Von Kai Rebmann
Kaum eine europäische Hauptstadt produziert so zuverlässig negative Schlagzeilen wie Berlin. Bereits seit Monaten, wenn nicht Jahren, steht auch die kritische Infrastruktur im Rettungswesen massiv in der Kritik, auch reitschuster.de hat mehrfach berichtet.
Dabei sind es längst nicht nur Klima-Kriminelle, die Notärzte auf dem Weg zum Einsatzort aufhalten, oder Beleidigungen bis hin zu körperlichen Angriffen durch die „erlebnisorientierte Partyszene“; nein, in vielen Fällen sind die Probleme schlicht hausgemacht und – schlimmer noch – seit Jahren bekannt.
In den letzten Tagen mehrten sich derartige Meldungen wieder. So musste ein Notfall-Patient mehr als 45 Minuten auf Hilfe warten, da im näheren Umkreis kein RTW einsatzbereit war. Stattdessen musste sich „der RTW 6110 von seinem Stützpunkt in Marzahn mit Blaulicht durch die gesamte Stadt bis nach Spandau quälen“, wie die „Berliner Zeitung“ berichtet.
Ein Einzelfall ist das offenbar nicht. Denn auch die „BZ“ zitiert einen Sprecher der Berliner Feuerwehr: „Derzeit stehen 40 Rettungswagen in externen Werkstätten.“ Hinzu kämen noch die Fahrzeuge, die aktuell in den eigenen Werkstätten repariert werden.
Folge: Die Notfall-Versorgung kann in der deutschen Hauptstadt nicht mehr flächendeckend – weder zeitlich noch örtlich – gewährleistet werden. Einsatzfahrten, die zur unfreiwilligen Stadtrundfahrt mutieren, nehmen demnach immer weiter zu.
Bürokratie, Personalmangel und lange Geschichte der Ignoranz
Vom Himmel gefallen sind die Probleme indes nicht, wie ein Insider gegenüber reitschuster.de exklusiv bestätigt: „Das erzähle ich seit gut 20 Jahren und es wird aus verschiedenen Gründen immer schwieriger und schlimmer.“ Mit dem Stellenabbau sei schon in den 1990er-Jahren begonnen worden.
Darauf sei ein langes Ignorieren der damals neuen EU-Arbeitszeitverordnungen gefolgt und schließlich das mit allgemein zu hohen Anforderungen behaftete Rettungsdienstgesetz im Jahr 2015. Als Beispiel nennt der Floriansjünger die Einführung des „NotSan“ (Notfall-Sanitäter), obwohl absehbar gewesen sei, dass es nicht ausreichend Personal mit dieser Qualifikation gab.
Und auch die Meldungen über nicht einsatzbereite RTW kann den Insider nicht wirklich überraschen. Sowohl die Ausweitung auf einen 2-Schicht-Betrieb in den internen Werkstätten als auch die Aufstockung des hierfür benötigten Personals sei in den vergangenen Jahren gleich mehrfach beantragt, vom Senat bei den entsprechenden Haushaltsverhandlungen aber jeweils gestrichen worden.
Neben vollen Überstundenkonten macht den Feuerwehrleuten und Sanitätern auch ein immer weiter anschwellender Berg an Bürokratie zu schaffen. Als Beispiel führt unser Informant die Dokumentationspflichten im Rettungsdienst an. Diese sorgten insbesondere in den Stoßzeiten regelmäßig dazu, dass bis zu 25 Prozent weniger Einsatzmittel zur Verfügung stünden. Nicht zuletzt führt der Feuerwehrmann auch den allgemeinen Ärztemangel an. Viele Bürger, die keinen Hausarzt haben, wählten auch bei vergleichsweise kleinen Wehwehchen den Notruf.
Alarmierende Situation in Berlin
Seit Anfang November 2023 wurde im Berliner Rettungsdienst insgesamt 30-mal der Ausnahmezustand ausgerufen, teilweise sogar mehrmals am Tag und nicht selten über mehrere Stunden hinweg.
Heißt: Während dieser Zeit ist nahezu die komplette RTW-Flotte der Berliner Feuerwehr ausgelastet, sodass die vorgeschriebene Zeitspanne vom Eingehen des Notrufs bis zum Eintreffen der Rettungskräfte beim Patienten in vielen Fällen nicht eingehalten werden kann.
Und auch bei den kooperierenden Hilfsorganisationen wie Malteser, Johanniter oder dem Deutschen Roten Kreuz sieht es kaum besser aus. Laut Feuerwehr-Sprecher Vinzenz Kasch fehle in der Regel jeden Tag ein Drittel dieser Rettungswagen, sodass 10 bis 15 Ausfälle pro Schicht keine Seltenheit seien.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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