Kurz vor der Wahl: Söder kündigt LGBTQ-Aktionsplan für Bayern an  Im Hotel „Deutsche Eiche“, einem Treffpunkt der Münchner schwul-lesbischen Szene

Nicht nur im Alltag, im Service und in der Wirtschaft erlebt man, dass die Bundesrepublik immer mehr zum „dysfunktionalsten Deutschland aller Zeiten“ wird. Auch die Politiker sind nicht mehr das, was sie einmal waren. Jüngster Beleg: kein geringerer als Markus Söder. Der ist geradezu berüchtigt für seinen Opportunismus. Ob Corona, Umweltschutz oder Bienen: Er hängt die Nase immer dahin, woher gerade der Wind weht, und wo er sich die meisten Wählerstimmen verspricht.

Insofern ist es einerseits ganz logisch, dass er jetzt kurz vor der Landtagswahl am 8. Oktober einen Kniefall vor dem „woken“ Zeitgeist aufs Parkett legt. Andererseits hat er dabei diesmal offenbar die Rechnung ohne den Wirt gemacht, genauer gesagt: ohne die Wähler. Im Münchner Hotel „Deutsche Eiche“, einem Treffpunkt der schwul-lesbischen Szene an der Isar, kündigte der wortgewaltige Ex-Redakteur des Bayerischen Rundfunks an, nach dem Urnengang einen LGBTQ-Aktionsplan aufzutischen. Dabei verzichtete er auch nicht auf die Selbstkasteiung, die heute für viele Bürgerlichen typisch ist, wenn sie dem Zeitgeist hinterher hecheln: „Wir hätten das schon viel eher machen können“, sagte Söder ganz in Büßermanier.

Nicht nur verbal, auch äußerlich biederte sich der Landesvater an. Tritt er sonst im Wahlkampf ganz bajuwarisch und zugeschnitten aufs Zielpublikum in Janker oder mit Anzug und Krawatte auf, so kam er diesmal szene-kompatibel: In Jeans, einem schwarzen Reißverschluss-Polohemd und beigem Freizeitsakko. Ganz neu ist das nicht: Zu Corona-Zeiten trat er im Landtag auch mit Regenbogen-Maske auf.

Die Anbiederung hat Tradition. Söder beeilte sich bei seinem Besuch „umgehend zu versichern, dass er nicht zum ersten Mal auf dieser Terrasse sei, ‘eine der coolsten Locations, die wir hier in München haben‘“, wie die „Süddeutsche“ schreibt: „Er habe sich dort schon einmal mit Dietmar Holzapfel getroffen, dem Besitzer der Deutschen Eiche und Vorkämpfer der Münchner Homosexuellen-Bewegung. Und dass er doppelt so lange geblieben sei wie geplant; ‘das lag am Essen‘, das Holzapfel servieren ließ, einem sauren Lüngerl.“

Nicht nur Söder biedert sich an. Auch der Münchner CSU-Kreisverband gilt als besonders linksdrehend. Mitglieder nahmen im Juni im Schulterschluss mit der Antifa an einer Gegendemo teil, als bürgerliche Eltern sich vor der Stadtbibliothek zu einer Kundgebung versammelt hatten gegen eine Lesung mit Dragqueens für Vierjährige.

Seit Jahren bemühen sich die Christsozialen der Landeshauptstadt zudem, beim Christopher-Street-Day mit einem eigenen Wagen mitzufahren. Bisher blitzten sie mit diesem Anliegen bei den Organisatoren aber immer ab. Mit der Begründung, die Partei sei zu konservativ – obwohl sie 2022 ein aus ihrer Sicht progressives Positionspapier zur LGBTIQ-Politik vorlegte. Nun hofft CSU-Kreischef Hans Theiss laut „Süddeutsche“ auf größere Akzeptanz bei den „Woken“: „Man hat gesehen, dass Markus Söder keine Berührungsängste hat.“

Das hat schon etwas von politischem Sado-Masochismus.

Söder und die CSU haben offenbar nicht begriffen, dass sie mit dem Männchenmachen vor dem Zeitgeist zwar weniger Ohrfeigen vom rot-grünen polit-medialen Komplex bekommen. Doch ankommen werden sie dort nie. Für die „Woken“ bleiben sie immer die Reaktionäre. Und gewählt wird von diesen das Original – nicht die bettvorlegerische Kopie. Ihr Stammpublikum dagegen verprellt die CSU mit solcher Anbiederung. Dass die Umfragewerte der „Freien Wähler“ in früher ungeahnte Höhen steigen und die der AfD stabil bleiben, zeigt, wie suizidal dieser Kurs ist.

Unter Beschuss – aber umso wichtiger ist Ihre Unterstützung!  

„Verschwörungsideologe“, „Nazi“ oder „rechter Hetzer“: Als kritischer Journalist muss man sich heute ständig mit Schmutz bewerfen lassen. Besonders aktive dabei: die öffentlich-rechtlichen Sender. Der ARD-Chef-Faktenfinder Gensing verklagte mich schon 2019, der Böhmermann-Sender ZDF verleumdete mich erst kürzlich als „Verbreiter von Verschwörungserzählungen“ – ohne einen einzigen Beleg zu benennen, und in einem Beitrag voller Lügen. Springer-Journalist Garbor Steingardt verleumdete mich im „Focus“, für den ich 16 Jahre lang arbeitete, als „Mitglied einer Armee von Zinn­soldaten“ und einer „medialen Kampf­maschine“ der AfD. Auf Initiative des „Westdeutschen Rundfunks“ wurde ich sogar zur Fahndung ausgeschrieben. Wehrt man sich juristisch, bleibt man auf den Kosten in der Regel selbst sitzen. Umso wichtiger ist Ihre Unterstützung. Auch moralisch. Sie spornt an, weiter zu machen, und nicht aufzugeben. Ich danke Ihnen ganz herzlich dafür, dass Sie mir mit Ihrem Beitrag meine Arbeit ermöglichen – ohne Zwangsgebühren und Steuergelder.
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.

Das organisierte, alltägliche Chaos: Der Münchner Flughafen – (m)ein Bermuda-Dreieck für Gepäck.

Weil er aus Verzweiflung über Corona-Maßnahmen auf Staat schimpfte: 1.500 Euro Strafe für Studenten. Frei nach Mao: Bestrafe einen, erziehe Tausende!

Bild: Shutterstock

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