Von Daniel Weinmann
Seit Beginn der Corona-Pandemie präsentiert Floridas Gouverneur Ron DeSantis den Sunshine State als US-Bundesstaat, der die Krise trotz – oder besser: dank – seiner laxen Corona-Regeln besonders gut meisterte. Nun sorgt das Florida Department of Health für Schlagzeilen. Laut einer neuen Richtlinie sollten gesunde Kinder im Alter zwischen fünf und 17 Jahren nicht geimpft werden. Allenfalls besonders gefährdete Kinder oder solche mit Grunderkrankungen sollten in Absprache mit ihrem Arzt eine Impfung in Erwägung ziehen.
Brisant: Der Leiter des Gesundheitsministeriums von Florida, Joseph Ladapo, widerspricht damit offen den US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention: Das US-Pendant des Robert Koch-Instituts empfiehlt nämlich, alle Kinder ab fünf Jahren gegen COVID-19 zu impfen. „Es ist an der Zeit, das ‚Covid-Theater‘ zu beenden“, forderte Ladapo zusammen mit dem republikanischen Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, bereits Anfang März.
Nur wenige Tage zuvor kündigten die beiden neue politische Leitlinien an, die vom Tragen von Masken abraten und Ärzte verpflichten, bei der Behandlung von Viruspatienten nach eigenem Ermessen vorzugehen, einschließlich des Einsatzes neuer Behandlungsmethoden und nicht zugelassener Medikamente.
»Wir haben die Bürger Entscheidungen für sich und ihre Kinder treffen lassen«
„Florida wird der erste Staat sein, der offiziell von der Corona-Impfung für gesunde Kinder abrät“, zeigte sich Ladapo am Rande einer von Gouverneur DeSantis organisierten Diskussionsrunde aus hochkarätigen Wissenschaftlern kämpferisch. Deren Credo lautete: Lockdown-Verfechter und das medizinische Establishment haben kontinuierlich Daten ignoriert und sich stattdessen dafür entschieden, Ängste zu schüren und auf Lockdowns und Maskenpflichten zu drängen, um die Ausbreitung zu stoppen.
„In Florida haben wir die Wahrheit gesagt“, brachte es DeSantis auf den Punkt, „wir haben uns von den Daten leiten lassen, und wir haben die Bürger Entscheidungen für sich und ihre Kinder treffen lassen. Das Ergebnis ist, dass Florida besser dasteht als Staaten, die auf Angstmacherei und Vorschriften setzen.“
„Die Lockdowns waren ein enormer, katastrophaler Fehler, der sich niemals wiederholen sollte“, wetterte Jay Bhattacharya, Professor für Gesundheitspolitik an der Stanford University Medical School. „Ich denke, [wir brauchen] die Wiederherstellung der Freiheit für Wissenschaftler, offen miteinander zu diskutieren, ohne Angst vor Unterdrückung, die wir während der Pandemie erlebt haben, um die Lockdowns zu unterstützen. Ich denke, dass der richtige Platz der Wissenschaft in der Gesellschaft wiederhergestellt werden muss, damit Wissenschaftler die Politik beraten, aber nicht diktieren können.“
»Wir wussten, dass diese Maßnahmen Schaden anrichten würden«
Robert Malone, der zu den Pionieren der mRNA-Impfstoffe zählt, meldete sich so zu Wort: „Es gibt keine Rechtfertigung dafür, Kindern Impfungen vorzuschreiben – Punkt. Wenn es ein Risiko gibt, muss es auch eine Wahl geben. Unserer Meinung nach gibt es jetzt keinen medizinischen Notfall und daher gibt es keine Rechtfertigung für die Ausrufung des medizinischen Notstands und die Aussetzung von Rechten …“
Als treffsichere Zusammenfassung des Umgangs der westlichen Regierungen mit der Pandemie erwies sich das Statement des Yale School of Public Health-Epidemiologen Harvey Risch: „Wir kehrten also das Vorsorgeprinzip um, indem wir versuchten, den Schaden zu minimieren und indem wir das taten, von dem wir wussten, dass es Schaden verursachen würde. Im Nachhinein können wir sagen, dass die Maßnahmen tatsächlich nicht viel dazu beigetragen haben, die Ausbreitung zu verlangsamen. Traurig ist, dass das, was wir von Anfang an wussten, nämlich dass diese Maßnahmen Schaden anrichten würden, sich tatsächlich vor unseren Augen abgespielt hat.“
Ebenso harte wie überzeugende Worte, die hierzulande öffentlich wohl kaum geäußert werden dürften.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
Bild: Alexandros Michailidis/ShutterstockText: dw