Nicht ohne mein Twitter! Bundesregierung sieht „keine echte Alternative“

Von Kai Rebmann

Seit der Twitter-Übernahme durch Elon Musk verharren die Bewohner der grünlinken Blase in Angststarre. Der Grund: Auf dem Kurznachrichtendienst gibt es ab sofort nicht nur keine Tabus mehr, sondern auch die Sperrungen ehemals Ausgestoßener wurden wieder aufgehoben. Sogar die Verbannung von Ex-US-Präsident Donald Trump wurde rückgängig gemacht. Über den Führungsstil des Selfmade-Milliardärs mag sich trefflich streiten lassen, für die Meinungsfreiheit in den sozialen Medien ist Elon Musk aber definitiv ein Gewinn. Daran ändert auch der Vorwurf nichts, dass der Tesla-Gründer seinerseits die Konten von Journalisten gesperrt hat, zumindest zeitweise, die kritisch über Musk berichtet haben sollen. Zur Wahrheit gehört nämlich auch – und das wurde in den meisten Medien verschwiegen – dass diese Journalisten sensible Daten über den jeweils aktuellen Aufenthaltsort des neuen Twitter-Chefs offengelegt haben.

Vielen woken Vertretern des polit-medialen Mainstreams geht der Allerwerteste inzwischen ordentlich auf Grundeis. Was tun, wenn die Grenzen des Sagbaren auf einer Plattform mit Monopol-Charakter nicht mehr selbst definiert werden können? Sich voll und ganz auf Facebook konzentrieren und sich auf die treu ergebenen Zensoren von Bertelsmann verlassen? Das scheint keine Option zu sein, denn auf Twitter können und wollen offenbar nur die wenigsten verzichten. Aber dann muss zumindest so getan werden, als würde man ein Zeichen gegen Elon Musk und seine vermeintlichen Allmachtsfantasien setzen. Und so war man sich beim ZDF nicht zu schade, seine zahlenden Zuschauer zur Deaktivierung ihrer Twitter-Accounts aufzurufen. USA-Korrespondent Elmar Theveßen machte es vor und löschte seinen Zugang mit einem bühnenreifen Auftritt vor laufender Kamera – nur um sich Stunden später über den Account seines Arbeitgebers zu Wort zu melden: „Ehrlicherweise bleibt nach meinem Ausstieg die Recherchemöglichkeit über das Twitteraccount des ZDF-Studios Washington erhalten – es ist halt etwas aufwändiger.“

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Die Verwendung eines mutmaßlich falschen Artikels („das Twitteraccount“) sei dem Kollegen vom ZDF nachgesehen, das kann insbesondere bei einem Anglizismus schon einmal passieren. Von viel größerer Bedeutung sind die weiteren Heucheleien, die dieser Tweet offenlegt. Die Verwendung des ZDF-Accounts sei „halt etwas aufwändiger“, postet Theveßen. Ist es zu viel verlangt, sich einen zusätzlichen Benutzernamen und das dazugehörige Passwort zu merken oder worin besteht dieser Mehraufwand? Noch schlimmer aber: Theveßen fordert die Zwangsgebührenzahler zu etwas auf, wozu er selbst offenbar nicht bereit ist. Mich erinnert dieses Vorgehen an jemanden, der seinen Privat-Pkw verkauft, um damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten – und sich am nächsten Tag von seinem Chef einen Firmenwagen in die Garage stellen lässt.

Mainstream hängt an Musks sozialmedialer Nadel

Wer sich in den letzten Tagen also gefragt hat, weshalb Elon Musk Twitter von den Füßen auf den Kopf stellt, für den gibt es eine ganz einfache Antwort: Weil er es kann! Was wäre etwa ein Karl Lauterbach (SPD) ohne sein beliebtestes Verlautbarungsorgan, das für den Bundesgesundheitsminister so wichtig geworden ist wie die Luft zum Atmen? Als ich unlängst einmal feststellen musste, dass „Uns Karl“ einen ganzen Tag lang keinen einzigen Tweet abgesetzt hatte, beschlich mich ein ungutes Gefühl. Ich begann bei Kollegen nachzufragen, ob ihnen eventuell etwas über das Ableben des Ministers bekannt geworden sei. Umso größer dann die Erleichterung, als die rheinische Frohnatur dann plötzlich doch wieder ein Lebenszeichen sendete und sich auf Twitter zurückmeldete. Und ein Mann wie Elon Musk wird es ganz sicher auch verkraften, wenn er sich von dem Berufspolitiker Karl Lauterbach über den eigenen Kurznachrichtendienst als „zwielichtiger Rechtspopulist ohne Geschäftssinn“ bezeichnen lassen muss. Schließlich verrät ein solcher Tweet über seinen Autor mehr als tausend Worte.

Selbst die Bundesregierung musste dieser Tage einräumen, dass man sich ein Leben ohne Twitter nicht mehr vorstellen kann. Über den Wechsel auf dem Chefsessel des Tech-Giganten und die daraus resultierenden Folgen scheint man in Berlin zwar alles andere als glücklich zu sein, aber was will man machen, wenn einem die Hände gebunden sind? Man schaue sich die Entwicklung von Twitter „sehr genau“ an, versuchte sich Regierungssprecher Steffen Hebestreit in einer Drohung, nur um dann kleinlaut nachzuschieben, dass es aus unserer Sicht derzeit „keine echte Alternative zu Twitter“ gebe. Dementsprechend gebe es auch keine Überlegungen, dass Kanzler Olaf Scholz (SPD) oder andere Kabinettsmitglieder dem Kurznachrichtendienst den Rücken kehren werden, wie Hebestreit durchblicken ließ.

Denn er weiß, was er tut

Fast schon euphorisch wurde in den meisten Medien die vermeintliche „Niederlage“ von Elon Musk bei einer von ihm selbst lancierten Twitter-Abstimmung über seine Zukunft als Chef des Quasi-Monopolisten gefeiert. Doch wer den durchaus exzentrischen Milliardär kennt oder dessen bisherige Erfolge objektiv aus der Ferne beobachtet hat, dem muss bewusst sein: Dieser Mann weiß bei jedem seiner Schritte genau, was er tut und weshalb er sie tut. Das beginnt bei der offenbar mutwilligen Produktion negativer Schlagzeilen, denn diese haben in den vergangenen Wochen unzweifelhaft dazu geführt, dass Twitter in aller Munde ist. Und jeder halbwegs geschäftstüchtige Unternehmer weiß: Negative Berichterstattung ist besser als gar keine!

Unabhängig von der Frage, ob die Mehrheit von 57,5 Prozent, die sich gegen einen Verbleib von Elon Musk als Twitter-Chef ausgesprochen hat, durch Bots zustande gekommen ist oder nicht, hat der Tesla-Gründer angekündigt, sich diesem Votum zu beugen – jedoch unter einer Bedingung. Am Mittwoch kündigte er an, seinen Posten zu räumen, sobald er jemanden gefunden habe, der „dumm genug“ sei, die Nachfolge anzutreten. Er selbst werde sich künftig nur noch um die Software- und Server-Abteilungen kümmern.

Es wäre sicherlich mehr als nur naiv, anzunehmen, dass Elon Musk den Ausgang dieser Twitter-Umfrage nicht schon vorher gekannt bzw. einkalkuliert hat. Als Eigentümer des Kurznachrichtendienstes wird Musk die künftige Entwicklung und Ausrichtung von Twitter ganz entscheidend prägen, und zwar völlig unabhängig davon, ob er formal selbst als CEO fungiert oder im Hintergrund die Fäden zieht. Und so lange es Twitter gibt, werden auch Karl Lauterbach oder Elmar Theveßen zu den treuesten Nutzern zählen – allen gegenteiligen Beteuerungen, Aufforderungen und Alibi-Austritten zum Trotz!

Mein Video-Tipp:

„Am häufigsten krank sind die Geimpften“ – unglaubliche Zahlen von Schweizer Arzt-Rebell


Auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk? Sehen Sie in den reitschuster.de-Shop! So machen Sie doppelte Freude – dem Beschenkten und mir und meinem Team!

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Koshiro K/Shuttserstock

Mehr von Kai Rebmann auf reitschuster.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert