„Ich komme mir vor wie ein Versuchskaninchen“ Eine Postangestellte klagt an

Von Kai Rebmann

Ayfer Alpayci war diese Woche beim Bild-Talk „Viertel nach Acht“ zu Gast. Die Postangestellte steht exemplarisch für Hunderttausende, wenn nicht Millionen von Bundesbürgern aus der Mitte der Gesellschaft, die seit Monaten mit mehr oder weniger schweren Impfnebenwirkungen zu kämpfen haben. Dabei dürfte es Menschen wie Alpayci eigentlich gar nicht geben, so zumindest die Überzeugung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und seinen Impfgenossen. Umso wichtiger ist es, dass Stimmen wie jene von Ayfer Alpayci in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, weshalb wir uns zu einer Berichterstattung entschlossen haben. Bereits in der Vergangenheit musste reitschuster.de wiederholt über die Schicksale von Menschen berichten, die infolge der Impfung von einem Tag auf den anderen aus ihrem bisherigen Leben gerissen und von Ärzten, Politikern und oft auch ihrem engsten Umfeld sträflich im Stich gelassen worden sind.

Die Angestellte erklärte zu Beginn, dass sie alles andere als eine Impfgegnerin gewesen sei, weshalb sie sich ohne weitere Bedenken auch gegen Corona habe impfen lassen. Eine wichtige Rolle habe dabei auch die „Propaganda“ (O-Ton) gespielt, wonach es darum gehe, „sich und andere zu schützen“, wie Alpayci anmerkte. Im Zeitraum von Juni 2021 bis Januar 2022 habe sie sich dreimal impfen lassen und nach jeder Dosis unter schweren Nebenwirkungen gelitten. Diese reichten von Schwindelanfällen über epileptische Anfälle bis hin zu kompletten Zusammenbrüchen. Mehrfach sei sie deshalb bei verschiedenen Ärzten und in Krankenhäusern vorstellig geworden. Aber jedes Mal habe man sie nach wenigen Stunden wieder nach Hause geschickt. Ein möglicher Zusammenhang mit der Impfung wurde stets kategorisch ausgeschlossen. Spätestens nach der dritten Impfung sei für Alpayci aber klar gewesen, dass ihre Beschwerden eine Folge der Impfung sein mussten.

Heute muss die zuvor kerngesunde Frau über ein halbes Dutzend verschiedenster Medikamente einnehmen, um die heftigen Nebenwirkungen wie Bluthochdruck oder zunehmende Sehschwächen zumindest halbwegs in den Griff zu bekommen. Erst im April 2022 habe eine Ärztin dem Paul-Ehrlich-Institut einen offiziellen Verdachtsfall auf mögliche Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Impfung gemeldet. Auf eine Antwort wartet Alpayci eigenen Angaben zufolge bis heute. Sie habe sich daraufhin mit ihrer Leidensgeschichte an die inzwischen bundesweit bekannte Spezialklinik in Marburg gewandt, aber auch von dort habe es bis heute keine Reaktion gegeben.

FDP-Politiker bringt Long Covid als mögliche Erklärung ins Spiel

Danach wollte Moderatorin Patricia Platiel von Tobias Bauschke (FDP) wissen, ob in der Politik auch über Schicksale wie jenes von Ayfer Alpayci geredet werde. Das Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses bestätigte zwar, dass das der Fall sei. Jedoch müsse dabei beachtet werden: „Neben dem Thema Impfschädigung haben wie ja auch immer noch das Thema Long Covid, wo wir auch keinen Informationsstand aktuell haben.“ Damit suggerierte der FDP-Politiker gewollt oder ungewollt, dass Alpayci möglicherweise auch an Long Covid leiden könnte, zumal er im weiteren Verlauf der Sendung wiederholt darauf hinwies, dass beides – Long Covid und Nebenwirkungen der Impfungen – zusammen betrachtet werden müssten. Dabei ist völlig offen, ob Alpayci sich überhaupt jemals mit Corona infiziert hat, zumindest ist diese Frage im Rahmen dieser Sendung nie gestellt worden.

Bauschke wies darauf hin, dass Politiker in der Regel keine Mediziner seien – bis auf den „Corona-Minister Lauterbach vielleicht“ (O-Ton) – weshalb man auf Informationen von Ärzten und Wissenschaftlern sowie Einrichtungen wie dem Paul-Ehrlich-Institut oder Robert Koch-Institut angewiesen sei. Und auf eben diese Informationen warte man derzeit noch, behauptete der FDP-Politiker. Nach inzwischen drei Jahren „Pandemie“ und zwei Jahren Impfkampagne ist eine solche Aussage durchaus bemerkenswert. Und dann überraschte Bauschke mit dieser Aussage: „Sie werden jetzt nicht erwarten können, dass das Thema Nebenwirkungen im Deutschen Bundestag besprochen wird, sondern es muss dort besprochen werden, wo sich die Menschen damit auskennen.“

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Bürger sollen demnach also Verständnis dafür haben, wenn Politiker ihnen eine Impfpflicht aufdrücken wollen. Aber dass dieselben Politiker sich mit den Folgen ihrer Entscheidungen auseinandersetzen, geschweige denn Verantwortung dafür übernehmen, dürfen sie nicht erwarten. Solche Dinge will man dann lieber auf Menschen abwälzen, die sich „damit auskennen“. Das sind für einen FDP-Politiker durchaus sehr interessante Ansichten. Bild-Moderatorin Patricia Platiel brachte daraufhin ihre Verwunderung zum Ausdruck, dass der Politik zwar keine Daten vorlägen, man die Impfkampagne aber dennoch erstmal weiterlaufen lässt.

'Wir wissen gar nicht, wie vielen Menschen die Impfung wirklich hilft'

Auch die Rechtsanwältin Jessica Hamed wollte Bauschke nicht so einfach davonkommen lassen. Dem Werben für die Impfkampagne setzte sie entgegen: „Wir wissen gar nicht, wie vielen Menschen die Impfung wirklich hilft. Denn wir wissen gar nicht, wir haben keine Vergleiche, wie ist der Corona-Verlauf bei Ungeimpften, bei Geimpften.“ Auf den Einwand des Berliner Liberalen, dass man das sehr wohl wisse, forderte die Anwältin diesen auf, ihr doch bitte eine Studie zu nennen, in der die Effektivität der Impfung auch nachgewiesen worden sei. Sie höre ihm gerne zu.

Bauschkes Antwort im Wortlaut: „Also ich kenne keinen Studiennamen, aber das ist definitiv falsch. Wir wissen bei der Belegung zum Beispiel jetzt der Intensivbetten, dass es sich um ungeimpfte Personen und nicht mehr um geimpfte Personen handelt. Dazu brauche ich keine Studie. Also dann würde ich lieber die Energie der Studie und die Gelder der Studie in eine Studie stecken für Impfschädigungen.“ In dieselbe Kerbe schlug sodann auch Bild-Politik-Chef Jan Schäfer. Man habe sehr klar gesehen, dass mit der Impfung die Zahl derjenigen, die geimpft waren und auf den Intensivstationen lagen, deutlich niedriger gewesen sei als die Zahl derjenigen, die ohne Impfung waren. Jessica Hamed wollte wissen, woher diese Informationen stammen. Das habe man im Jahr 2021 gesehen, so Schäfer, und man habe darüber hinaus gesehen, dass die Impfung doch geholfen habe.

Schäfer und Bauschke verweisen mehrmals auf angebliche Zahlen aus dem Jahr 2021, die eine „Pandemie der Ungeimpften“ auf den Intensivstationen belegen sollen. Offenbar ist dem Bild-Redakteur und dem FDP-Politiker entgangen, dass in diesem Zusammenhang gleich aus mehreren Bundesländern falsche Zahlen gemeldet worden waren, so unter anderem aus Bayern und Hamburg. Mit der Unterscheidung zwischen „an“ und „mit“ tun sich ganz offensichtlich auch im Jahr 2022 viele Menschen noch sehr schwer.

Nachdem alle Argumente ausgetauscht waren, ging das Schlusswort an Ayfer Alpayci. Die Angestellte forderte einen Untersuchungsausschuss, der die Arbeit des PEI und RKI beleuchtet. Dem PEI wirft die Frau vor, Meldungen über Nebenwirkungen der Impfung entweder auf die leichte Schulter zu nehmen oder diese schlicht zu ignorieren. Vom RKI erwartet Alpayci, dass es sehr viel mehr über mögliche Impfnebenwirkungen aufklärt. Wenn sie vorher gewusst hätte, was auf sie zukommen könnte, hätte sie sich mit Sicherheit nicht impfen lassen, beteuerte Alpayci und unterstrich dies mit markigen Worten: „Ich komme mir vor wie ein Versuchskaninchen.“

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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Alexandros Michailidis/Shuttserstock

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