Fake-News über Covid-kranken Querdenker? Bewegung widerspricht Pressemeldungen

Die Meldung schlug ein wie eine Bombe: „Organisator von Querdenker-Demo mit Corona auf Intensivstation“, lautete die Überschrift im Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), zu dessen Eigentümern die SPD gehört und das mehr als 50 Zeitungen in Deutschland mit Artikeln beliefert. Der Artikel wurde allein auf Facebook und Twitter 60.000 Mal geteilt und war damit gestern der am meisten dort geteilte Beitrag in Deutschland. Weiter heißt es in dem Text: „Jetzt wird bekannt: Einer der Mitorganisatoren infizierte sich offenbar mit Corona. Der Mann musste auf einer Intensivstation künstlich beatmet werden, berichtet die ‘Leipziger Volkszeitung‘.“

Als Quelle wird der Direktor der Leipziger Uniklinik, Christoph Josten genannt. Wie der als Arzt dazu kommt, solche Daten öffentlich zu machen, sei dahin gestellt. Eigentlich sollte das Ärztegeheimnis ja heilig sein. Aber in Zeiten, in denen politische „Haltung“ über alles geht, sind da vielleicht auch Ausnahmen möglich.

Auch der Beitrag des RND verletzt elementare journalistische Grundregeln. Und die Logik. Während im Vorspann noch von einem „Mitorganisator“ der Demonstration die Rede ist, wird im Text aus ihm „einer der bekannten Querdenker, der in Leipzig demonstriert hat“. Der RND-Bericht beruft sich auf einen Beitrag in der Leipziger Volkszeitung, die bis zum Zusammenbruch der linken Diktatur auf deutschem Boden 1989 das Organ der SED-Bezirksleitung Leipzig war. Das frühere SED-Organ wiederum versteckt seinen Beitrag hinter einer Bezahlschranke. Dort heißt es: „Zwei weitere unabhängige Quellen bestätigten der LVZ diese Information. So soll es sich bei dem Demonstranten um einen Mann aus Schkeuditz handeln. Nähere Angaben waren am Freitag nicht zu erhalten.“

Nähere Angaben sind also nicht zu erhalten, aber eine Nachricht wird daraus gemacht. Dabei wird eine der heiligsten Grundregeln des Journalismus, bei den Betroffenen nachzufragen, missachtet. In dem RND-Artikel, der wortgleich in vielen anderen Medien erschien, wird den „Querdenkern“ keine Möglichkeit gegeben, zu der Behauptung Stellung zu nehmen. Ich habe bei der Organisation nachgefragt. Ein Sprecher erklärte kategorisch: „Weder ist irgendjemand von den Leipziger Querdenkern an Covid-19 erkrankt, noch irgendjemand aus dem Organisationsteam der Demonstration im November, bei dem auch Querdenker aus Stuttgart dabei waren. Diese Meldung ist frei erfunden.“

Besonders ärgerlich sei, dass es keine Anfragen gegeben habe, so der Sprecher: Die Koordinaten der Leipziger Querdenker seien einfach im Internet zu finden, es wäre ein Leichtes gewesen, nachzufragen.

PS: Zwischenzeitlich kam auch diese Pressemitteilung von Querdenken-Chef Michael Ballweg:
„#Fakenews – die Teams von #Querdenken711 und #Querdenken341 erfreuen sich bester #Gesundheit
Die Meldung wurde unserer Information nach wohl zuerst durch die LVZ verbreitet.“

Im Internet kursieren inzwischen Gerüchte, es habe sich um eine Verwechselung gehandelt – was für die zahlreichen Medien umso peinlicher wäre. Tatsächlich ist laut Bild ein AfD-Stadtrat  aus Böhlen (Sachsen) gestorben. Zur Todesursache haben die Stadträte allerdings Stillschweigen vereinbart. Laut Bild soll er an Corona erkrankt gewesen sein und wurde künstlich beatmet. Der Stadtrat  selbst hatte gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. Über eine Verbindung zu den Querdenkern ist nichts bekannt.

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Bild: diy13/Shutterstock

Text: red

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