Geläuterte und reuige Impfskeptiker gesucht Araber, Stillende, Schwangere und Handwerker bevorzugt

Von Alexander Wallasch

Wer schon einmal als Statist oder in kleineren Rollen beim Film gearbeitet hat, der könnte diese Tätigkeit gut über die Jobbörse Stagepool bekommen haben. Denn auf dem Portal werden eine ganze Reihe von Castings für Bühne, Film und Werbung angeboten.

Hier kann beispielsweise 350 Euro verdienen, wer sich für die Rolle einer mittelalten dunkelhäutigen Frau bewirbt, die eine Mutter spielen soll in einem Imagefilm für ein Unternehmen, das „Automatiktüren & Türschließer“ produziert.

Oder Sie sind Bodybuilder, Übergewichtiger, sonst wie gehandicapt oder ein Pärchen mit einem kleinen Mädchen – in diesen Jobangeboten bei Stagepool scheint sich auf besondere Weise der Zeitgeist widerzuspiegeln: Das erfolgreiche Casting-Unternehmen bedient den Bedarf „Modern, vielfältig und divers“.

Unter anderem werden hier auch eine Reihe von Komparsen gesucht für die Romanverfilmung von „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“, eine Kooperation mit Warner Bros.

Nein, diskriminierend ist das per se alles nicht, denn wenn ein Regisseur einen Dicken oder eine Farbige sucht, weil er sonst keine staatliche Förderung mehr bekommt, dann muss er das ja irgendwo adressieren.

Interessanter wird es da, wo die Frage nach der Motivation gestellt wird:

Was die Polizei nicht mehr erwähnen darf in ihren Täterbeschreibungen, ist bei Stagepool überhaupt kein Problem: „Kleindarsteller ‚Südländische Optik‘ (w/m/d) für Satire Clip (300 EUR)“ gesucht. Und ein weiteres Casting-Angebot sucht eine „Arbeitgeberin“. Hier wird eine südländische Optik vom Auftraggeber aber nicht explizit gewünscht.

Geläutert? Reuig? Zeit für Ihre Abbitte!

Was aktuell bei Stagepool allerdings mehr als nur aus der Reihe fällt, sind vier hochzweifelhafte Jobanfragen, für die zu beschreiben man zunächst neu Luft holen muss: Hier werden nämlich seit dem 29.10.2021 Darsteller in vier Altersklassen gesucht, von 20 bis 95 Jahren, die von einer ehemaligen Impfskeptik geläutert sein sollen, Geheilte gewissermaßen.

Die Kopfzeile der Bewerbung geht so: „Impfskeptiker:innen (Altersklasse von bis), die sich dann doch haben impfen lassen für Werbespot (1.400 EUR)“.

Neben der verlangten Abbitte-Forderung vor der Kamera fällt die im Vergleich mit den sonstigen Jobangeboten hohe Gage auf, die hier für den nur einen Tag andauernden Dreh (16. oder 17.11.2021) mit Laiendarstellern geboten wird.

Der beauftragende Kunde selbst wird nicht genannt, aber wer könnte hier beauftragen, wenn nicht der Staat. Oder doch die Pharmaindustrie? Ganz gleich: Gesucht werden jedenfalls „Impfskeptiker, die sich dann doch geimpft haben.“

Aber die Castingfirma will nicht irgendwelche „dann doch“ Geimpften. Sie sollen laut Stellenanzeige gerne „so authentisch und divers wie möglich“ sein und „gerne auch Menschen mit Handicap“.

Mit anderen Worten: Es gibt klare Vorstellungen, wie Impfskeptiker auszusehen haben – nicht Otto Normalgeimpfter, sondern „authentisch“ kritisch und gerne auch mit Behinderung (Handicap).

Schwangere und Stillende werben für Impfung

Konkret sucht Stagepool hierfür auch einen „jüngeren und bodenständigen Mann aus dem Osten, Schwangere, stillende Mutter, Handwerker im mittleren Alter aus Baden-Württemberg, drei Personen mit Migrationshintergrund – ihr Statement wird dann auf türkisch/russisch/arabisch gesprochen.“

Hier sollen demnach Schwangere und Stillende erklären, dass sie zunächst skeptisch waren, vielleicht wegen Schwangerschaft und Muttermilch, und dann doch den kleinen Piekser akzeptiert haben? Ist das nicht gefährlich für das Ungeborene oder gerade geborene Kind und die Mutter?

Nein, nein, sagt jedenfalls die Ständige Impfkommission (STIKO) seit Oktober 2021: Die Corona-Schutzimpfung sei schon „ab der 13. Schwangerschaftswoche, während der Stillzeit und für Frauen im gebärfähigen Alter, besonders mit Kinderwunsch, empfehlenswert.“

Die geplanten Werbefilme sollen diese Einschätzung der Kommission also unter das Volk bringen und die stillende Mutter mit Handicap, die möglichst authentisch nach geheilter Impfskeptikerin ausschaut, bekommt dafür, dass sie womöglich vor laufender Kamera noch die geimpfte Milch an ihr Baby abgibt, 1.400 Euro.

Davon, dass es vielleicht noch perfekter wäre, die Mutter wäre eine Farbige, steht da nichts, das wird nur für die Türschlosswerbung erbeten.

Der geimpfte Handwerker meines Vertrauens

Aber warum „Handwerker im mittleren Alter aus Baden-Württemberg“? Ist das etwa eine besonders impfkritische Klientel? Oder eine Gruppe, der man besonderes Vertrauen entgegenbringt, die also am ehesten geeignet sein könnte, renitente „Covidioten“ noch zu überzeugen?

Beim Türken, Araber und Russen ist die Motivation der Auftraggeber klarer – die Medien hatten bereits mehrfach darüber berichtet, dass diese Gruppe im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt seltener zur Impfung bereit sei.

„Echte Menschen“ sollen es sein, „mit echten Geschichten“. Das ist wohl auch deshalb besonders wichtig, weil es schon prominente Protagonisten für Impfkampagnen gab, die alles andere als authentisch geimpft waren.

Das will man jetzt vermeiden, indem man den Handwerker, die Schwangere und den Araber von der Straße ihre Wandlung vom Saulus zum Paulus erzählen lässt.

Mutmaßlich ideal hier sicher der integrierte arabische Zuwanderer mit Handwerkerjob und einheimischer schwangerer Frau, die beide lächelnd den Ärmel hochkrempeln. Oder schreckt das wieder die Gruppe der rassistischen Impfgegner im Osten ab? Hätte Stagepool noch so eine richtig böse Person casten sollen, die für 1.400 Euro mit Biontech schwanger geht?

Die „echten Geschichten“ sollen genau so funktionieren: „Ehemalige ungeimpfte Personen sprechen in die Kamera und erzählen authentisch ihre Impfgeschichte und warum sie sich anfangs nicht haben impfen lassen.“

In der Altersklasse von 20 bis 40 Jahren soll der von seiner Impfskepsis Genesene gerne ein „jüngerer und bodenständiger Mann aus dem Osten“ sein. Auch hier ist die Motivation für diese Auswahl leicht zu erklären.

Die beschriebenen Jobangebote sind mit normalen Maßstäben kaum mehr zu messen: Staatliche Propaganda ist hier ganz unten angekommen. Anstelle dessen nämlich, dass die Regierung (hier mutmaßlich als Auftraggeber) die wissenschaftliche Debatte und jene auf der Straße rund um die Vor- und Nachteile der Impfungen fördert, pflegt und möglichst vielfältig gestaltet, werden öffentliche Abbitten inszeniert.

Mit einem Unterschied: Nach der Läuterung warten noch nicht der Scheiterhaufen oder der Hexentest, sondern 1.400 Euro für Stillende, Schwangere, Araber, Handwerker aus Baden-Württemberg und Menschen mit authentischen Handicaps. Also Geld für Menschen, die möglicherweise durch die staatlichen Corona-Maßnahmen massive Einkommensverluste erlitten haben. Was für ein Köder, was für eine Schande.

Also: Hier ist die Casting-Agentur, mutmaßlich die Bundesregierung, schon aktiv auf der Suche nach dem Anti-Kimmich!

Man kann nur hoffen, dass die Agentur die Geschichten der Bewerber gut prüft. Denn für 1.400 Euro mag manch einer versucht sein, da etwas zurechtzubiegen. Nicht auszuschließen auch, dass sich jemand gar erst durch die 1.400 Euro zum „späten Impfen“ und „Umdenken“ motivieren lässt.

Reaktion auf diesen Artikel von einem prominenten Leser, der anonym bleiben möchte:
Dabei ist es viel leichter, Impfopfer zu finden (m/w/d), die davon erzählen, wie sie von ihrer Impfeuphorie und Propagandagläubigkeit kuriert wurden und was für einen Preis sie dafür zahlen mussten.

YouTube player

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine.

 

Alexander Wallasch ist gebürtiger Braunschweiger und betreibt den Blog alexander-wallasch.de. Er schrieb schon früh und regelmäßig Kolumnen für Szene-Magazine. Wallasch war 14 Jahre als Texter für eine Agentur für Automotive tätig – zuletzt u. a. als Cheftexter für ein Volkswagen-Magazin. Über „Deutscher Sohn“, den Afghanistan-Heimkehrerroman von Alexander Wallasch (mit Ingo Niermann), schrieb die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: „Das Ergebnis ist eine streng gefügte Prosa, die das kosmopolitische Erbe der Klassik neu durchdenkt. Ein glasklarer Antihysterisierungsroman, unterwegs im deutschen Verdrängten.“ Seit August ist Wallasch Mitglied im „Team Reitschuster“.

 
Bild: Screenshot stagepool.com
Text: wal

mehr Zum Thema auf reitschuster.de

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert