Gymnasium setzt Geschlechtsumwandlung auf Stundenplan Eltern und Experten alarmiert

Von Kai Rebmann

Werden operative Geschlechtsumwandlungen in Deutschland schon bald zu Routineeingriffen? Diesen Eindruck will offenbar das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium in Köln seinen Sechstklässlern vermitteln. Anstatt des klassischen Sexualkundeunterrichts steht dort neuerdings der Umgang mit dem sogenannten „sozialen Geschlecht“ auf dem Stundenplan. Als wäre die Konfrontation von 11- und 12-jährigen Schülern mit einem derart ideologiebehafteten Thema nicht schon heikel genug, wird auf den von der Lehrerin verwendeten Materialien erstaunlich einseitig für den angeblichen Nutzen von Geschlechtsumwandlungen geworben. Die „Bild“ veröffentlichte zwei dieser Arbeitsblätter, die der Zeitung offenbar von besorgten Eltern zur Verfügung gestellt worden sind.

Zunächst werden den Schülern verschiedene Personen vorgestellt, die sie in Abhängigkeit der beschriebenen Merkmale jeweils einer bestimmten Gruppe zuordnen sollen. „Seit Paul denken kann, fühlt sie*er sich als Frau. Ob sie*er ihr*sein biologisches Geschlecht anpassen lässt, weiß sie*er noch nicht“, heißt es da zum Beispiel. Oder: „Tom kann mit den Geschlechtszuordnungen nichts anfangen. Tom fühlt sich weder als Mann noch als Frau, sondern einfach nur als Tom.“ Noch problematischer wird es bei der nächsten Aufgabenstellung. Unter der Frage „Welche Aussagen stimmen?“ werden sechs Thesen aufgeführt, die selbst in der seriösen Wissenschaft als höchst umstritten gelten. Hier zwei Beispiele: „Das soziale Geschlecht wird durch die Erziehung bestimmt“ oder „Geschlechtsidentität kann man auch als persönliche Selbstwahrnehmung in Sachen Geschlecht bezeichnen“. Problematisch ist das vor allem deshalb, weil die Schüler in gewissem Sinne dazu genötigt werden, die von ihrer Lehrerin gewünschten Antworten zu geben, um gute Noten zu bekommen. Ganz ähnlich dazu wurden Schüler und Studenten auch schon mit Punktabzug bestraft, wenn sie eine „nicht gendergerechte Schreibweise“ verwendet hatten.

Von Lobbyisten beeinflusste Lehrpläne

Wer in dem umstrittenen Lehrmaterial nach Hinweisen auf die möglichen und faktischen Gefahren von Geschlechtsumwandlung sucht, der wird im Bio-Unterricht am Hildegard-von-Bingen-Gymnasium in Köln nicht fündig werden. Dass ein nicht geringer Teil der „im falschen Körper Geborenen“ ihren Wechsel ins andere Geschlecht im Nachhinein am liebsten wieder rückgängig machen will oder Jugendliche im Rahmen ihrer Pubertät besonders anfällig für verschiedene Formen der Geschlechtsdysphorie sind? Fehlanzeige! Bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass es sich hierbei um einen weiteren Fall von ideologischer Indoktrination in der Schule handelt. Der lange Arm der Lobbyisten reicht inzwischen offenbar bis in die Lehrpläne an deutschen Gymnasien.

Die in Köln verwendeten Arbeitsblätter stammen aus dem Portal „Lehrer-Online“. Hinter dem von der Lehrerin am Hildergard-von-Bingen-Gymnasium verwendeten Lehrmaterial soll nach Informationen der „Bild“ der Hygieneartikel-Gigant „Always“ stecken. Laut Rona Duwe von der Gruppierung „Lasst Frauen Sprechen!“ ist der Konzern aktuell dabei, in Kanada und in den USA einen Markt für Transgender-Produkte zu entwickeln. Den Versuch, über die von vielen Pädagogen genutzte Plattform „Lehrer-Online“ Einfluss auf den Sexualkundeunterricht an deutschen Schulen zu nehmen, bezeichnet Duwe als „mehr als befremdlich“. Ähnlich sieht das auch Heinz-Peter Meidinger. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands bewertet die Vermittlung solcher Inhalte bei Sechstklässlern ebenfalls sehr kritisch: „Die sind ja alle in der Pubertät und unsicher bzw. suchen erst noch ihre Rolle. Sie in dieser Phase mit der Frage von Geschlechtsumwandlungen zu konfrontieren, ist unsensibel, unpädagogisch und schadet mehr, als es nutzt.“

Verantwortung für den Unterricht liegt beim Lehrer

Die Schulleitung am Hildegard-von-Bingen-Gymnasium in Köln reagierte sehr schmallippig auf die Kritik und wollte diese nicht näher kommentieren. Sämtliche Unterrichtsinhalte würden mit den Lehrplänen des Bundeslandes abgestimmt und wenn Eltern ein Problem damit hätten, dann könnten sie sich „vertrauensvoll an die Fachlehrer*in“ (O-Ton) oder an den Schulleiter wenden. Allein die Verwendung dieses Sternchens – gerade in diesem Zusammenhang – zeigt wohl mehr als tausend Worte, wie tief die Genderideologie im Lehrkörper zumindest in dieser Schule verwurzelt ist.

Denn die Eltern haben in der Tat ein Problem mit der neuartigen Gestaltung des Sexualkundeunterrichts am Hildegard-von-Bingen-Gymnasium. Eine entsetzte Mutter ließ sich wie folgt zitieren: „Diese Arbeitsblätter, auf denen nicht wissenschaftliche Szenebegriffe verwendet werden, verfestigen Rollen und Stereotype. Dem Kind, das sich mit dieser Sexualisierung nicht wohlfühlt, wird vermittelt, dass sein Körper falsch sei und operativ angepasst gehört.“ Dass es sich bei dem Biologie-Unterricht in Köln um einen ideologischen Alleingang der Lehrerin und/oder Schulleitung handelt, legt dann auch die Äußerung des Ministeriums für Schule und Bildung in Nordrhein-Westfalen nahe. Aus Düsseldorf hieß es, dass in der Schule zwar „vielfältige geschlechterbezogene Biografien thematisiert werden“ sollen. Eine „medizinische Beratung“ hinsichtlich Transgender-OPs gehöre aber „nicht zu den Aufgaben von Schulen“.

Damit versucht das Ministerium, sich elegant aus der Verantwortung zu stehlen und den Schwarzen Peter weiterzureichen. Gut möglich, dass die Sechstklässler am Hildegard-von-Bingen-Gymnasium auch einfach nur zu den Opfern einer neuen Generation von Lehrern gehören, die sich damit begnügen, ihre Materialien per Mausklick aus dem Internet zu beziehen, zum Beispiel von „Lehrer-Online“, und diese ungeprüft an ihre Schutzbefohlenen weitergeben. Die Bundeszentrale für politische Bildung informiert über dieses Portal wie folgt: „Aufgebaut mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt Lehrer-Online bereits seit 1998 Lehrende mit einem qualitativ hochwertigen Internet-Service.“ Gerade vor diesem Hintergrund erscheint die offensichtliche Einflussnahme von finanzstarken Lobbyisten auf die Inhalte diese Plattform umso fragwürdiger.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Shutterstock

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