Einige Menschen in Deutschland halten das System Putin immer noch für eine Alternative. Sie sollten sich diese schonungslose Analyse eines prominenten Russen ansehen, der auf Putins Seite steht.
Ich berichte einseitig über den Krieg in der Ukraine, wirft mir eine Leserin in einem Brief vor. Ich finde, über Kriegsverbrechen kann man nicht „zweiseitig“ berichten. Sonst müsste man das auch bei Hitler tun.
In einer Geschichtsstunde äußerte sich ein Moskauer Sechstklässler zu der „Spezialoperation“, wie der Krieg dort genannt werden muss. Daraufhin kam die Polizei in sein Haus und stellte bei ihm den Strom ab.
Die kremlkritische Zeitung „Nowaja Gaseta“ darf nicht mehr über den Krieg in der Ukraine berichten – sonst drohen ihren Mitarbeitern 15 Jahre Straflager. Die Kollegen verfassten einen bewegenden Appell – den ich dokumentiere:
2008 besetzten Putins Truppen im Georgien-Krieg Stalins Geburtsstadt Gori. Als einer von ganz wenigen Journalisten schlug ich mich in die Stadt durch. Die Eindrücke, die Schrecken und den Leichengeruch dort werde ich nie vergessen.
„Die Idee ist folgende: wir müssen Europa erobern. Eingliedern und anschließen“, so die Forderung von Alexander Dugin 2013 – als er noch einer der Vordenker Putins war. Moskaus fünfte Kolonne sei bereits in der EU, beteuerte er.
Er fühlt sich vom Westen schlecht behandelt. Er spricht vom „Sieger-Volk“, von „Gefahren für das Vaterland“ und sogar vom „Sterben vor Moskau“: Putin befindet sich im gefühlten Kriegszustand. Seit Jahren. Nur wollte man es bei uns nicht wahrhaben.
Wie berichten die Moskauer Medien über den Krieg? Sie benennen ihn nicht als solchen. Hier ein aktueller Artikel aus der „Iswestija“ – wo er nur nebenbei und als „Spezialoperation“ erwähnt wird.
Oleg Deripaska galt lange als Kreml-Insider. Jetzt kritisiert er kaum verhohlen den Krieg. Was er ausspricht, könnte der Anfang eines Zerfalls Russlands sein und zeigt, wie immens die Zentrifugalkräfte dort sind.