Von Daniel Weinmann
Im Zeitalter des linken Moralismus wiegt der Streit um den Begriff der Clankriminalität stärker als dessen zunehmende Bedrohung für die Gesellschaft. Laut einer von der Bundesregierung – und damit vom Steuerzahler – mit 660.000 Euro alimentierten Studie, ist es rassistisch, den Begriff Clan-Kriminalität zu benennen oder darüber zu schreiben. Denn, so das Ergebnis, das besser nicht in diese Zeit passen könnte: Nicht die Clans sind das Problem, sondern die deutsche Gesellschaft (reitschuster.de berichtete).
Weil diese rassistisch und ausgrenzend sei, erführen arabischsprachige Großfamilien Alltagsrassismus und Diskriminierung, was ihre persönliche Entwicklung beeinträchtige und die Neigung zu kriminellen Handlungen fördern könne, resümiert die Studie. Die innenpolitische Sprecherin der nordrhein-westfälischen Grünen, Julia Höller, fordert bereits Ende 2022 auch eine neue Definition, die sich einzig auf die kriminellen Strukturen bezieht, „ohne Menschen pauschal zu verurteilen und unter Generalverdacht zu stellen“.
Die Macher der „Frankfurter Rundschau“ wiederum sind zu dem Schluss gekommen, dass der Begriff „politisch missbraucht“ werde und Menschen stigmatisiere. Das brave Blatt verwendet den Terminus – ebenso wie „t-online“– nur noch in Anführungszeichen oder mit dem Zusatz „sogenannt“. Man will es sich schließlich nicht verscherzen mit Rotgrün.
»Die Clankriminalität endlich ganzheitlich bekämpfen«
Derweil drohen sich – insbesondere im Ruhrgebiet – nicht nur die Probleme mit libanesisch-, arabisch- und türkischstämmigen Clankriminellen zuzuspitzen. Die dortigen Behörden sehen sich mit zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert, die zunehmend Anlass zur Sorge geben: syrische Clans. Im Mittelpunkt stehen „Ehrverletzungen“ zwischen Clans und um Revierkämpfe im kriminellen Milieu, der Anteil von Männern syrischer Herkunft ist in der Kriminalitätsstatistik stark angestiegen. Sicherheitskreise sprechen laut „Welt“ bereits von „undurchdringlichen Strukturen, die hochgradig abgeschottet und kriminell sind“.
Der Essener Polizeipräsident Andreas Stüve fordert eine zügige Lösung: „Wir können und wollen nicht warten, bis sich kriminelle Strukturen verfestigen und von den nächsten Generationen übernommen werden“, mahnte der Jurist nach den Tumulten auf dem Essener Salzmarkt im Juni vergangenen Jahres. Dort waren rund 400 Polizisten nötig, um einen Großkonflikt zwischen Syrern und Libanesen unter Kontrolle zu bringen.
Stüve wird durch den Politikwissenschaftler Mahmoud Jaraba von der Universität Erlangen-Nürnberg bestätigt. Während seiner Feldforschung habe er in den vergangenen Jahren „einen zunehmenden Trend krimineller Aktivitäten in den sogenannten ‚neuen Clans‘, insbesondere in syrischen Gemeinschaften, beobachtet“, schrieb der Forscher vor gut zwei Wochen in einer elf Seiten umfassenden Stellungnahme für den Landtag Nordrhein-Westfalen. Darin ging es um den Antrag der AfD-Fraktion mit der Headline „Mit uns wird NRW Stärke zeigen: Die Clankriminalität endlich ganzheitlich bekämpfen – Neue Clans an ihrer Entstehung hindern – Unsere freiheitliche Ordnung verteidigen“.
„Deutschland bietet besonders günstige Gelegenheiten für kriminelle Gruppen
Zwar setzt auch Jaraba die Begriffe Clan und Clankriminalität stets sorgsam in Anführungszeichen. Gleichwohl besteht für ihn „kein Zweifel, dass der Aufstieg verschiedener krimineller Gruppen innerhalb der syrischen Gemeinschaft derzeit eine erhebliche Herausforderung für die innere Sicherheit in Deutschland darstellt, insbesondere in Nordrhein-Westfalen“.
Er warnt vor einer zunehmenden Tendenz in einigen syrischen Gemeinschaften, sich in Clans (Aschira) und Stämmen (Qabila) zu organisieren. Er befürchtet, dass „die Konflikte innerhalb der neu entstehenden kriminellen Strukturen, ebenso wie zwischen den ‚neuen‘ und ‚alten Clans‘, in den kommenden Jahren wahrscheinlich weiter eskalieren werden“. Die Konkurrenz um illegale Märkte und Einflussbereiche berge das Risiko weiterer gewaltsamer Auseinandersetzungen.
Der Einflussbereich der Clans wird sich nach Meinung von Jaraba nicht auf Nordrhein-Westfalen beschränken: Die bereits in Syrien bestehende starke Vernetzung vieler Familien führt dazu, dass sie auch in Deutschland „enge soziale und familiäre Beziehungen pflegen, die über Bundesländer hinausreichen“.
Zugleich beobachtet der Politikwissenschaftler laut „Welt“ eine zunehmende Bandenkriminalität, bei der sich vor allem junge Menschen in Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen organisieren. Gerade hierzulande böten sich besonders günstige Gelegenheiten, insbesondere im Bereich der Geldwäsche, was das Land für kriminelle Gruppen attraktiv mache.
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