Von Kai Rebmann
Patrisse Cullors ist eine von drei Gründerinnen von Black Lives Matter (BLM), einer Bewegung, der es angeblich um den Schutz von Schwarzen vor Polizeigewalt geht. Im Mai 2021 musste Cullors, die sich gerne als Marxistin ausgibt, als Vorsitzende von BLM zurücktreten, nachdem die Kritik an ihrem Luxus-Leben in Saus und Braus immer größer geworden war. Cullors war unter anderem wegen des Kaufs von vier Immobilien in Los Angeles und Atlanta im Wert von insgesamt 3,2 Millionen Dollar in die Schlagzeilen geraten. Sowohl Cullors als auch die Mitglieder der von ihr gegründeten Bewegung waren schon damals alles andere als unumstritten, unter anderem aufgrund zumindest latent bestehender Verbindungen zum Antisemitismus und der Black-Supremacy-Ideologie. Und auch die Verwendung der in Millionenhöhe eingegangenen Spendengelder blieb stets ein gut gehütetes Geheimnis der BLM-Bewegung, deren Vorstand bis zu ihrem Rücktritt ausschließlich aus Patrisse Cullors bestand. Einen Rechenschaftsbericht hatte BLM seit dem Jahr 2017 nicht mehr vorgelegt und da auch die Spender nicht allzu genau wissen wollten, wofür ihr „weißes Schuldgeld“ (Cullors) verwendet wurde und wird, bedachte Cullors sich selbst und ihr engstes Umfeld mit üppigen Zahlungen für fragwürdige „Dienstleistungen“. Jetzt wurde der Rechenschaftsbericht für das Geschäftsjahr 2020/21 veröffentlicht, in dem BLM Auskunft über Einnahmen und Ausgaben vom 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021 geben musste.
Die BLM-Gründerin wusste wohl, was auf sie zukommen würde. Nachdem es um Cullors nach ihrem Rücktritt sehr ruhig geworden war, gab sie in den Tagen vor der Veröffentlichung des Rechenschaftsberichts in den US-Medien auffällig viele Interviews. Fast immer rückte sie dabei ihre vermeintliche Opferrolle in den Vordergrund und behauptete, dass die Kritik an ihrem undurchsichtigen Finanzmanagement bei BLM von bösen Weißen als Waffe gegen sie und BLM eingesetzt werde. Dass ein geradezu verschwenderischer und durch Spendengelder finanzierter Lebensstil oder Forderungen nach einem „Ende des Staates Israel“ auch aus ganz objektiven Gründen durchaus Anlass zu berechtigter Kritik sind, auf diese Idee kommt die selbsternannte Marxistin offenbar nicht.
Luxus-Villen in Los Angeles, Toronto und auf den Bahamas
Nachdem der gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd im Zuge einer Festnahme durch die Polizei in Minneapolis von BLM-Aktivisten ab Ende Mai 2020 dazu instrumentalisiert worden war, um die außerhalb der USA zuvor kaum bekannte Bewegung einem globalen Publikum vorzustellen, flossen im Geschäftsjahr 2020/21 rund 90 Millionen Dollar auf das Konto von BLM. Alleinige Herrin über diese Spendengelder war damals Patrisse Cullors, die den Vorstand von BLM als One-Woman-Show führte. Laurie Styron von CharityWatch sagte dem Washington Examiner dazu: „In meinen fast 20 Jahren als Beauftragte für Wohltätigkeitsorganisationen habe ich noch nie ein Führungsversagen in einem derartigen Ausmaß erlebt.“
Dem Rechenschaftsbericht zufolge hat BLM Kanada bei der Muttergesellschaft (BLMGNF) für den Kauf einer Immobilie (Wildseed Centre) in bester Innenstadtlage von Toronto 5 Millionen US-Dollar beantragt. In der Folge überwies BLMGNF aber sogar 8.024.626 Millionen US-Dollar. Der Erwerb und die Renovierung der Immobilie in Toronto schlugen letztendlich mit umgerechnet rund 6,3 Millionen Dollar (8,1 Millionen CAD) zu Buche. Vorstandsmitglied bei BLM Kanada war damals wie heute Janaya Khan, die Ehefrau von Patrisse Cullors. Über den Verbleib der fehlenden 1,7 Millionen US-Dollar herrscht bis heute Unklarheit. Die New York Post will in diesem Zusammenhang vom Kauf eines Luxus-Appartements auf den Bahamas erfahren haben und beruft sich dabei auf namentlich nicht genannte Quellen. Weshalb BLMGNF ihrer kanadischen Tochter drei Millionen US-Dollar mehr überwies als diese beantragt hatte, wollten beide Organisationen auf Nachfrage des Washington Examiner nicht beantworten. Laut der Zeitung ist Khan nach wie vor als Direktorin von BLM Kanada eingetragen. In der Millionen-Immobilie in Toronto hat BLM Kanada eigenen Angaben zufolge Büro- und Besprechungsräume eingerichtet.
Styron sagte, dass es zunächst nicht ungewöhnlich sei, wenn eine in den USA ansässige Organisation einer ausländischen Tochtergesellschaft Geld überweise. Das Problem im vorliegenden Fall sei aber, „dass diese Transaktion in einem Finanzberichtsjahr stattfand, in dem die Wohltätigkeitsorganisation berichtet, dass ihr Leitungsgremium aus nur einer Person bestand. Und diese Person hat zufällig eine Überweisung in Höhe von 8 Millionen US-Dollar genehmigt, von der eine ihr nahestehende Partei profitierte und die ohne unabhängige Aufsicht durchgeführt wurde.“
Patrisse Cullors betrieb BLM als Selbstbedienungsladen
Im Rechenschaftsbericht für das Geschäftsjahr 2020/21 werden noch zahlreiche weitere Belege dafür aufgeführt, dass Patrisse Cullors die bei BLM eingegangenen Spendengelder offenbar als ihr Privatvermögen zur freien Verwendung betrachtete. Die mehrfache Privatnutzung einer 6-Millionen-Villa in Los Angeles, ein Charterflug für 73.523 Dollar, angeblich aus Angst vor einer Coronainfektion und rassistischer Bedrohung, sowie zahlreiche weitere Begünstigungen ihres familiären Umfelds nähren den Verdacht der Veruntreuung von Spendengeldern in Millionenhöhe. Entgegen ihrer Behauptung, dass sie ehrenamtlich für BLM arbeite und keinerlei Gehalt beziehe, hat sich Cullors für „Beratertätigkeiten“ selbst 120.000 US-Dollar ausgezahlt.
Das charmante „Familienunternehmen“ hatte zumindest im Geschäftsjahr 2020/21 aber noch zahlreiche weitere Angestellte bzw. „externe“ Dienstleister, von denen die breite Öffentlichkeit bisher nichts gewusst hat. Im Juli 2020 gründete Paul Cullors, der Bruder der damaligen BLM-Chefin, eine Sicherheitsfirma. Für „professionelle Sicherheitsdienste“ zahlte die BLMGNF der Firma daraufhin 840.993 Dollar. Über weitere Kunden der Firma konnte nichts herausgefunden werden, dafür aber darüber, dass Paul Cullors im Dezember 2020 für 637.006 Dollar ein Haus in einem Vorort in Los Angeles erworben hat. Bis zum Sommer 2020 ist Paul Cullors in den USA lediglich als Street-Art-Künstler in Erscheinung getreten, seine berufliche Zukunft scheint indes aber gesichert zu sein. „Er fungiert derzeit immer noch als Sicherheitschef der Organisation. Das Konzept, Menschen zu haben, die Sie kennen und denen Sie vertrauen und mit denen Sie in der Vergangenheit als Mitarbeiter oder Lieferanten und Berater innerhalb einer Organisation oder einfach nur in Ihrem Team gearbeitet haben, ist nicht neu“, erklärte Shalomyah Bowers dem Washington Examiner.
Apropos Bowers: Shalomyah Bowers ist aktuelles Vorstandsmitglied der BLMGNF. Sein Unternehmen erhielt laut Rechenschaftsbericht 2.167.894 US-Dollar für „Beratungs- und Managementdienste“. Eine Firma namens New Impact Partners hat für das Anwerben von Spendern 107.000 Dollar erhalten. Die Firma gehört einer Schwester von Raymond Howard, der als Operations Director bei BLM arbeitet. Zu guter Letzt taucht auch der Name von Damon Turner im Rechenschaftsbericht für das Geschäftsjahr 2020/21 auf. Die Firma Trap Heals, die dem Vater von Patrisse Cullors einzigem Kind gehört, bekam von BLM insgesamt 969.459 Dollar überwiesen, angeblich für die Organisation von Veranstaltungen und weitere „kreative Dienstleistungen“.
Eine zum Himmel stinkende Vetternwirtschaft
Kreativ sind vor allem die Methoden und Formulierungen, mit denen Patrisse Cullors die Begünstigung von sich selbst und ihren Familienangehörigen mit BLM-Spendengeldern zu verschleiern versucht hat. Ein ehemaliger Graffiti-Künstler, der über Nacht zum Sicherheitschef einer weltweit operierenden und alles andere als unumstrittenen Organisation aufgestiegen ist und dafür fürstlich entlohnt wird, die Entnahme von 120.000 Dollar dafür, dass Patrisse Cullors sich selbst beraten hat, sowie viele offensichtliche Gefälligkeitsleistungen an das persönliche Umfeld der BLM-Gründerin und der nach wie vor ungeklärte Verbleib von Spendengeldern in Millionenhöhe – all das scheint für die deutschen Qualitätsmedien keine ausführliche und vor allem kritische Berichterstattung wert zu sein.
Tom Anderson von Watchdog fand gegenüber dem Washington Examiner deutliche Worte: „Die Finanzdaten von BLM zeigen von vorne bis hinten, dass die Organisation durch eine Reihe von Transaktionen mit ihr nahestehenden Parteien aufgefallen ist, die nach Vetternwirtschaft schreien.“ Laurie Styron von CharityWatch wies auf die möglichen weitreichenden Folgen dieses Skandals hin: „Dies sind vom Steuerzahler subventionierte öffentliche Gelder. Die Öffentlichkeit kann das Vertrauen in den gemeinnützigen Sektor insgesamt verlieren, wenn sie ein solches Verhalten mitbekommt. Wenn sie sieht, dass Hunderttausende von Dollar an Unternehmen gezahlt werden, die Verwandten der Geschäftsführerin gehören. Oder wenn mit fragwürdiger Begründung Millionen ausgegeben werden für ein Wohnhaus, und eine Person alleine darüber entscheidet, dass 8 Millionen Dollar für einen Immobilienkauf ins Ausland überwiesen werden, und dies auf Grundlage einer unzureichenden öffentlichen Buchführung darüber geschieht, wie diese Mittel wirklich verwendet wurden.“ Laut dem Rechenschaftsbericht für das Geschäftsjahr 2020/21 betrug das Stiftungsvermögen der BLMGNF zum Stichtag 30. Juni 2021 noch rund 42 Millionen Dollar.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
Bild: a katz / Shutterstock / Taking on the Sheriff with Art and Activism: Patrisse Cullors and Kai Lumumba Barrow/Author The Laura Flanders Show/Youtube/Sreenshot/Creative Commons Attribution 3.0Text: kr
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