Rowling bezieht Stellung gegen Selbstbestimmungsgesetz Unerklärlicher Anstieg der Fälle von Geschlechtsdysphorie

Von Kai Rebmann

In Schottland macht sich die Regierung um Nicola Sturgeon derzeit für ein neues Gesetz stark, das die Änderung des Geschlechtseintrags im Personenstandsregister für jeden möglich machen soll. Auf psychologische Gutachten und weitere medizinische Untersuchungen soll in Zukunft verzichtet werden können. Einzige Voraussetzung wäre dann ein Mindestalter von 16 Jahren. Damit folgt Schottland dem Beispiel der Ampelkoalition, die den Wechsel ins jeweils andere Geschlecht per Selbsterklärung in Deutschland künftig einmal pro Jahr möglich machen will. Die Regierung in London hat bereits juristische Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Vorhabens angemeldet und will den Gesetzesentwurf zeitnah prüfen lassen.

Aber auch Frauenrechtler in Großbritannien sehen sich alarmiert. Zu den prominentesten Kritikern der Pläne aus Schottland gehört Joanne K. Rowling. Die Bestseller-Autorin und geistige Mutter von Harry Potter hat sich am Donnerstag auf Twitter zu Wort gemeldet und die Identitätspolitik zum wiederholten Male mit deutlichen Worten abgelehnt. Unter dem Hashtag „Nein zur Selbstidentifizierung“ schrieb Rowling: „Ich stehe in Solidarität mit @ForWomenScot und allen Frauen, die vor dem schottischen Parlament protestieren und sprechen.“ Damit bezog sie sich auf eine Kundgebung, die zur selben Zeit in Edinburgh stattfand und auf der gegen das geplante Gesetz demonstriert wurde. Regierungschefin Nicola Sturgeon kritisierte Rowling offen als „Zerstörerin von Frauenrechten“.

Tatsächlich steckt hinter der Diskussion über die Selbstbestimmung der geschlechtlichen Identität viel mehr als nur die Frage, ob jemand im „richtigen“ Körper geboren worden ist. Fälle wie jener einer sogenannten „Transfrau“, die in einem Frauengefängnis zwei Mithäftlinge geschwängert hat, geben eine erste Vorahnung von dem, was uns – und nicht zuletzt den „echten“ Frauen – in Zukunft blühen könnte. Der ursprüngliche Sinn von Frauenparkplätzen in der Tiefgarage, getrennten Umkleiden und Toiletten in öffentlichen Einrichtungen oder die Geschlechtertrennung zur Wahrung der Chancengleichheit im Sport würden quasi mit einem Federstrich ab absurdum geführt werden. Nicht umsonst ist die Änderung des Geschlechtseintrags im Personenstandsregister bisher mit sehr hohen Hürden verbunden. Aber wie sagt man so treffend: Ideologie frisst Hirn. In diesem Fall ist diese Ideologie aber nicht nur völlig irre, sondern vor allem extrem gefährlich.

Geschlechtsdysphorie – ein von Interessensgruppen befeuerter Hype

Nicht zuletzt der rasante Anstieg der Diagnosen für Geschlechtsdysphorie (Störung der Geschlechtsidentität) legt nahe, dass es sich auch bei diesem Phänomen um einen von bestimmten Interessensgruppen in Medien und Gesellschaft befeuerten Hype handelt. Die Politik agiert hier nur noch als Befehlsempfänger und lässt sich bereitwillig vor den Karren von Ideologen spannen. Die Blaupause für die aktuellen Debatten um die Identitätspolitik lieferte in den vergangenen Jahren die Klimabewegung. Obwohl namhafte Experten immer wieder darauf hinweisen, dass der angebliche Klima-Notstand auf unwissenschaftlichen Narrativen beruht, sind Organisationen wie „Fridays for Future“ gerade bei den jüngeren Generationen erstaunlich erfolgreich. Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) merkte dazu auf der Münchner Sicherheitskonferenz durchaus nachdenklich an: „Dass plötzlich alle deutschen Kinder – nach Jahren ohne jeden äußeren Einfluss – auf die Idee kommen, dass man diesen Protest machen muss, das kann man sich auch nicht vorstellen.“

Diese Randbemerkung ging damals in den Medien entweder unter oder wurde, was deutlich wahrscheinlicher ist, ganz bewusst nicht so aufgegriffen, wie es der Bedeutung dieser Aussage angemessen gewesen wäre. Und wie damals die Klimaschutzbewegung, so ist auch der Geschlechterwahn heute mehr oder weniger über Nacht vom Himmel gefallen – oder besser gesagt aus der Hölle entwichen. Gesellschaftliche Veränderungen dieser Größenordnung und Tragweite verlaufen in der Regel über Jahre oder Jahrzehnte hinweg und in sehr gemächlichem Tempo. Doch bei der Geschlechtsdysphorie war und ist das Gegenteil der Fall, was in besonderem Maße für Kinder und Jugendliche gilt.

Aktuelle Daten aus den USA bestätigen einen statistisch nicht erklärbaren Anstieg der Fälle von Geschlechtsdysphorie bei Kindern und Jugendlichen seit dem Jahr 2017. Die Zahl der neu diagnostizierten Fälle stieg von damals rund 15.000 Fällen über die Jahre hinweg sehr gleichmäßig auf etwas über 24.000 Fälle im Jahr 2020 an. Innerhalb eines Jahres kam es dann zu einer annähernden Verdoppelung auf mehr als 42.000 Fälle im Jahr 2021. Auch hier müssen also ähnliche „äußere Einflüsse“ im Spiel sein, die die Ex-Kanzlerin auch hinter der Klimaschutzbewegung vermutet. Damals wie heute machen sich Ideologen die Tatsache zunutze, dass Kinder und Jugendliche nicht nur unsere Zukunft sind, sondern leider auch ganz besonders leicht zu beeinflussen und für Botschaften fast jeder Art sehr empfänglich sind – wenn sie diese nur oft genug sehen und hören.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

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