Lauterbach macht Impfopfer zu Patienten zweiter Klasse Kostenübernahme nur bei Long Covid

Von Kai Rebmann

Man stelle sich vor, zwei bei derselben Krankenkasse versicherte Patienten gehen am selben Tag mit denselben Beschwerden zum selben Arzt und bekommen jeweils dasselbe Medikament verschrieben. Der erste Patient bekommt die Kosten von seiner Versicherung erstattet, während der zweite diese aus der eigenen Tasche bezahlen muss. Geht nicht?

Geht doch! Denn genau dieses Szenario soll nach dem Willen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in Deutschland schon bald Wirklichkeit werden. Anfang Dezember lud der SPD-Politiker handverlesene Gäste zu einem sogenannten „Runden Tisch“ zum Thema Long Covid ein. Andere mussten draußen bleiben (reitschuster.de berichtete) – und inzwischen scheint auch klar, weshalb die PostVac-Opfer bei dieser Veranstaltung unerwünscht waren.

Long Covid über alles

Zu den Ergebnissen, die bei diesem Treffen hinter verschlossenen Türen offenbar ausgebrütet wurden, gehört unter anderem die Einrichtung einer sogenannten „Expertengruppe Long Covid Off-Label-Use“ am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn. Als drängendste Aufgabe des Gremiums wird die Erarbeitung einer Liste von Medikamenten gehören, die bei Long-Covid-Symptomen für den Off-Label-Use in Betracht kommen könnten.

Die Experten sollen „unter Berücksichtigung des wissenschaftlichen Erkenntnisstands und möglicher Risiken eine Bewertung zur Anwendung von Arzneimitteln außerhalb der zugelassenen Anwendungsgebiete für den Einsatz bei Long Covid vornehmen“, wie eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums erklärte.

Von PostVac, ME/CFS (Chronisches Fatigue Syndrom), Influenza, RSV oder sonstigen Auslösern, die oft ganz ähnliche Symptome hervorrufen, steht da nichts – und das ist auch kein Versehen. Die „Berliner Zeitung“ hat eigenen Angaben zufolge ausdrücklich nachgefragt, aber leider nur hinter der Bezahlschranke, „ob auch Menschen mit coronaunabhängigem ME/CFS oder PostVac Zugang zu Off-Label-Therapien erhalten sollen.“

Antwort aus dem Lauterbach-Ministerium: Die geplante Maßnahme beziehe sich ausschließlich auf „Beschwerden im Rahmen von Long Covid.“ Auf weitere explizite Nachfragen zu PostVac ging die Sprecherin dann überhaupt nicht mehr ein.

Blanker Hohn statt schneller Hilfen

So sehen sie also aus, die schnellen und unbürokratischen Hilfen, die Karl Lauterbach den unzähligen Impfopfern bei seiner fast schon legendären TV-Beichte in Aussicht gestellt hat. Wenn zwei Menschen unter denselben Symptomen leiden, ist das für den Panik-Minister allem Anschein nach noch lange nicht das Gleiche.

Der Haken: Die Kosten für Medikamente im Off-Label-Use werden in der Regel nicht von den Krankenkassen erstattet, obwohl durch diese in der Praxis zumindest in einigen Fällen mehr oder weniger große Behandlungserfolge erzielt werden. Lauterbach hatte dazu bereits im September erklärt: „Wir haben viele Medikamente, von denen wir wissen, dass sie bei Long Covid wirken, aber sie werden in Deutschland nicht eingesetzt. Das muss sich ändern.“

Zweiter Haken: Klinische Studien zum Einsatz dieser Therapien fehlen sowohl im Zusammenhang mit Long Covid und PostVac als auch für weitere Atemwegserkrankungen wie ME/CFS. Weshalb jetzt aber Unterschiede in Bezug auf die Ursache der Symptome gemacht werden sollen, wird das Geheimnis des Gesundheitsministers bleiben. Ganz offensichtlich besteht aber ein nicht geringes Interesse, das Thema PostVac möglichst bald wieder unter dem nächstbesten Teppich verschwinden zu lassen.

‚Was sollen diese armen Menschen machen?‘

Unions-Fraktionsvize Sepp Müller (CDU) bricht eine Lanze für die Impfopfer, die Lauterbach offenbar dem Vergessen anheimfallen lassen will: „Es (wäre) der richtige Schritt gewesen, bei den geplanten Vorhaben des Ministers sich klar an die Seite der Betroffenen zu positionieren. Somit macht Minister Lauterbach viele Betroffene zum Spielball der Zuständigkeiten. Das ist unverantwortlich.“

Nun kommt ein solcher Tadel aus der Opposition im politischen Tagesgeschehen alles andere als überraschend. Aber auch Carmen Scheibenbogen übt Kritik, wenn auch mit angezogener und vor allem politisch-korrekter Handbremse. Die Charité-Medizinerin spricht im Zusammenhang mit den beobachteten Symptomen von „seltenen Fällen“, bei denen diese durch die Impfung ausgelöst worden seien. Diesen müsse man die Behandlung ebenso zugänglich machen wie auch anderen nach postinfektiösen Syndromen Betroffenen, so Scheibenbogen, die dabei aber auch eine gehörige Portion Krokodilstränen zu vergießen scheint.

Den vielleicht dramatischsten Appell richtet aber Ricarda Piepenhagen von der Opfer-Initiative „NichtGenesen“ in Richtung Berlin. Sie habe die Erklärung aus dem Haus von Karl Lauterbach „entsetzt“ zur Kenntnis genommen, zumal sie Impfgeschädigte kenne, die sich nie mit Corona infiziert hätten: „Was sollen diese armen Menschen machen? Sollen sie sich erst absichtlich mit Corona infizieren, um in den Genuss einer medizinischen Versorgung zu kommen?“ Diese Menschen bräuchten „Anlaufstellen und Hilfen“, so Piepenhagen.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

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