NewsGuard gegen die Meinungsfreiheit: Schmutziges Geld für Zensur Das dubiose Geschäft der angeblichen "Wahrheitsprüfer"

Unter dem Deckmantel der Bekämpfung von „Fake-News“ ist eine ganze „Industrie“ von sogenannten „Faktencheckern“ und „Wahrheitsprüfern“ entstanden. Viele davon sind direkt oder indirekt durch Steuergelder finanziert. Oder durch dubiose Geldgeber. Mit einem dieser „Wahrheitsprüfer“ rechnen jetzt die Kollegen von der „Achse des Guten“ ab. Aus Solidarität mit ihnen drucke ich ihren Artikel hier in voller Länge ab. In diesen schwierigen Zeiten müssen alle Journalisten, die sich noch trauen, die Regierungspolitik kritisch zu hinterfragen, zusammenhalten. Zudem gehen die hier erwähnten „Wahrheitsprüfer“ von „NewsGuard“ genauso wie gegen die Achse auch gegen mich und mein Team vor. So dass alles hier Beschriebene auch für reitschuster.de gilt. 

Von Stefan Frank

Achgut.com wird immer wieder einmal angegriffen von Schlechtgelaunten, denen es lieber wäre, wenn es diese Website mitsamt ihren Beiträgen, Kommentaren und vor allem Lesern nicht gäbe. Die Rede ist nicht von verbalen Angriffen oder sogar Argumenten, sondern von Versuchen, Leser und Anzeigenkunden von Achgut.com durch das Aufstellen eines speziellen Popanzes zu vergrämen. So, wie man Spatzen vom Kirschbaum fernhält, indem man eine Vogelscheuche aufstellt.

Vor einigen Jahren war es ein Mann namens Gerald Hensel, der seinerzeit noch als „Strategiedirektor“ bei Scholz & Friends arbeitete, einer für die Bundesregierung und die Europäische Kommission tätigen Werbeagentur. Unter dem Hashtag „#keingeldfuerrechts“ wurden Anzeigenkunden von Achgut.com mit Rufmord bedroht und gedrängt, ihre Buchungen zurückzuziehen. Michael Hanfeld kommentierte in der FAZ: „Wer auf so etwas setzt, erst recht als Stratege einer Werbeagentur, bringt wirtschaftliche Macht gegen die Meinungsvielfalt und die Pressefreiheit in Stellung.“

Die Werbeagentur Scholz & Friends, der damalige Arbeitgeber von Gerald Hensel, wurde inzwischen durch das Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit einem millionenschweren Werbeetat für die staatstragende Aktion „Demokratie Leben“ belohnt. Gerald Hensel stieg in das NGO-Business ein. Er gründete einen Verein namens „Fearless democracy“ und dessen wichtigstes Projekt „HateAid“, auf das ebenfalls reichlich staatliches Manna, diesmal seitens des bundesdeutschen Justizministeriums, vom Himmel hinab fiel.

Mittlerweile gibt es eine amerikanische Mutante des Original-Hensel, die noch ansteckender ist und sich viral über das Internet verbreitet, wenn man nicht Abstand hält und regelmäßig lüftet: NewsGuard, ein amerikanisches Startup-Unternehmen in der Branche des Wahrheitsmanagements, verwandt mit den „Fakten-Checkern“ à la „Correctiv“ (von denen NewsGuard gern Urteile übernimmt).

NewsGuard ist ein profitorientiertes Unternehmen. Es hat keine Spender, sondern Investoren. Der Konzern verspricht den Kunden, die seine Dienstleistung abonnieren, sie der Mühe zu entheben, beim Lesen von Nachrichten und Leitartikeln ihren Kopf benutzen zu müssen. Kernstück des Geschäfts ist eine Browsererweiterung – „Das Vertrauenstool fürs Netz“, so der gruselige Name –, die bei Nachrichtenquellen im Internet, die nach Meinung von NewsGuard blindes Vertrauen verdienen, einen grünen Schild mit Häkchen anzeigt. Die, vor denen die Nutzer sich fürchten sollen, erhalten ein rotes Warnzeichen mit einem Ausrufezeichen. Das sollte man dann lieber nicht lesen, weil dort etwa Sachen stehen könnten, die nicht der Ansicht von NewsGuard entsprechen. Wie Rotkäppchens Mutter sagt: „Geh hübsch sittsam und lauf nicht vom Wege ab.“

Im Falle von Achgut.com heißt es dort seit neuestem: „NewsGuard empfiehlt Vorsicht bei der Nutzung dieser Webseite: Sie verstößt schwerwiegend gegen grundlegende journalistische Standards.“ Auf diese Denunziation werden wir noch eingehen. Achgut.com hat die verwunderliche Korrespondenz mit den NewsGuard Mitarbeitern auch hier online gestellt, damit sich jeder selbst ein Bild davon machen kann, wie hanebüchen die Behauptungen sind.

Politisches Anti-Viren-Programm

NewsGuard hat einen Schild auch im Unternehmenslogo. Der Schild, als Symbol für gefühlte Sicherheit, wird von zahlreichen Herstellern von Anti-Viren-Programmen genutzt: Windows-Defender, Ashampoo Antivirus, F-Secure Antivirus oder Kaspersky Anti-Virus. Solche Antivirenprogramm nutzen oft ein grünes Häkchen in einem Schild, um dem Nutzer anzuzeigen, dass Software frei von Viren ist. NewsGuard hat das plagiiert und benutzt dasselbe Häkchen, um zu signalisieren, dass eine Website keine schädlichen Informationen enthält. Ein politisches Anti-Viren-Programm also.

Das Geschäft von NewsGuard ist denkbar simpel: Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen. Wer bestimmt, wer wo hinkommt? Eine Reihe von Journalisten, die für NewsGuard arbeiten. „Wir bekämpfen Desinformation mit Journalismus, nicht mit Algorithmen“, trompetet der Konzern auf seiner Website. „Desinformation mit Journalismus“ bekämpfen – früher sagte man: den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Weiter heißt es:

„Unsere geschulten Journalistinnen und Journalisten haben sämtliche Nachrichtenquellen, die für 95 % der Online-Interaktionen mit News-Content in sozialen Netzwerken verantwortlich sind, bewertet und überprüft.“

Es werden also nicht einzelne Artikel bewertet – wie bei den „Faktencheckern“ –, sondern ganze Websites. Das Internet wird segregiert in grün, gelb und rot. Das erinnert ein wenig an das Songbun-System in Nordkorea, wo es drei Kasten gibt: die loyale, die schwankende und die feindliche Klasse.

NewsGuard publiziert 'Steckbriefe'

Jede Website werde „anhand von neun grundlegenden, unpolitischen (!) Kriterien aus der journalistischen Praxis bewertet“, sagt der Konzern. Auf der Grundlage dieser neun Kriterien erhalte jede Website dann eine

„Gesamtbewertung von Grün (im Allgemeinen vertrauenswürdig) oder Rot (im Allgemeinen nicht vertrauenswürdig) und eine Vertrauensbewertung von 0 bis 100 Punkten.“ Hinzu komme ein „detaillierter Mediensteckbrief, in dem erklärt wird, wer hinter der Website steht, welche Art von Inhalten sie veröffentlicht und warum sie ihre Bewertung erhalten hat – mit konkreten Beispielen für nicht vertrauenswürdige Inhalte, die unser Team gefunden hat“.

Die Älteren von uns erinnern sich noch an die Steckbriefe, die früher in den Postämtern aushingen: „Die Polizei bittet um Mithilfe“. Ein Steckbrief ist laut Duden eine „auf einem Plakat öffentlich bekannt gemachte, mit einem Bild versehene Beschreibung eines einer kriminellen Tat Verdächtigten, durch die die Öffentlichkeit zur Mithilfe bei seiner Ergreifung aufgefordert wird“.

Das passt. Auf der englischen NewsGuard-Website ist statt von einem Steckbrief von einem Nutrition Label die Rede, zu Deutsch: Nährwertangaben. Die in etlichen Staaten der Welt vom Gesetzgeber vorgeschriebene Lebensmittelampel, die Lebensmittel in „grün“, „gelb“ und „rot“ sortiert, diente offenbar als Vorbild. Da wird einem dann von NewsGuard gesagt, ob die Meinungen zu viel Fett oder Zucker enthalten oder ideologische Blähungen verursachen können. Immerhin: Die Browser-Erweiterung von NewsGuard funktioniere „auf allen gängigen Browsern: Google Chrome, Microsoft Edge, Mozilla Firefox und Apple Safari“, versichert der Konzern. Bei dem Edge-Browser von Microsoft ist sie sogar schon ab Werk installiert. Wie praktisch.

Ein wohlwollender Artikel der bekannten US-Computerzeitschrift WIRED, der 2019 kurz nach der Unternehmensgründung erschien, beschrieb, wie NewsGuard plant, Geld zu verdienen:

„Die Führer von NewsGuard hoffen, dass die Technologieunternehmen, die bereits einen Großteil der Informationsdiät der Welt diktieren, ihre Nährwertkennzeichnungen in irgendeiner Form lizenzieren werden. Auf diese Weise will das Unternehmen Geld verdienen. Es lizenziert diese Bewertungen auch an Marken, die eine weiße Liste für Werbung erstellen möchten, die verhindert, dass ihre Anzeigen auf unappetitlichen Websites erscheinen.“

Ganz offensichtlich ist dabei das besondere Augenmerk, das bei NewsGuard den Themen Pharma, Gesundheit und aktuell Covid gilt. Dabei legt man offenbar großen Wert darauf, Kritiker der auf diesem Gebiet herrschenden Politik zu stigmatisieren und die offizielle Linie der jeweiligen Regierungen und Pharma-Unternehmen zu stützen. Das zeigt sich auch bei der Frage nach dem möglichen Ursprung des Virus SARS-CoV-2. NewsGuard versuchte von Anfang an, die Laborunfalltheorie, wonach das Virus versehentlich aus dem Wuhan Institute of Virology – wo es die weltgrößte Sammlung von Coronaviren gibt – freigesetzt wurde, zu diskreditieren. Mittlerweile halten US-Präsident Joe Biden und der medizinische Berater des Weißen Hauses, Anthony Fauci, die Laborunfalltheorie für „plausibel“ und haben eine Untersuchung der Einrichtung in Wuhan gefordert.

Auch die jüngst bei Achgut.com von NewsGuard monierten Beiträge drehten sich oft um den Themenkreis Pharma, Impfen und Covid. NewsGuard erhebt sich dabei zum Schiedsrichter über Beiträge von ausgewiesenen Fachleuten wie dem Fachanwalt für Medizinrecht Carlos Gebauer und dem Arzt und Biochemiker Dr. Jochen Ziegler, dazu später mehr.

Einer der größten Investoren von NewsGuard ist der international tätige französische Reklamekonzern Publicis Groupe. Im Mai 2021 gab NewsGuard-Großinvestor Publicis folgerichtig bekannt, sich die Bewertungen von NewsGuard zu eigen zu machen, wenn es darum geht, auf welchen Websites Pharmakonzerne werben. Andrea Palmer, Präsidentin von Publicis Health Media, sagte, „die Möglichkeit, die Tools von NewsGuard zu nutzen“, sei „entscheidend, um sicherzustellen, dass die Verbraucher COVID-19 besser verstehen und zuverlässige Gesundheitsinformationen beim Surfen im Internet finden können“. Man sei „verpflichtet, die Genauigkeit und Vertrauenswürdigkeit von Inhalten in allen Aspekten unserer Branche wiederherzustellen“. Denn: „Heute bedeuten Fehlinformationen im Gesundheitswesen Leben oder Tod.“

Dies ist aus dem Munde einer Vertreterin von Publicis eine bemerkenswerte Äußerung, denn Publicis wird in den USA zur Last gelegt, aus Geldgier hunderttausende Menschen in eine Drogensucht getrieben zu haben, die viele tötete oder dauerhaft krankmachte.

Es geht um die sogenannte Opioid-Epidemie, bei der verschreibungspflichtige Schmerzmittel die Patienten in kürzester Zeit von dem von ihnen erzeugten Rausch abhängig machen, ähnlich wie Heroin. Im Mittelpunkt steht das stark süchtigmachende Medikament OxyContin, das von dem mittlerweile bankrotten Pharmakonzern Purdue seit 1996 vertrieben und von Publicis laut der Anklage „aggressiv und irreführend“ beworben wurde. Oxycodon, der Hauptbestandteil von OxyContin, ist seit 1929 in Deutschland nur auf Betäubungsmittelrezept zu haben. Der größte Teil der über 500.000 Menschen, die in den USA durch Opioide starben, war von legalen Opioiden abhängig geworden, die zuvor von Ärzten verschrieben worden waren. Ein großer Teil der mit OxyContin Behandelten entwickelte eine Abhängigkeit, die vielfach mit einer tödlichen Überdosis endete. Publicis wird vorgeworfen, genau dies forciert zu haben, indem der Konzern Kampagnen ersann, um Ärzte zu motivieren, Patienten schneller zu immer höheren Dosen zu bringen.

Während seiner ein Jahrzehnt währenden Partnerschaft mit Purdue habe sich Publicis an „unzähligen unfairen und betrügerischen Strategien“ beteiligt, die die Verschreibung von OxyContin im ganzen Land beeinflusst hätten, so die Staatsanwaltschaft. (Die Anklageschrift gegen Publicis findet man hier; eine vom Attorney General bei Klageerhebung im Mai veröffentlichte Pressemitteilung hier). Insbesondere habe Publicis

– Marketingstrategien ausgearbeitet, um zögernde Ärzte dazu zu bringen, OxyContin zu verschreiben, einschließlich Materialien, die verwendet wurden, um Purdue-Vertriebsmitarbeiter bei der Überredung von Ärzten zu schulen und zu unterstützen;

– tausende von „unfairen und betrügerischen“ E-Mails an verschreibende Ärzte verschickt, einschließlich Nachrichten, die Ärzte dazu bringen sollten, mehr Patienten von niedriger dosierten, kurzwirksamen Opioiden auf OxyContin umzustellen und die Dosis und Dauer der Behandlung bestehender Patienten zu erhöhen, „ohne Rücksicht auf das erhöhte Risiko“.

– Strategien entwickelt, um der Richtlinie der Gesundheitsbehörde von 2016 zur Verschreibung von Opioiden bei chronischen Schmerzen entgegenzuwirken und die Verschreibungsspiegel von OxyContin aufrechtzuerhalten;

– Purdue dazu angeregt, die „gefährlichsten Vielverschreiber“ anzusprechen und zu motivieren, weiter auf OxyContin zu setzen;

– Purdue dabei geholfen, die Zahl der Patienten auf OxyContin zu erhöhen, indem von Publicis entwickelte Reklame für OxyContin direkt in den elektronischen Krankenakten der Patienten platziert wurde, auch dort, wo die Ärzte sich zu entscheiden hatten, was sie verschreiben.

Ende Oktober scheiterte der Anwalt von Publicis damit, die von Maura Healey, Attorney General des US-Bundesstaats Massachusetts, angestrengte Klage gegen das OxyContin-Marketing von Publicis abweisen zu lassen. Publicis Health hatte die Klage als „beispiellosen“ Versuch bezeichnet, eine Werbeagentur wegen der Vermarktung von Produkten zu verklagen. So etwas habe es doch noch nie gegeben, sagte Publicis-Anwalt David Anders: „Kein Reklameunternehmen ist jemals solchen Umständen zur Verantwortung gezogen worden.“ Doch Brian Davis, Richter am Superior Court von Suffolk County, entschied, die Klage zuzulassen. Healey habe „nicht spekulative“ Behauptungen vorgebracht. Er verwies auf Vorwürfe in der Anklageschrift, wonach Publicis „eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung von Marketingstrategien gespielt“ habe, um den Opioid-Absatz zwischen 2010 bis 2019 anzukurbeln. Diese Marketingkampagnen, so Richter Davis, sollten Ärzte dazu bringen, „mehr OxyContin zu verwenden, höhere Dosen zu verschreiben und es den Patienten über einen längeren Zeitraum zu verschreiben“. Staatsanwältin Healey sagte, sie sei erfreut, dass Davis „den Versuch von Publicis abgelehnt hat, sich der Verantwortung für seine Marketingkampagnen zu entziehen“.

Purdue Pharma hat die betrügerischen Machenschaften, die es gemeinsam mit Publicis umgesetzt haben soll, im November 2020 gestanden und sich zur Zahlung einer Strafe von insgesamt 5,5 Milliarden US-Dollar verpflichtet. Ein Sprecher des Publicis-Konzerns sagte, die Klage gegen Publicis entbehre „jeder Grundlage“; die Werbetätigkeit für Purdues Opioide sei „völlig rechtmäßig“ gewesen.

Anfang des Jahres hatte das Beratungsunternehmen McKinsey in einem Vergleich zugestimmt, 600 Millionen Dollar (rund 500 Millionen Euro) zu zahlen, um Klagen in 49 US-Bundesstaaten in Zusammenhang mit seiner Beratertätigkeit für Purdue einzustellen. Ein Schuldeingeständnis lehnte McKinsey ab.

Betrügerisches Pharmaunternehmen

NewsGuard-Investor Publicis war laut der Generalstaatsanwaltschaft von Massachusetts also einer der Hauptverursacher der Krise. Dabei wusste Publicis von Anfang an, mit wem es da seine Kräfte bündelte: Purdue Pharma war bereits 2007 – drei Jahre bevor Publicis für Purdue tätig wurde – von einem Gericht in Virginia wegen einer betrügerischen Marketingkampagne für OxyContin verurteilt worden. Purdue Pharma musste damals eine Strafe in Höhe von 600 Millionen Dollar zahlen; mehrere Mitarbeiter erhielten dreijährige Bewährungsstrafen und zahlten zusammen 34 Millionen Dollar Strafe. OxyContin durfte indessen weiter vertrieben werden und wurde von Ärzten weiter verschrieben.

Weil die Besitzerfamilie des Unternehmens Purdue Pharma, die Sacklers, jährliche Gewinnsteigerungen forderte und OxyContin 90 Prozent des Umsatzes erbrachte, heuerte Purdue 2010 Publicis an, um den Absatz von OxyContin zu steigern, so die Anklage.

Ab 2010 begann Purdue Pharma also erneut mit dem Verbrechen, für das die Firma 2007 verurteilt worden war: In größerem Ausmaß als je zuvor machte Purdue betrügerische Marketingkampagnen für OxyContin. Das hat Purdue, wie oben erwähnt, zugegeben. Nun wurden diese Kampagnen von Publicis erdacht und geleitet, sagt die Staatsanwaltschaft.

Publicis habe Kampagnen entwickelt, die darauf zielten, Patienten zu höheren Dosen und längerer Behandlung zu bringen. In der Anklageschrift heißt es:

„Diese Taktiken hingen miteinander zusammen; Publicis wusste, dass höhere Dosen die Therapiedauer verlängerten und dass eine Verlängerung der Behandlung zu einer Toleranz führte, die wiederum zu noch höheren Dosen. Und obwohl Publicis wusste, dass eine zunehmende Dosissteigerung und Dauer der Therapie das Risiko der Patienten für Opioidgebrauchsstörungen, Überdosierung und Tod erhöht, wusste es auch, dass diese Trends gut waren für Purdues Profite.“

Publicis ersann Marketingpläne, gab Ratschläge für Public Relation „und Analysen, die es Purdue ermöglichten, mehr potenzielle Opioid-Verschreiber zu beeinflussen als jemals zuvor“, so die Anklageschrift. Innerhalb von nur vier Jahren nachdem Publicis das Opioid-Marketing übernommen hatte, konnte Purdue die Zielgruppe der Verschreiber von 5.000 auf 400.000 steigern. 2010 verschickte Purdue 22.000 Werbe-E-Mails, 2013 waren es 12 Millionen. Im gleichen Zeitraum erhöhte Purdue die Zahl der Websites für die Opioid-Reklame auch acht. Die „aggressiven, unfairen und betrügerischen Marketingkampagnen von Publicis für Opioide“ hätten die Opioidkrise verschärft, so die Anklage.

„Publicis veranlasste Ärzte, Opioide zu verschreiben und Patienten, sie einzunehmen; [Opioide], die unsicher, ineffektiv und medizinisch unnötig waren und die oft für Dinge verwendet wurden, die keinen legitimen medizinischen Zweck hatten. Publicis trug wesentlich zu einer Epidemie von Opioidkonsumstörungen und Todesfällen bei.“

Das Marketing von Publicis sei so einflussreich gewesen, so die Staatsanwaltschaft, dass Ökonomen schätzten, dass es „einen erheblichen Anteil“ aller Opioid-bedingten Todesfälle durch Überdosierung in den letzten Jahren in den USA in den letzten zwei Jahrzehnten verursacht habe. Betrachte man allein die Opioid-bedingten Todesfälle durch Überdosierung, bei denen Aufzeichnungen eindeutig belegen, dass dem Patienten OxyContin von Purdue verschrieben wurde, „dann zeigen die neuesten Daten, dass im Durchschnitt etwa zwei Purdue-Patienten pro Woche an einer Überdosis sterben“ – allein in Massachusetts.

Maura Healey, Attorney General von Massachusetts, erinnert in der Anklageschrift gegen den Konzern, dass Publicis verspreche, dass „ALLE Marketing-Kommunikation legal, ehrlich, anständig, ehrlich und wahrheitsgemäß“ sein müsse, „ohne jegliche Ausnahmen“. In Wirklichkeit aber hätten Publicis und seine Agenturen nach allen Kräften „Opioid-Marketingkampagnen betrieben, die illegal, unanständig und unehrlich“ gewesen seien. Die „unfairen und betrügerischen“ Methoden von Publicis hätten „Leid, Überdosierung und Tod“ verursacht.

Dieser Beitrag eschiend zuerst bei Achgut.com

Hier mein neuestes Video von der Bundespressekonferenz:

 


Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Stefan Frank, geboren 1976, ist unabhängiger Publizist und schreibt u.a. für Audiatur online, die Jüdische Rundschau und MENA Watch. Buchveröffentlichungen: Die Weltvernichtungsmaschine. Vom Kreditboom zur Wirtschaftskrise (2009); Kreditinferno. Ewige Schuldenkrise und monetäres Chaos (2012).

Bild: Pixabay
Text: Gast

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