Die PCR-Corona-Tests haben heute schon fast etwas Religiöses: Die einen, die Mehrheit mitsamt den großen Medien und der Regierung, glauben fest an ihre Aussagekraft; eine Minderheit hingegen hält sie für bessere Kaffeesatzleserei. Beide Lager stehen sich unerbittlich gegenüber. Und auch die Argumente sind hinlänglich ausgetauscht. Insofern wäre Kritik an den Tests von einem der üblichen Verdächtigen nicht der Rede wert. Umso mehr ist sie das aber, wenn sie von einem der lautesten Verfechter der Tests kommt. Ja quasi von jemandem, den man als einen ihrer Geburtshelfer – bei Corona – bezeichnen dürfte und der zudem mit Christian Drosten von der Charité zusammenarbeitet. Kritische Medien bezeichnen die beiden sogar als Traumpaar, das gemeinsam „ein äußerst erfolgreiches Geschäftsmodell aufgebaut“ habe: Olfert Landt von der Firma TIB Molbiol und den quirligen Virologen. Diverse Medien berichten von einer Zusammenarbeit, die viele Jahre zurückreicht.
In einem Interview mit der Fuldaer Zeitung nahm Landt nun erneut „seinen“ Test in Schutz. Die vielen Vorwürfe, wonach er nicht zuverlässig sei, wären haltlos, so der Unternehmer. All das wurde schon oft gesagt und dargelegt, ist auch nun in dem besagten Interview nachzulesen und sei deshalb hier nicht wiederholt. Bis auf seine Aussage, Zweifel an der PCR-Methode seien „eine Anmaßung“. Ich dachte, seit der Aufklärung seien Zweifel Pflicht kritischer Geister und keine Anmaßung. Aber der Hang zum Dogma bei Drosten und seinen Getreuen ist hinlänglich bekannt.
Neu ist dagegen eine kurze Passage mitten im Interview, die wohl vielen Lesern entgangen ist, weil sie vorher aufgaben: Ein großer Teil der Corona-Infizierten, also der positiv getesteten, sei gar nicht infektiös, sagt Landt da – was eher so klingt, als stamme es aus dem Munde eines „Corona-Skeptikers“. Die Fuldaer Zeitung schreibt denn auch, in diesem Punkt schienen sich Landt und Reiner Füllmich, ein Rechtsanwalt, der gegen den Test klagt, einig zu sein: „Nicht jede positiv auf das Coronavirus getestete Person ist auch ansteckend. ‘Wir wissen, dass Leute mit einer geringen Viruslast nicht infektiös sind‘, sagt Landt. Der Hersteller der PCR-Tests glaubt, dass schätzungsweise die Hälfte aller positiv getesteten Personen nicht infektiös seien. Um gefährlich für Dritte zu sein, müsse man ‘100-mal mehr Viruslast in sich tragen als die Nachweisgrenze der Tests.‘“
Diese Aussage hat die Sprengkraft einer Bombe. Legt sie doch nahe, dass hunderttausendfach Menschen unnötig in Quarantäne kamen oder andere Nachteile erleiden mussten. Es geht noch weiter: Ausgerechnet Drosten-Mitstreiter Landt spricht sich vor diesem Hintergrund in der Zeitung für ein Umdenken bei den Behörden aus: „Es wäre klug, wenn man die Testergebnisse mit einer Bewertung herausgeben würde.“
Wenn jemand bei einem Test ein positives Ergebnis aufweise, aber gar nicht oder nur wenig infektiös sei, könnten die Behörden ihn etwa dazu auffordern, Kontakte zu vermeiden, heißt es in dem Bericht: „Eine Quarantäne würde nur dann angeordnet, wenn die Ansteckungsgefahr hoch ist. ‘Das traut man sich leider in der Öffentlichkeit nicht‘, sagt Landt, der sich gerade vom Robert-Koch-Institut diesbezüglich ‘mehr Mut‘ wünscht.“
Das muss man sich vergegenwärtigen: Einer der besten Kenner und Befürworter des Tests, sowie Partner von Drosten, unterzieht die aktuelle Corona-Politik des Robert-Koch-Instituts einer vernichtenden Kritik – und der öffentliche Aufschrei bleibt aus. Eine kleine Regionalzeitung greift die Aussage ehrlich auf. Und laut Google-News-Suche herrscht in allen anderen großen Medien dazu das große Schweigen. Warum?
Seit Jahren schafft es Berlins Polizei nicht, den Drogenhandel etwa im Görlitzer Park unter Kontrolle zu bringen (oder sie darf es nicht). Dafür kontrolliert sie jetzt vor Restaurants, dass sich bei der Essensabgabe keine unerlaubten Gruppen bilden.#Prioritäten. pic.twitter.com/ud3F2cAlMZ
— Boris Reitschuster (@reitschuster) December 19, 2020
Bild: okan celik/Shutterstock
Text: br
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