Wir alle leben von Denkanstößen von außen. Und manchmal sind diese nicht allzu angenehm. „Mainz: In der S-Bahn: Fahrkarten-Kontrolleure mit Machete bedroht“ – diese Überschrift las ich heute in der „Bild“. Und erinnerte mich sofort daran, dass ich vor meiner Operation über ein unglaubliches Erlebnis bei einem Besuch in Berlin im März schreiben wollte. Eines von der Sorte, das einem linke Besser-Menschen nicht glauben, weil es ihr rosa Brille trübt, und das sie zu verbalen Aggressionen anstachelt.
Dabei sind es eigentlich zwei Erlebnisse. Zuerst erkannte mich am Lietzensee eine Leserin, und wir kamen ins Gespräch. Die freundliche ältere Dame hat Ärger mit dem Staat. Der Casus delicti: Sie lässt ihren lieben kleinen Hund immer wieder frei laufen. Dafür wird sie regelmäßig von Mitarbeitern des Ordnungsamtes verwarnt. Und muss dann jedes Mal 30 Euro Strafe zahlen – oder 35 Euro, den genauen Betrag habe ich verdrängt. Einmal hatte ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes sogar Mitleid, weil er sie erst am Tag zuvor erwischt hatte, und ließ sie ungeschoren davonkommen.
Kurz nach dem Treffen mit der alten Dame fuhr ich mit der U7 zu einem Arzttermin nach Wilmersdorf. Schon am Bahnsteig gab es Halli Galli; ein älterer Mann mit starkem Akzent im Rollstuhl pöbelte dort die Reisenden an. Was keine Ausnahme war, wie mir später eine Bekannte erzählte, sondern inzwischen fast zum Inventar gehört. Berlin ist eben Berlin.
Nach einigen Stationen kamen Kontrolleure in meinen Wagen. Überfallartig. Und sie wirkten auch so, dass man in ihnen eher Leute sieht, die gegen die Vorschriften verstoßen, als solche, die sie durchsetzen. Mir tappten sie sofort beim Einsteigen auf den Fuß. Entschuldigt haben sie sich dafür nicht.
Zuletzt ließen sie einen Mann, der sehr verwahrlost war und wie ein Obdachloser wirkte, und der nur rülpste, als er sie sah, ungeschoren ohne jedes Vorzeigen eines Fahrausweises sitzen. Meine Lehre daraus: Wer schwarzfahren will, muss sich als Penner verkleiden.
Sodann geriet der erste Kontrolleur mit zwei Männern aneinander, die wild auf ihn einschrien. Der zweite Kontrolleur kam hinzu. Die Schreie der beiden Männer, die dem Äußeren nach aus Schwarzafrika stammten, wurden noch lauter. Aus der teilweise kreischenden Mischung aus Deutsch und Englisch der beiden waren Schimpfwörter wie „Fuck you“ herauszuhören. Wenn ich alles richtig verstanden habe, wofür ich mich nicht verbürgen kann, weigerten sich die beiden, ihre Fahrkarten vorzuzeigen. Und sahen in der Aufforderung dazu „Rassismus“.
Dann ging alles ganz schnell. Einer der beiden setzte mit einem Urlaut dazu an, hochzuspringen, auf die beiden Kontrolleure zu, und ehe er aus dem Sitz hochgeschnellt war, flüchteten die beiden mit schnellen Sprüngen und einer Geschwindigkeit, wie ich sie sonst nur meinen Katzen zutraue, aus der Wagentür. Dann stand die U-Bahn noch eine ganze Weile. Es folgte eine Durchsage vom Zugführer, die aber so hastig und schnell war, dass ich sie nicht verstand. Dann fuhren wir weiter. Ohne Kontrolleure. Hätte ich keine Fahrkarte gelöst gehabt – die beiden aggressiven Männer hätten mich gerettet, denn zu mir kamen die Kontrolleure gar nicht mehr zurück – der Fußtritt blieb der einzige Kontakt.
„Man ist eigentlich dumm, wenn man eine Fahrkarte löst, man muss nur frech genug auftreten“, sagte ich einer Frau, die mir gegenüber stand. Sie lachte verschämt – es wirkte auf mich fast so, als habe sie Angst, etwas politisch Unkorrektes zu sagen.
Gezieltes Wegsehen
Mich hat der Vorfall traurig gemacht. Die friedliche alte Dame muss regelmäßig im Park Strafen bezahlen, die aggressiven jungen Männer in der U-Bahn bedrohen die Kontrolleure, und sie haben offenbar nichts zu befürchten. Dutzende Menschen sehen zu, und tun so, als hätten sie nichts gesehen.
Was ist nur mit Deutschland los? Oder gibt es so etwas nur in Berlin?
Wie lange kann das gut gehen, wenn derart mit zweierlei Maß gemessen wird? Wie lange lassen sich diejenigen, die wirklich benachteiligt sind wie die alte Frau, das gefallen? Und wie absurd ist es, dass die rot-grünen Ideologen Diskriminierung immer nur da sehen, wo sie sie sehen wollen.
Noch einmal kurz zurück zu Mainz und der Meldung, von der ich am Anfang berichtete. In der heißt es: „In der S8 vom Mainzer Hauptbahnhof Richtung Bischofsheim (Hessen) blockierte ein Mann die Tür des Zuges, um einem zu spät kommenden Bekannten den Zustieg zu ermöglichen. Die beiden Fahrkarten-Kontrolleure der Bahn forderten den Mann auf, das Blockieren der Tür zu unterlassen. Daraufhin zog der Täter eine Machete aus seiner Hose und bedrohte einen der Mitarbeiter. Dieser rettete sich in ein Abteil und verschanzte sich dort. Der verspätet zugestiegene Bekannte des Täters konnte seinen Kumpel beruhigen. Am Haltepunkt Römisches Theater stiegen die beiden Prüfer aus und alarmierten die Polizei. Die Fahndung nach dem Täter ist bislang erfolglos.“
Ob es in Berlin überhaupt eine Fahndung nach dem Mann gegeben hätte? Zumindest in der Hauptstadt scheint der Rechtsstaat zu implodieren.
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