Angela Merkel war (und ist wohl bis heute) eine große Freundin des sogenannten „Nudgings“: Einer Art Erziehung von Erwachsenen durch Politik, Medien und Wissenschaft. Dieses Konzept dringt bis in die Schlafzimmer und jetzt auch die Heizungskeller der Bürger ein. Auf Deutsch wird „Nudging“ offiziell mit „einen Stups geben“ übersetzt. Bevormunden wäre treffender. Es ist ein Gegenentwurf zum freiheitlich-demokratischen Staat, in dem es undenkbar wäre, dass die Politiker die erwachsenen Bürger erziehen. Heute ist es in Deutschland umgekehrt: Viele Jüngere können sich gar nicht mehr vorstellen, dass es eine Zeit gab, in der sich der Staat nicht in die privaten Belange seiner Bürger einmischte und auch nicht für sich in Anspruch nahm, ihnen die „richtige“ Meinung bzw. „Haltung“ beizubringen.
Der fortlaufende Trend zum Erziehungsstaat könnte bald einen neuen Höhepunkt erreichen. „Vergammelte Zähne, zersetzte Lungen, ein Mann auf dem Sterbebett: Mit Gruselfotos und Warnhinweisen auf Zigaretten-Verpackungen sollen Raucher vom Konsum der Glimmstängel abgehalten und Nichtraucher gleich ganz abgeschreckt werden“, schreibt die „Bild“. Sie beruft sich auf britische Forscher, die herausgefunden haben wollen, „dass solche Warnhinweise auf Fleischprodukten den Genuss eines tierischen Produktes vermiesen könnten“.
Der Gedanke dahinter laut dem Blatt: „Die Fleischproduktion trägt – so eine Reihe von Studien – zum Klimawandel und der Entstehung von Pandemien bei. Fleischkonsum kann auch der Gesundheit schaden, erhöht das Risiko von Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Diabetes.“
Die britischen Wissenschaftler von der Durham University testeten nun eine Reihe von Warnetiketten. Die machen auf die angebliche Schädigung des Klimas, also des durchschnittlichen Wetters, durch Fleischkonsum aufmerksam. Und daneben auch auf vermeintliche Gefahren für die Gesundheit und das vermeintliche Risiko für Pandemien.
Das Ergebnis der Studie: Egal, ob Gruselfotos und Warnhinweise – „alle Motive erwiesen sich als effektiv darin, Menschen von einer Mahlzeit mit Fleisch abzuhalten. Die Studie mit 1001 Fleischessern wurde im Fachmagazin ‘Appetite‘ veröffentlicht“, so die „Bild“.
Bei den Teilnehmern an der Studie, denen Schockfotos und Warnhinweise vorgesetzt wurden, war demnach der Anteil der ausgewählten Fleischgerichte um sieben bis zehn Prozent niedriger als in der Kontrollgruppe. Logischerweise empfehlen die Autoren jetzt, mit solchen Warnhinweisen den Appetit auf Fleischgerichte zu verringern. Nach dem gleichen Prinzip, wie es bereits mit Ekelbildern auf Zigarettenpackungen umgesetzt wird.
Noch sind die Gruselbilder auf Fleisch nur eine Idee von Wissenschaftlern. Doch die Erfahrung der letzten Jahre zeigt: Kein Vorstoß kann absurd genug sein, als dass nicht seine Umsetzung droht.
Umzusetzen wären solche Gruselbilder bei Fleisch nur durch staatlichen Zwang. Denn Fleischfabrikanten haben kaum ein Interesse daran, freiwillig durch solche Fotos die Lust am eigenen Produkt zu verringern.
Wenn aber der Staat eingreift, stellt sich die Frage: Wie weit darf er gehen? Was kommt als nächstes? Gruselbilder von verfaulten Zähnen auf Gummibärchen-Tüten? Bilder von Unfalltoten auf dem Lenkrad? Warnhinweise mit sterbenden Eisbären am Heizungsthermostat? Bilder verblödeter Dauer-Spieler beim Starten von Computer-Spielen? Fotos von Geschlechtskrankheiten und/oder Überbevölkerung in den Schlafzimmern?
Für die Vertreter eines Erziehungs- und Bevormundungsstaates wie Merkel mag all dies das Ziel ihrer Träume sein. Für jeden freiheitlich denkenden Menschen, der keine autoritäre Grundhaltung hat, ist es dagegen ein Albtraum.
Der Staat ist nicht für die Erziehung seiner erwachsenen Bürger zuständig und hat sich aus allen Geschmacksfragen herauszuhalten. Sonst wird er zwangsläufig übergriffig. Wohin das führt, zeigt die Geschichte.
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