Faule Tricks der Versorger: „Das stinkt zum Himmel“ Energieanbieter erschweren Wechsel in die günstigere Grundversorgung

Von reitschuster.de

Wer dieser Tage Post von seinem Energieversorger bekommt, muss mit einer saftigen Preiserhöhung rechnen. Verdopplungen des Strom- und Gastarifs sind in Deutschland zum neuen Normal geworden. Laut „Forbes“ zahlten die Bundesbürger schon vor der aktuellen Energie-Krise mit die höchsten Strompreise weltweit. Verantwortlich dafür ist neben hohen Steuern, Abgaben und Gebühren der Netzbetreiber, vor allem die völlig verkorkste Energiepolitik der Merkel-Regierungen, an die sich die Ampelkoalition nahtlos anschließt.

Die Bundesbürger sind dem Politikversagen hilflos ausgeliefert. Zwar gibt es bei Preiserhöhungen ein Sonderkündigungsrecht. Doch die Zahl der Alternativen auf den Vergleichsportalen ist nicht nur erheblich kleiner geworden, sondern unisono außerordentlich.

Zumindest ein wenig abfedern lässt sich der gewaltige Preisaufschlag im Grundversorgungstarif der örtlichen Versorger. Ein Zeichen der aktuell extremen Marktlage: Galt dieser Tarif jahrzehntelang als extrem teuer, ist er mittlerweile zu einer begehrten Alternative geworden. Vielerorts ist er sogar die günstigste Möglichkeit, an Strom oder Gas zu kommen.

Gewaltige Preisdifferenz

Der besondere Charme: Jeder hat das Recht, in seiner Region einen solchen Vertrag abzuschließen. Doch in vielen Fällen erfahren die Verbraucher schlicht nicht, dass es diese Möglichkeit gibt. Denn einige Versorger sehen vor diesem Hintergrund offensichtlich ihre Pfründe schwinden. Sie unterlassen nicht nur den Hinweis auf den günstigeren Tarif oder verstecken ihn auf ihren Internetseiten, sondern erschweren zudem den Wechsel: Statt der Grundversorgung bieten sie lediglich an, in die deutlich kostspieligere Ersatzversorgung zu wechseln.

Diese soll die Versorgung bei unklarer Versorgungslage sichern, etwa wenn ein Anbieter zahlungsunfähig ist und keinen Strom oder kein Gas mehr liefern kann. Laut Energiewirtschaftsgesetz darf der Grundversorger in der Ersatzversorgung höhere Preise als in der Grundversorgung berechnen, wenn er das auf seiner Webseite deutlich klarstellt. Nach drei Monaten erfolgt automatisch der Wechsel in den Tarif der Grundversorgung.

Die Preisdifferenz ist gewaltig: EnBW Energie Baden-Württemberg AG etwa ruft in Stuttgart ab dem 1. Oktober bei einem jährlichen Verbrauch von 17.550 kWh im Ersatzversorgungstarif neben einem Grundtarif von 8,12 Euro pro Monat einen Verbrauchspreis von 9,67 Cent je kWh auf. Die Ersatzversorgung schlägt dagegen mit satten 20,08 Cent je kWh zu Buche.

»Die Grundversorger manipulieren mit allen Tricks«

EnBW ist kein Einzelfall. Die Stadtwerke München, der Essener Energieriese E.on und die Berliner Gasag sind drei weitere von vielen Versorgern, deren Verhalten von Verbraucherschützern scharf kritisiert wird. „Rechtlich ist das vielleicht in Ordnung, aktiv nur andere Tarife anzuzeigen, aber es stinkt natürlich zum Himmel“, zitiert die „Welt“ den Energieexperten Holger Schneidewindt von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Seiner Auffassung nach kann jeder Kunde, der entweder aktiv seinen Vertrag wegen einer Preiserhöhung kündigt oder dessen Vertrag vom Versorger gekündigt wird, in die Grundversorgung und muss nicht in die Ersatzversorgung.“ Viele Anbieter versuchen jetzt, die Ersatzversorgung zur neuen Cashcow zu machen“, so Schneidewindt.

Sein Rat: Gaskunden sollten daher unbedingt aktiv einen Grundversorgungstarif beim örtlichen Versorger abschließen. „Die Grundversorger manipulieren mit allen Tricks, auch hier in Stuttgart“, empört sich ein „Welt“-Forumsteilnehmer, „ein schäbiger Versuch billigster Art, Widerspruch und Antwortschreiben werden zudem nicht beantwortet.“

Fragt sich allerdings, wie lange der Wechsel zum Grundversorger noch Entlastung bringt. „Die Preise in der Grundversorgung können allerdings auch steigen in den nächsten Wochen – theoretisch sogar alle paar Wochen“, gibt Energieexperte Schneidewindt in der „Welt“ zu bedenken. „Wenn jetzt sehr viele Kunden in die Grundversorgung wechseln, werden viele Anbieter gar nicht darum herumkommen, auch dort die Preise weiter anzuheben.“

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Bild: Shutterstock

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