Lockdown im Gesicht? Müssen jetzt auch die Bärte weg? Neue Forderungen

Ein Einwurf von Bartholomäus Schäfer

Es munkelt im medialen deutschen Blätterwald. Gerüchte werden ruchbar und prophetische Zeitgenossen geben ihrer tiefen Besorgnis Ausdruck: Gefahr ist im Verzug, und sie geht von einer ominös und irgendwie verstörend archaisch anmutenden, verwucherten Gestalt aus: dem BART-TRÄGER. Wie verschiedene Medien vermelden, kann der wuchernde Gesichtsbewuchs beim besten Willen nicht in Einklang gebracht werden mit der nun im disziplinierend vorauseilenden Bayern bereits ausgerufenen FFP2-Maskenpflicht. 

Darum: Der Bart muss ab! 

Denn andernfalls ist die Maske nicht zweckdienlich und nicht ganz dicht, wie Aerosol-Experte Christof Asbach (dem man – Nomen est Omen – beinahe auch einen ehrwürdigen Bewuchs zugetraut hätte) im ZDF warnend zu bedenken gibt.

Auch Johannes Knobloch, Leiter des Bereichs Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, verkündete im Bayerischen Rundfunk, es gebe nur eine Lösung: Um weiter am öffentlichen Leben teilhaben zu können, müsse der verantwortungsvolle Mann in Zeiten der allerorten drohenden Mikroben eine hygienisch unbedenkliche Frisur vorweisen. 

Aber Vorsicht: allzu radikal sollte Mann allerdings auch nicht vorgehen beim Umgang mit dem Rasierinstrument (was in Zeiten geschlossener Friseure durchaus nicht zu verdenken wäre). Denn sonst könnte bei zu kahlem Kopfe der Plan, mit nun vorbildlich sitzender Maske wieder ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sein, nach hinten losgehen. 

Wenn wir ehrlich sind, war es zu erwarten in diesen Zeiten des Aufräumens in unserer unordentlichen Gesellschaft. Nicht umsonst soll der Schlachtruf gewesen sein von den alten Zöpfen, die ab gehören, diese vermufft-gestrigen Niststätten der Rückständigkeit und Renitenz. Ganz in diesem Sinne preist auch die Berliner taz das Bekenntnis zur Schur – denn Bärte trügen in diesen Zeiten nur noch Corona-Leugner wie Wolfgang Wodarg, während die Säulenheiligen unserer neuen Keimfreiheit wie Kekulé, Drosten oder Wieler glattrasiert der Anhaftung trotzen. Hier lohnt der Blick nach China, wo Bart tatsächlich ein Haftgrund sein kann, wenngleich einstweilen aus anderen Gründen.

Was soll das Lamentieren – Opfer müssen gebracht werden. Und wer jetzt mit der Freiheit der Religionsausübung daherkommen sollte und der zuweilen damit verbunden orthodoxen Bartwuchsverpflichtung: Vielleicht schlägt man hier ja insgeheim gleich mehrere Fliegen mit einer Maske – Säkularisierung 2.0 oder verschärfte Zermürbungstaktik: wer nicht vom heiligen Bewuchs lassen mag, muss eben zum Hausmann werden und sich um den – in diesem Falle kindlichen – Nachwuchs kümmern.

Beim Barte des Propheten! 

P.S.: Mittlerweile wird die sich zuspitzende Bart-Frage von allen großen deutschen Medien aufgegriffen. Verschiedene Einsichten lassen sich aus der Medienschau gewinnen:
Erstens: Man kann mit Studien alles beweisen. So kam 2014 eine britische Forschergruppe zu dem Ergebnis, Bartträger seien besser vor Infektionen geschützt, wie der Independent berichtete. Hingegen ergab 2018 eine Studie der Schweizer Privatklinikgruppe Hirslanden, welche 30 Hunde und 18 Männer untersucht hatte: Im Männerbart stecken mehr Keime als im Hundefell. Zweitens zeigt sich anschaulich der Humorverlust angesichts einer omnipräsenten Hypermoral am Beispiel des linken Meinungsführers taz: Während diese noch Anfang 2019 hygienische Vorbehalte gegenüber „Bartgewächsen“ auf ihrer (nach eigener Auskunft) einzigartigen Satire-Seite „Die Wahrheit“ (zugegebenermaßen) gekonnt durch den Kakao zog, platziert sie nun, da es allerorten tönt „Rasieren ist Bürgerpflicht“ dasselbe Sujet im Corona-Ressort „vor ernstem Hintergrund“. Dabei kann nicht oft genug betont werden, was schon die Altvorderen ihren Spösslingen ins Stammbuch schrieben (und was immer wieder dem inquisitorischen Flammenwerfer zum Opfer fiel): Lachen ist die beste Medizin, und Humor ist, wenn man trotzdem lacht!

 

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

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Bild: Franco Francisco Maria/Shutterstock
Text: Gast

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