Grünes Corona-Paradoxon: Aufarbeitung nicht nötig? „...Zentral ist, dass wir nach vorne schauen..."

Ein Gastbeitrag von Thomas Rießinger

Es ist erstaunlich, dass mich manche Dinge immer noch wundern. Warum sollte man sich beispielsweise von Aussagen überraschen lassen, die jemand wie Janosch Dahmen von sich gegeben hat? Er ist zwar Arzt und hat im Gegensatz zu seinem medizinischen Kollegen Lauterbach tatsächlich für eine Weile seinen Beruf ausgeübt, aber seit 2020 darf er sich hauptberuflich als Abgeordneter des Deutschen Bundestages betätigen. Für die Grünen. Das überlagert jede eventuelle sonstige Qualifikation.

Dahmen gehörte zu denen, die sich vehement für eine allgemeine Covid-Impfpflicht eingesetzt haben, er war sogar Mitinitiator eines entsprechenden Antrags für eine Impfpflicht ab dem Alter von 18 Jahren.

Das prägt. Und auch zu den inzwischen veröffentlichten RKI-Protokollen hatte er eine klare Meinung: Es handle sich offensichtlich um den Versuch, „einen Scheinskandal herbeizureden,“ und „mir scheint, dass die virulente Verbreitung solcher wahrheitswidriger Gerüchte auch Ergebnis der Einflussnahme ausländischer Nachrichtendienste ist, um unsere Gesellschaft vor dem Hintergrund von Russlands Krieg gegen die Ukraine weiter zu spalten und Politik handlungsunfähig zu machen.“

Eine Verschwörungstheorie, wie sie klarer nicht sein könnte, und für die leider nicht der Hauch eines Belegs vorliegt – ganz im Gegensatz zu der sich aus den RKI-Protokollen ergebenden Schlussfolgerung, dass man beim RKI mehr wusste, als man zugeben durfte, um dem allgemeinen Panikgeheule der Politik und der Medien nicht zu widersprechen.

Dass Dahmen nicht zu den größten Befürwortern einer Aufarbeitung der verheerenden Pandemie-Maßnahmen zählt, muss tatsächlich niemanden überraschen. Seine Begründung dagegen schon, auch wenn man von Grünen seit jeher eine spezielle Art von Logik gewöhnt ist. In der aktuellen Stunde des WDR konnte man die folgende bewundern:

Nur für den Fall, dass jemand seinen Ohren nicht traut, habe ich seine glanzvolle Argumentation aufgeschrieben. „Niemandem hilft bei der Aufarbeitung der Pandemie ein Tribunal, wo wir mit scheinbaren Ersatzgerichten jetzt nachträglich sagen, was wir alles hätten besser machen können, sondern zentral ist, dass wir nach vorne schauen und uns fragen: Was müssen wir beim nächsten Mal besser machen?“

Eine großartige Strategie. Wir kümmern und auf keinen Fall um die Frage, was wir „hätten besser machen können“ und fragen uns statt dessen, was wir „beim nächsten Mal besser machen“. Das kann man verallgemeinern. Viele Schüler und Studenten sind schon durch Prüfungen gefallen, das kommt vor. Aber sie sollten sich um Himmels Willen nicht fragen, was sie bei der letzten Prüfung hätten besser machen können, um eben nicht durchzufallen, sondern nur der Frage nachgehen, was sie beim nächsten Mal besser machen könnten, ohne Fehleranalyse der letzten Prüfung, ohne Belastung durch die Vergangenheit. Wer seinen Wagen aus welchen Gründen auch immer gegen die Wand gesetzt hat, verschwendet nur seine Zeit, wenn er der Vergangenheit nachhängt und wissen möchte, was er wohl beim Fahren hätte besser machen können – nein, er soll nach vorne schauen und sich fragen, was er bei der nächsten Wand besser machen kann, ohne zu wissen, wo sein Fehler bei der letzten Wand lag. Diese Logik überzeugt.

So funktioniert Aufklärung. So funktioniert Politik. So funktionieren Grüne.

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Thomas Rießinger ist promovierter Mathematiker und war Professor für Mathematik und Informatik an der Fachhochschule Frankfurt am Main. Neben einigen Fachbüchern über Mathematik hat er auch Aufsätze zur Philosophie und Geschichte sowie ein Buch zur Unterhaltungsmathematik publiziert.

Bild: Shutterstock

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