Top-Virologen: „Corona-Maßnahmen drastisch überschätzt“ Klaus Stöhr und Hendrik Streeck stellen Nutzen von Maskenpflicht und 3G in Frage

Von Kai Rebmann

Seit Ende März sinkt die 7-Tage-Inzidenz in Deutschland von ehemals 1.943 (24. März) auf 669,9 am Dienstag (19. April) nach Ostern. Da von den Gesundheitsämtern über die Feiertage kaum Zahlen an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt worden waren, ist die 7-Tage-Inzidenz über Ostern überproportional stark gesunken, teilweise um rund 150 von einem Tag auf den nächsten. Aus diesem Grund wird in diesen Tagen nochmals mit kurzfristigen Anstiegen zu rechnen sein, mittelfristig sollte sich der Rückgang der Corona-Zahlen in Deutschland aber in dem vor Ostern gesehenen Tempo fortsetzen.

Für diese Annahme spricht auch die Einschätzung der beiden Top-Virologen Hendrik Streeck und Klaus Stöhr, die gegenüber der „BILD“ massiven Zweifel am Nutzen von 3G, Maskenpflicht und ähnlichen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus angemeldet haben. „Die Wirkung von Corona-Maßnahmen wird drastisch überschätzt“, warnte Stöhr und stimmte damit der Meinung zahlreicher weiterer Experten zu. Als viel wichtiger für die Coronalage in Deutschland empfindet der Virologe die Tatsache, dass „sich viele Menschen infiziert und so eine natürliche Immunität bekommen haben. Das Virus findet schlicht seltener empfängliche Wirte.“ Auch Stöhrs Kollege Hendrik Streeck betont, dass die Saisonalität bei der Verbreitung des Virus die wichtigste Rolle spiele. „Das sind unter anderem wärmere Temperaturen, mehr UV-Strahlung und das Verhalten der Menschen, die es zu Beginn des Frühlings nach draußen zieht. Das sehen wir derzeit“, führt Streeck in dem Interview aus.

Stöhr verwies bereits im Februar auf entsprechende Studien aus den USA

Karl Lauterbach hat noch vor wenigen Wochen Klaus Stöhr als FC St. Pauli belächelt, wobei er sich selbst wohl für den FC Barcelona unter den Corona-Experten hält. Doch am Ende scheint der Virologe Stöhr also Recht zu behalten. Im Gegensatz zu Lauterbach, der von immer neuen „Killervarianten“ fabuliert, die die Welt eines Tages heimsuchen werden, verwies er schon vor zwei Monaten auf eine Initiative aus den USA, die sich für das Ende der Maskenpflicht in den Schulen einsetzte. Die „Urgency of Normal“ (etwa: „Notwendigkeit zur Normalität“, Anm. d. Autors) stütze sich dabei auf mehrere US-Studien, die den Effekt von Maskenpflicht und ähnlichen Corona-Maßnahmen in Frage stellten. Das Team der „Urgency of Normal“ besteht aus 16 Medizinern aus unterschiedlichen Fachrichtungen, unter anderem Kinderärzten und Psychologen und setzt sich für die Rückkehr zum normalen Schulbetrieb ein. Stöhr wies am 9. Februar 2022 in einem Tweet auf diese Initiative hin.

Auch wenn die Corona-Maßnahmen in Deutschland am 2. April weitgehend abgeschafft worden sind, müssen die Bundesbürger jederzeit damit rechnen, dass die Corona-Lobby im Bundesgesundheitsministerium und das RKI nichts unversucht lassen werden, die Masken und ähnliche Einschränkungen spätestens im Herbst wieder einzuführen. Umso mehr lohnt sich ein Blick auf die Schlussfolgerungen, die das Team von „Urgency of Normal“ nach der Auswertung der ihm vorliegenden Studien gezogen hat. Statt einer allgemeinen Maskenpflicht an Schulen setzt sich die Initiative für einen gezielten Schutz besonders gefährdeter Kinder ein. Die Autoren schreiben dazu am Ende ihres 24-seitigen Berichts: „Eine sehr kleine Untergruppe von Kindern hat Erkrankungen, die ihr Immunsystem beeinträchtigen, so dass sie für eine Impfung nicht infrage kommen oder wahrscheinlich nicht auf eine Impfung ansprechen. Diese Kinder und ihre Familienangehörigen sollten den Rat ihrer Ärzte befolgen, um ihr Risiko zu minimieren. Möglicherweise müssen sie weiterhin hochwertige, sorgfältig angepasste Masken tragen, um sich vor COVID und anderen Atemwegsviren zu schützen. Der richtige Sitz der Maske ist entscheidend für die Maximierung des Schutzes und kann effektiv für diejenigen durchgeführt werden, die einen gezielten Schutz benötigen. Im Gegensatz dazu führt die Verwendung eines nicht fachgerechten Atemschutzes häufig zu einem schlechten Sitz und einer unwirksamen Filterung. Ein fokussierter Schutz für diese Kinder kann einen besseren Schutz bieten als eine allgemeine Maskenpflicht für Kinder, die in gut kontrollierten Studien wenig bis gar keine Wirkung gezeigt hat. Keine Studie hat den Nutzen einer allgemeinen Maskenpflicht für Kinder gezeigt, das Schadenspotenzial hingegen ist groß.“

Andreas Gassen fordert Eigenverantwortung der Bürger

Andreas Gassen, der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), traut den Bürgern in Deutschland das zu, was sich in der Bundesregierung kaum einer vorstellen kann. „Die Menschen sind in der überwiegenden Zahl in der Lage, eigenverantwortlich zu handeln“, so Gassens Einschätzung gegenüber der „BILD“. In den seit Wochen weiterhin fallenden Zahlen, trotz Wegfall der Masken, sehe er den Beweis erbracht, dass wegen des Endes der Maßnahmen keine negativen Folgen zu erwarten seien.

Der Umkehrschluss, insbesondere unter Berücksichtigung der Aussagen der Virologen Klaus Stöhr und Hendrik Streeck sowie der von „Urgency of Normal“ zusammengetragenen Erkenntnisse, würde dann lauten: Bei einer Wiedereinführung oder Beibehaltung von Maßnahmen wie der Maskenpflicht oder 3G wäre demzufolge auch keine positive Auswirkung auf das Infektionsgeschehen zu erwarten.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Shutterstock
Text: kr

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