolgerung des ehemaligen ifo-Chefs.
Nun könnte man anführen, dass die OPEC mit einer Drosselung der Fördermenge reagieren und den Ölpreis damit stabil halten könnte. Sie wird dies nach Einschätzung von Hans-Werner Sinn aber nicht tun, „wenn nur einige Länder ihren Verbrauch verringern“. Derartige Eingriffe gebe es nur in absoluten Ausnahmesituationen wie etwa während der Corona-Pandemie, „als alle weniger kauften“.
Industrie hat die Wahl: Abwanderung oder Ruin?
Sinn kritisiert vor allem die Verbotspolitik der Bundesregierung und bezieht sich dabei in erster Linie auf die Öl- und Gasheizungen sowie die Verbrenner: „Diese Maßnahmen sind unnütz. Sie ruinieren unsere Automobilindustrie, senken unseren Lebensstandard und subventionieren andere Länder, allen voran China.“
Tatsächlich liegen die deutschen Hersteller im Bereich der E-Mobilität meilenweit im Hintertreffen und fahren in dieser Sparte regelmäßig Verluste ein. Dieser Rückstand – nicht nur gegenüber China – wird wohl nie wieder aufzuholen sein. Darüber hinaus gehört Deutschland zu den Ländern mit den weltweit höchsten Strompreisen.
Doch es sind nicht nur ökonomische Gründe, die Sinn gegen das E-Auto ins Feld führt, sondern auch ökologische: „Da der grüne Flatterstrom es vorläufig nicht schafft und die Atomkraftwerke abgestellt sind, bedeuten mehr E-Autos mehr Braunkohleförderung und befördern Kohlenstoff in die Luft, der eigentlich versiegelt werden sollte.“ Und weiter: „Per saldo beschleunigt sich also der Klimawandel wegen des Verbrennerverbots.“
Dieselbe Rechnung macht der Experte beim Heizgesetz auf: Mehr Bedarf an Strom führt zu mehr Bedarf an Braunkohle, was wiederum einen höheren CO₂-Ausstoß zur Folge hat. Das vermeintlich eingesparte Öl werde hingegen „anderswo verbrannt“, zudem verschlinge die Umrüstung auf Wärmepumpen insbesondere bei Altbauten „Unsummen (an) Geld“, wie Sinn zu bedenken gibt.
‚Wir zeigen, wie falsch man Klimapolitik gestalten kann‘
Die gesamte Energie- und Klimapolitik der Bundesregierung beruht auf der fatalen, weil falschen Annahme, dass eine Industrienation ausschließlich mit Sonne und Wind als Energieträger versorgt werden kann. Hans-Werner Sinn merkt dazu an: „Die Quellen sind nicht regelbar und das Wetter ist unstetig. In Dunkelflauten müssen regelbare Kraftwerke in der Lage sein, den gesamten Verbrauch Deutschlands zu decken.“
Wohlgemerkt, der Professor beschreibt damit den Ist-Zustand. Mit Blick auf den Soll-Zustand ergänzt Sinn: „Wenn wir auf noch mehr Strom setzen im Gebäude- und Verkehrssektor, dann wird das Problem gravierender. Wir können die Energiewende leider nicht ohne fossile Energieträger bestreiten, weil wir auf die Kernkraft verzichten.“
Das Fazit könnte vernichtender kaum ausfallen: „Die Energiepolitik Deutschlands ist so wenig durchdacht, dass man für die Industrie Schlimmes befürchten muss.“ Dies gelte, so Sinn, für „alle Branchen“, also nicht nur die Automobilhersteller und -zulieferer. Der Ökonom ist sich deshalb sicher, dass früher oder später „ausländische Wettbewerber die Märkte erobern (werden), die früher in deutscher Hand waren“.
Bemerkenswert: Hans-Werner Sinn lässt am Ende des Interviews durchblicken, dass er grundsätzliche Sympathie für den Klimaschutz hegt. Die von der Bundesregierung geplanten Maßnahmen kommentiert der ehemalige ifo-Chef so: „Leider ist das schlecht für die grüne Bewegung, denn wir zeigen anderen Ländern, wie falsch man Klimapolitik gestalten kann.“
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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