New York Times feiert Ende der Übersterblichkeit in den USA … … verdreht dabei aber die Tatsachen

Von Kai Rebmann

Die USA haben in ihrem langen Kampf gegen Covid einen Meilenstein erreicht. So sieht es jedenfalls die „New York Times“, die dem stramm linken Spektrum zuzuordnen ist. Das US-Blatt jubelt über einen „positiven Covid-Meilenstein“ (A Positive Covid Milestone) und leitet den Artikel wie folgt ein: „Ein Zeichen für das wirkliche Ende der Pandemie ist, dass die Gesamtzahl der Amerikaner, die jeden Tag sterben, historisch gesehen nicht mehr ungewöhnlich hoch ist.“

Sofort ist man versucht, zu glauben, es handle sich um einen bereits vor Monaten erschienenen Artikel. Doch weit gefehlt: Die von der „New York Times“ getroffene Feststellung, dass „die Pandemie wirklich vorbei ist“ stammt tatsächlich von Anfang dieser Woche, genauer gesagt vom 17. Juli 2023. Und natürlich erfahren die Leser auch, weshalb die historische Übersterblichkeit ein Ende gefunden haben soll – der hohen Immunität sei Dank!

Die „Macht der Immunität“ (O-Ton NYT) fuße dabei auf drei Faktoren. Und dann steht da tatsächlich: „Erstens, etwa drei Viertel der Erwachsenen in den USA haben mindestens eine Impfung erhalten.“ Das Verbreiten von Falschinformationen über die sogenannte „Impfung“ ist in den Leitmedien also auch jenseits des Atlantiks offenbar nach wie vor an der Tagesordnung. Erst danach werden die natürliche Immunität (infolge einer Infektion) und Paxlovid (zur Linderung der Symptome) als weitere Faktoren genannt.

Zahl der Corona-Toten wurde massiv überschätzt

Aber zurück zur Übersterblichkeit: Ebenfalls gleich zu Beginn des Artikels, genau im dritten Absatz, stellt die NYT fest: „Während der schlimmsten Covid-Phase lag die Zahl der Amerikaner, die jeden Tag gestorben sind, um 30 Prozent höher als normal – ein schockierender Anstieg.“

Eben dieser Wert von rund 30 Prozent sollte im weiteren Verlauf des Artikels nochmal eine Rolle spielen, jedoch erst im 17. Absatz, als es um die massive Überschätzung der Corona-Toten geht, die tatsächlich AN dem Virus gestorben sind. Unter Verweis auf renommierte Stellen schreibt die NYT:

„Die offizielle Zahl [der Corona-Toten] ist wahrscheinlich übertrieben, da sie einige Menschen einschließt, die das Virus bei ihrem Tod zwar in sich trugen, dieses aber nicht todesursächlich war. Andere CDC-Daten deuten darauf hin, dass fast ein Drittel der jüngsten offiziellen Covid-Todesfälle in diese Kategorie gehören. Eine in der Fachzeitschrift Clinical Infectious Diseases veröffentlichte Studie kam zu ähnlichen Schlussfolgerungen.“

Es wird wohl das Geheimnis der NYT bleiben, weshalb sie bei ihren Lesern zunächst an prominenter Stelle zumindest implizit den Eindruck erweckt, der „schockierende Anstieg“ der Übersterblichkeit in den vergangenen Jahren sei auf die „Corona-Toten“ zurückzuführen – und diese Behauptung dann erst im Kleingedruckten relativiert.

Das konservative Portal „Breitbart“ sah sich in der Folge dazu gezwungen, die „Behauptung“, dass die Zahl der Corona-Toten übertrieben bzw. überschätzt werde, in seine knapp zwei Dutzend Punkte umfassende Liste der wahr gewordenen Verschwörungstheorien aufzunehmen. Dazu wird eine frühere Meldung der CDC zitiert: „Die CDC verwahren sich gegen Gerüchte, die hauptsächlich in den sozialen Medien verbreitet werden und besagen, dass die Zahl der Corona-Toten stark übertrieben wurde.“

Der Elefant im Raum bleibt tabu

Dabei wurde – wie bei den meisten anderen „Verschwörungstheorien“ – auch in diesem Fall das Offensichtliche schon sehr früh ausgesprochen, nur eben von den „Falschen“. „Breitbart“ zitiert dazu aus einem früheren NYT-Artikel: „Letzten Freitag sagte Trump gegenüber Reportern, dass er die Zahl der Todesopfer akzeptiere, diese Zahlen jedoch niedriger sein könnten als die offiziell bisher verlautbarten 95.000. Die meisten Statistiker und Gesundheitsexperten sagen, er liege falsch; die Zahl der Todesopfer sei wahrscheinlich höher als öffentlich bekannt.“

Und dann, sozusagen als ultimatives Instrument zur Zerlegung der Trump-Behauptung, bot NYT einen alten Bekannten auf: „Dr. Anthony S. Fauci, der landesweit führende Experte für Infektionskrankheiten, sagte den Gesetzgebern diesen Monat, dass die Gesamtzahl der Opfer wahrscheinlich zu niedrig sei: ‚Ich weiß nicht genau, um wie viel Prozent höher, aber mit ziemlicher Sicherheit muss die Zahl höher liegen.‘“

Es fällt sofort auf: Immer wenn Mainstream-Medien wie die NYT Experten wie Fauci oder Behörden in Diensten der Regierung wie die CDC von der Übersterblichkeit reden, geht es dabei ausschließlich um die „Corona-Toten“. Und genau so hält man es auch beim Statistischen Bundesamt. Zur Übersterblichkeit in den USA schreibt Statista:

„Von 2019 bis 2020 erhöhte sich die Sterberate von 8,3 auf 9,7 Todesfälle je 1.000 Einwohner. Im Jahr 2021 hat die Sterberate ebenfalls 9,7 betragen. Ein Faktor im Anstieg der Sterberate ist das Covid-19 Virus. Im Jahr 2021 war Covid-19 die dritthäufigste Todesursache in den USA. Jedoch nahmen im selben Jahr auch Tode durch andere Ursachen zu.“

Während für die Jahre 2020 und 2021 das „Covid-19 Virus“ als ein unzweifelhafter „Faktor im Anstieg der Sterberate“ in den USA klar beim Namen genannt wird, stellt Statista für das Jahr 2021 nur noch ganz allgemein fest, dass die Tode durch „andere Ursachen“ zugenommen haben.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

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