Regierung fände es toll, wenn Impfquoten öffentlich werden – kann aber keine eigene nennen "Diese Frage kann ich nicht beantworten"

Ob es nicht „im Sinne der Transparenz sinnvoll“ sei, dass Einrichtungen wie Pflegeheime oder Krankenhäuser verpflichtet würden, den Anteil der Geimpften unter ihrem Personal öffentlich zu machen – das regte am Mittwoch auf der Bundespressekonferenz ein Journalist an. Denn das sei ja möglicherweise für die Öffentlichkeit interessant, ob in einer Einrichtung „nahezu hundert oder nur zwei Drittel der Beschäftigten geimpft sind“. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zeige sich angetan von der Idee: „Also zuerst einmal ist diese Information, da sie ja jetzt keine individuelle ist, eine, die die Einrichtungen natürlich auch geben können. Aber unabhängig davon hat auch die Öffentlichkeit und vor allem sozusagen Dritte etwas davon. Also die Frage, ob der Arbeitgeber weiß, ob eine Pflegekraft geimpft ist oder nicht, hat viel damit zu tun, wo sie eingesetzt werden kann, unter welchen Umständen, mit welchen Schutzmaßnahmen.“

Nun ist die Bundesregierung ohne jeden Zweifel weder ein Pflegeheim noch ein Krankenhaus. Aber sie ist federführend beim massiven Druck auf die Menschen in Deutschland, sich impfen zu lassen. Und wenn sich der Minister schon damit anfreundet, dass Impfquoten veröffentlich werden, dann sollte man doch erwarten, dass auch die Bundesregierung ihre öffentlich macht. Also fragte ich bei der Regierungssprecher-Pressekonferenz, die am Mittwoch der Veranstaltung mit Spahn und RKI-Chef Lothar Wieler folgte, nach: „Wie hoch ist die Impfquote im Bundeskabinett?“

Die Antwort von Merkels Sprecherin Martina Fietz, einer ehemaligen Focus-Kollegin von mir: „Diese Frage kann ich nicht beantworten; da müsste in den einzelnen Ressorts nachgefragt werden.“

Erst nach einer kurzen Pause, als bereits der nächste Fragesteller aufgerufen war, fügte Fietz hinzu: „Aber da sich im Bundeskabinett alle Beteiligten permanent für das Impfen ausgesprochen haben, gehe ich davon aus, dass alle Kabinettsmitglieder geimpft sind. Allerdings müsste, um das hundertprozentig zu verifizieren, in jedem Ministerium nachgefragt werden.“

Das klingt nicht so, als sei die Bundesregierung hier auskunftsfreudig. Da sie nicht einmal verspricht, die Information nachzuliefern, könnte man sogar sagen, sie blockiert – und spricht damit mit doppelter Zunge. Es wäre für die Regierung ein leichtes, die Impfquote im Kabinett intern zu ermitteln und öffentlich zu machen – wie Spahn das ja für Krankenhäuser und Pflegeheime sinnvoll findet. Aber es scheint Gleiche und Gleichere zu geben.

Alle Wortwechsel finden Sie auch in meinem Video über die beiden Bundespressekonferenzen am Mittwoch:

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Bild: Ekaterina Quehl/RTL
Text: br

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