Unglaublich: Post-Video überführt russische Plünderer Elektroroller, Klimaanlagen, Autobatterien, Kofferraumdeckel

Brutale Gewalt, auch sexuelle, gegen Zivilisten und Plünderungen gehören zur „Handschrift“ der russischen Armee. Im Georgien-Krieg 2008 wurde ich selbst Augenzeuge, wie russische Militärfahrzeuge bis ganz oben bepackt mit zivilen Gütern durch besetzte Gebiete fuhren – Teppiche, Fernseher und sogar eine Waschmaschine waren zu sehen. Das zu fotografieren traute ich mich damals nicht – man weiß ja nie, ob nicht jemandem die Nerven durchgehen und man sich eine Kugel einfängt im Krieg.

Eine der wesentlichen und grundsätzlichsten Neuerscheinungen im jetzigen Krieg ist, dass dank moderner Technik sehr viele Kriegsverbrechen nun dokumentiert werden können. Ein besonders beeindruckendes Beispiel dafür liefert jetzt die Opposition aus Weißrussland. Sie konnte der Bilder von Überwachungskameras in einer Kurierdienst-Filiale im weißrussischen Masyr habhaft werden und hat diese veröffentlicht. Was dort zu sehen ist, hat mir den Atem verschlagen: Russische Soldaten, die diverse Gegenstände nach Hause nach Russland verschicken: Ins südliche Sibirien. In den fernen Osten. An die Wolga.

Da gehen 90 Kilogramm nach Uljanowsk, 450 Kilogramm nach Rubzowsk. 140 Kilogramm  nach Ussurijsk. Da werden Fernseher verschickt, Möbel, Kleidung, Klimaanlagen, ja sogar ein E-Scooter. Bis hin zur Kofferraumklappe reicht das Assortiment. Hand aufs Herz: Glauben Sie, dass die Männer mit E-Scooter in den Krieg gezogen sind und ihn jetzt nach dem Abzug nach Hause schicken? Auch in Masyr, das rund 100 km von der ukrainischen Grenze entfernt ist, ist nichts bekannt von großen Einkaufstouren der russischen Soldaten, die aus der Ukraine zurückgekommen sind. Dafür ist dort bekannt, dass dort ein Schwarzmarkt entstanden ist, auf dem Moskaus Soldaten unter anderem Alkohol, Kleidung, Schmuck und Haushaltsgeräte anbieten. Es gibt nur eine schlüssige Erklärung für die Bilder aus Masyr: Plünderungen. Und das sind Kriegsverbrechen. Bilder und Augenzeugenberichte aus der Ukraine erhärten diesen Verdacht.

„Belaruski Hajun“ heißt die Gruppe aus dem weißrussischen Widerstand, die für die Veröffentlichung der Bilder sorgte. „Hajun“ ist ein Naturgeist aus den weißrussischen Volksmythen. Er lebt im Wald und beschützt Bäume, Tiere und Vögel. „Hajun“ schützt heute seine Nachbarn: Die Organisation berichtet den Ukrainern aktuell über russische Truppenbewegungen in dem Nachbarland. Jetzt hat „Belaruski Hajun“ eine lange Liste von Namen und Telefonnummern der Männer veröffentlich, die auf der Post ihre Pakete abgesendet haben. Insgesamt waren es mehr als zwei Tonnen Pakete, die auf die Reise gingen. Ein Großteil ging laut „Belaruski Hajun“ in die Stadt Rubtsovsk im Altai-Gebiet, also in den Süden Sibiriens.

Das beeindruckende Video der Versandaktion mit mehr als drei Stunden Laufzeit ist hier zu finden.

YouTube player

 

Den Text zum Video habe ich in Auszügen für Sie übersetzt:

Aufgenommen wurde es am Samstag in einer Filiale des russischen Expressdienstes SDEC in Mozyr, Weißrussland, in der Kuibyschew-Straße 32. Vermutlich zeigt das Video Soldaten des 56. Garde-Luftlande-Sturmregiments, das auf der besetzten Krim stationiert war. 

Bis dahin war die Redaktion des Projekts Belaruski Gayun (t.me/Hajun_BY) nur davon ausgegangen, dass die Artikel, die sie in großen Mengen nach Russland schickten, in der Ukraine gestohlen worden waren, aber….

Wir erhielten 3 Stunden Filmmaterial von einer Videokamera in dieser Filiale, das am 2. April 2022 zwischen 11:30 und 15:00 Uhr aufgenommen wurde.

Das Video zeigt deutlich, wie Soldaten der russischen Streitkräfte gestohlene Gegenstände einschicken: Fernseher, Klimaanlagen, Elektroroller, Videokarten, Autobatterien und vieles mehr. An einer Stelle ist ein Bauwerk aus dem ukrainischen Einkaufszentrum Epicentre zu sehen.

Drei Stunden später hat der SDEC die Überwachungskamera auf seiner Website deaktiviert, aber schon dieser Beweis ist mehr als genug.

Wir veröffentlichen die 3 Stunden Filmmaterial unverändert und bitten den SBU, diesem Video besondere Aufmerksamkeit zu schenken, da es die Gesichter, Telefone und einige Dokumente der Soldaten der russischen Streitkräfte zeigt, die offenbar ukrainische Häuser und Menschen geplündert haben.

Hinzugefügt: Timecodes von gefundenen Gegenständen zur Vereinfachung (auch für Kreml-Bots)

00:00 Beginn
9:41 Nummern und Kontakte von Empfängern
11:02 Harter Alkohol
11:27 Videokarte
36:25 Elektroroller
58:22 Klimaanlagen (4 Sets von Split-Systemen AKAI AK-AC9010-OF – 8 Kartons)
1:00:27 Chevron des 56. Garde-Luftlande-Sturmregiments, das auf der besetzten Krim stationiert war
1:01:02 Nahaufnahme der Rangabzeichen eines Offiziers 
1:01:39 Chevron der bewaffneten Streitkräfte Russlands
1:40:13 Trockenrationen der russischen Armee
2:18:50 Armeekiste mit unbekanntem Inhalt
2:40:03 Autobatterien
3:11:10 Ein Kofferraumdeckel aus dem ukrainischen Einkaufszentrum „Epicentre“.

„Belaruski Hayun“ hat auf seiner Telegram-Seite inzwischen die Namen und die Telefonnummern von vielen der mutmaßlichen Plünderern veröffentlicht. Hier die Übersetzung:

Dank der Menschen, die sich darum gekümmert haben, haben wir eine beeindruckende Reihe von persönlichen Daten von Kriminellen erhalten, die für den Diebstahl und die Tötung von Menschen in der Ukraine zur Verantwortung gezogen werden sollten.

Wir wissen, dass die meisten von ihnen aus Rubtsovsk (Altai-Region) stammen, aber es gibt auch welche aus: Gornyak (Region Altai), Chita (Region Transbaikalien), Zheleznogorsk (Region Krasnojarsk), Omsk, Uljanowsk, Nowosibirsk, Moskau, Angarsk (Region Irkutsk), Ussuriisk (Region Primorsk) und Birobidzhan (Jüdische Autonome Region).

Allein an einem Tag, am 2. April, lieferten sie mehr als 2 Tonnen Waren, von denen ein erheblicher Teil gestohlen war, an SDEK in Mozyr.

Heute veröffentlichen wir die Daten derjenigen, die sich am meisten hervorgetan haben – sie senden zwischen 50 und 450 kg, einschließlich der von Ukrainern gestohlenen Gegenstände.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Bild: online.ua
Text: br

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