Zuerst traute ich meinen Augen nicht, als ich die Überschrift – die auch hier über diesem Artikel steht – bei meinen Ex-Kollegen vom Focus gelesen habe. Nur jemand mit einem sehr rotgrünen, ja sozialistischen Menschen- und Weltbild kann sich so eine Überschrift überhaupt ausdenken, war meine erste Reaktion. Und ich fühlte mich wieder einmal in meinem (Vor-)Urteil bestätigt, dass unsere großen Medien schwer (Champagner-)linkslastig sind. Allein die Formulierung: „Bargeld horten“? Negatives Framing. Warum nicht schreiben: „Erspartes aufbewahren“?
Tatsächlich ist in den Augen vieler Kollegen Besitz etwas Schlechtes. Zumindest, wenn es nicht um den eigenen geht. Wie viel Doppelmoral hier herrscht, zeigt die Geschichte von den Berliner Kollegen, die sich öffentlich gegen Miethaie und dubiose Geschäfte auf dem Immobilienmarkt empörten – und privat offenbar genau das taten, was sie in ihren Artikeln anprangerten.
Zur Verteidigung der Focus-Kollegen sei gesagt, das die Überschrift mit der provokanten Frage etwas entkräftet wird durch den Artikel, den man nach dem Anklicken zu lesen bekommt. Da wird dann lange und umständlich erklärt, warum man Bargeld zu Hause einlagern darf. Der Text stammt übrigens vom Herbst – wird aber auf der Focus-Startseite so verkauft, als sei er neu und auch im Artikel selbst steht kein Datum. Offenbar läuft das Thema gut und wird viel geklickt. Was Bände spricht.
Allein, dass es daran Zweifel gibt, dass man sich überhaupt so eine Überschrift einfallen lassen kann, und einer Selbstverständlichkeit – dass man Geld besitzen darf – einen ganzen Artikel widmet, zeigt, wie weit sich rotgrünes bzw. sozialistisches Denken in die Köpfe von Journalisten gefressen hat. Und nicht nur von denen. Denn glaubt man dem Beitrag im Focus, war der Anlass für die Kollegen, der Frage nachzugehen, dass „einige gesetzestreue Bürger mehrere komplizierte Details“ des neuen Geldwäschegesetzes nicht verstehen und der Meinung sind, „dass auch das Lagern von mehr als 10.000 Euro bar zu Hause verboten ist“.
Andere Personen hätten von Freunden berichtet, „deren Nachbarn einen Rentner kannten, der große Probleme mit der Polizei wegen seines zu Hause gelagerten Bargelds hatte“, heißt es in dem Focus-Bericht. Und: „Einige besorgte Bürger haben in den Sozialen Medien gelesen, dass man höchstens 10.000 Euro straffrei zu Hause aufbewahren darf.“
Man kann sich nur noch wundern über die Untertanen- und Gehorsams-Mentalität, die hierzulande bei manchen anzutreffen ist. So eine Überschrift wie die im Focus kann ich mir in keinem anderen der Länder, die ich halbwegs kenne, vorstellen. Ausländische Freude, denen ich davon erzählte, schüttelten nur den Kopf. Und können es nicht glauben, dass in Deutschland ernsthaft solche Fragen gestellt werden. Gilt in anderen Ländern alles erlaubt, was nicht verboten ist, halten es viele Deutsche offenbar umgekehrt – und denken, alles ist verboten, was nicht ausdrücklich erlaubt ist. Was kommt als nächstes? Hinweise, wie oft man duschen und die Wäsche waschen darf?
Stopp, stopp, stopp: Eine Bekannte hat mir gerade geschrieben, dass sie mit ihrem neuen Mietvertrag ein Beiblatt bekommen hat, das unter anderem Vorgaben macht in Sachen Duschen und Wäsche waschen.
Offenbar mögen die Deutschen Vorschriften, Gehorsam und Unfreiheit. Was ja beim Thema Impfen und Impfpflicht sehr deutlich wurde. Aber jetzt bin ich ungerecht. Nein, es sind nicht die Deutschen allgemein, die das wollen. Aber offenbar leider viele. Viel zu viele. Sie – wenn Sie hier mitlesen – und ich gehören zu der unglückseligen Minderheit, die an dieser Mehrheit bzw. den gehorsamen Mitläufern verzweifelt.
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