Ungeimpfte Pflegefachkräfte in der Schweiz herzlich willkommen Agentur vermittelt dringend benötigtes Personal an die Eidgenossen

Von reitschuster.de

Die Schweiz gehört bei deutschen Auswanderern schon seit vielen Jahren zu den beliebtesten Zielen. Neben der als besser eingeschätzten Lebensqualität zählen die deutlich höheren Löhne zu den wichtigsten Motiven für einen Neuanfang südlich von Rhein und Bodensee. Und wer die Vorteile eines höheren Gehalts und niedriger Lebenshaltungskosten miteinander verbinden will, der pendelt zwischen seinem Wohnsitz in Deutschland und seiner Arbeitsstätte in der Schweiz hin und her.

Im „Grossen Kanton“ ausgebildete Fachkräfte genießen in der Schweiz seit jeher einen hervorragenden Ruf und werden in nahezu allen Bereichen händeringend gesucht. In besonderem Maße gilt dies für die Pflege, wo auch bei den Eidgenossen fast schon traditionell ein ähnlicher Notstand herrscht wie in Deutschland. Doch während ungeimpfte Pflegekräfte hierzulande vielerorts mit nassen Handtüchern vom Hof gejagt werden, wollen die Schweizer jetzt offenbar ausgerechnet diese Zielgruppe für sich gewinnen. Ein in Bayern ansässiger Personalvermittler wirbt ausdrücklich um ungeimpfte Pflegefachkräfte aus Deutschland und stellt diesen einen „wertschätzenden Arbeitgeber“ in der Schweiz in Aussicht.

Durchschnittsgehälter um 80.000 CHF, gute Chancen auch für Quereinsteiger

Um dem chronischen Mangel an Pflegefachkräften Herr zu werden, haben viele Kantone spezielle Angebote zur Aus- und Weiterbildung von Quereinsteigern aufgelegt. So berichtete jüngst die Luzerner Zeitung, dass allein in der Zentralschweiz bis zum Jahr 2029 rund 14.000 zusätzliche Fachkräfte gebraucht würden. Mit der Kampagne „Von Mensch zu Mensch“ soll Quereinsteigern eine Ausbildung in der Pflege schmackhaft gemacht werden. Ein zentrales Element dieser Kampagne soll die Einführung eines Teilzeitmodells werden, denn auch Luzerns Regierungsrat Guido Graf (Die Mitte) weiß: „Mit einem Studierendenlohn kann man nicht leben.“

Stichwort Lohn: Ähnlich wie in Deutschland ist die vergleichsweise schlechte Bezahlung einer der wichtigsten Gründe für den allgemeinen Pflegenotstand. Der Durchschnittslohn liegt der NZZ zufolge in der Pflege zwar bei rund 83.000 CHF und damit bei immerhin 91 Prozent des Schweizer Durchschnittslohns, die Unterschiede sind jedoch sehr erheblich. Während es die Leiterin eines Pflegedienstes auf bis zu 200.000 CHF bringen kann, sind für einen Pflegehelfer in den ersten Berufsjahren oft nicht viel mehr als 50.000 CHF drin. Der gesetzliche Mindestlohn liegt in der Schweiz je nach Kanton zwischen 19 und 23 Franken und damit nur geringfügig unterhalb dieser 50.000 CHF.

Doch selbst Yvonne Ribi vom Berufsverband der Pflegefachleute bezeichnet das niedrige Lohnniveau nicht als das Hauptproblem ihrer Branche. Die Pflegekräfte hätten oft zu wenig Zeit, um sich angemessen um ihre Patienten zu kümmern, wofür es nach Einschätzung der Expertin mehrere Gründe gibt. Einerseits seien entsprechende Fachkräfte kaum zu bekommen, andererseits würden die Schichten gerne auch ganz bewusst unterbesetzt, um Kosten zu sparen, argwöhnt Ribi gegenüber der NZZ. Daher sehe sie „emotionale Erschöpfung“ als Hauptgrund für den Ausstieg aus den Pflegeberufen.

Starker Franken erhöht die Attraktivität der Schweiz

Zu Beginn dieser Woche hat der Schweizer Franken gegenüber dem Euro einen historischen Höchststand erreicht. Die bei Anlegern aus aller Welt als „sicherer Hafen“ geschätzte Währung kletterte auf 1,04 Euro. Einen ähnlich hohen Wert erreichte der Franken letztmals für wenige Stunden am 15. Januar 2015 am Tag des sogenannten „Frankenschocks“. Zum Vergleich: Bei der Einführung des Euro als Bargeld war die Gemeinschaftswährung noch 1,48 CHF wert und steigerte sich danach auf ein Maximum von 1,60 CHF. Jetzt also der Absturz auf nur noch 0,96 CHF und ein Ende der Fahnenstange ist noch nicht in Sicht.

Gerade für Pendler wird die Schweiz als Arbeitsort damit so attraktiv wie vielleicht noch nie zuvor. Natürlich sind die meisten Pflegeberufe auch in der Schweiz kein Zuckerschlecken, aber anders als in Deutschland gilt bei unseren Nachbarn der Grundsatz, dass jeder von seiner Arbeit auch leben können muss. Wer über einen in Deutschland erworbenen Berufsabschluss in einem Pflegeberuf verfügt, sollte bei der Anerkennung desselbigen in der Schweiz keine Probleme zu befürchten haben und wird auf einem vernünftigen Lohnniveau einsteigen können. Und vor allem und vielleicht noch wichtiger: Er wird sich unabhängig von seinem gegenwärtigen oder auch zukünftigen Impfstatus zumindest keine Sorgen um seine berufliche Existenz machen müssen.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Bild: Shutterstock
Text: reitschuster.de

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