Sprache ist Macht. Das wusste man schon in der Sowjetunion. In Lenins sozialistischem Traum hatten Begriffe wie „Dame“ oder „Herr“ keinen Platz. Sie galten als Relikte einer bourgeoisen Weltordnung, die es tunlichst zu überwinden galt. Stattdessen wurden alle Menschen kameradschaftlich als „Genossen“ angesprochen – eine angebliche Gleichheit, die doch nur das Gegenteil verbarg: eine sprachliche Umgestaltung im Dienst der Ideologie und eine massive Verlogenheit. Es war ein subtiler, aber effektiver Eingriff in die Gesellschaft, der das Denken lenkte, ohne dass es die meisten bemerkten.
Die Sowjetunion ist heute Geschichte. Doch viele Kilometer westlich und Jahrzehnte später ist die Sprache erneut ein Feld politischer Indoktrinierung und Umerziehung geworden. Jetzt hat sich die „Tagesschau“ der ARD entschieden, ihre berühmte Begrüßung „Meine Damen und Herren“ zu streichen. Eine höfliche Tradition, die für viele zum festen Ritual gehörte, ist damit Geschichte. Stattdessen heißt es jetzt schlicht: „Guten Abend, ich begrüße Sie zur Tagesschau.“
Die offizielle Begründung des NDR? Eine Zuschauerbefragung habe gezeigt, dass die Menschen eine „authentischere und zugänglichere“ Ansprache wünschten. Kritiker vermuten jedoch anderes: Will der öffentlich-rechtliche Rundfunk hier um das Gendern herumkommen oder gleich die Geschlechterfrage ganz aus der Sprache streichen?
Aus Neugier habe ich die künstliche Intelligenz gefragt, was sie denn für alternative Begrüßungen vorschlagen würde, wenn man „Damen und Herren“ weiterentwickeln möchte. Die Antworten waren – nun ja – durchaus kreativ:
- „Liebe Menschen und Nichtmenschen, herzlich willkommen!“
- „Einen guten Abend an alle bipeden und multipoden Wesen!“
- „Hallo an alle mit und ohne Pronomen!“
- „Willkommen in der Tagesschau-Sphäre der Informationsversorgung!“
Auch „Freunde des Staatsfunks“ und „Zahlende und Nichtzahlende“ schafften es in die Liste. Zugegeben, ein Teil dieser Vorschläge mag humorvoll gemeint sein. Doch sie zeigen, wie absurd die Sprachdebatte wird, wenn sie sich zu weit vom Kern entfernt: der Kommunikation.
Aber warum sollten wir uns nur auf die Begrüßung beschränken? Wenn schon, denn schon! Die KI hat auch Ideen, wie man andere sprachliche Bereiche modernisieren könnte. Hier einige „Vorschläge“:
- Stellenanzeigen: Statt „Wir suchen motivierte Mitarbeiter“ könnte es bald heißen: „Wir begrüßen alle Wesen, die sich selbst als arbeitsfähig definieren.“
- Restaurants: Auf Speisekarten könnten wir lesen: „Für Nahrung suchende Einheiten: vegane, omnivore und energiearme Optionen.“
- Wahlen: Wahlplakate könnten angepasst werden: „Liebe Wahlberechtigte und potenziell Berechtigte, eure Entscheidung zählt, sobald sie den Konsens übertrifft!“
- Öffentlicher Nahverkehr: Die Durchsage „Bitte nicht anlehnen“ würde ersetzt durch: „Nicht-menschliche Körperteile und persönliche Gegenstände dürfen mit Oberflächen interagieren, sofern keine anderen Rechte verletzt werden.“
Die Ideen sind bewusst überzeichnet, aber sie entlarven ein Grundproblem: Wenn Sprache vor allem ideologischen Kriterien genügen muss, verliert sie an Klarheit und Wirksamkeit.
Was bleibt von der Sprache?
Natürlich ist der Wandel von Sprache etwas Natürliches und jede Gesellschaft entwickelt sich weiter. Aber wenn der Sprachwandel künstlich erzwungen wird, durch politische Agenden und Ideologen in Politik und Medien – stellt sich die Frage, wohin das führt. Ist die nächste Etappe vielleicht ein vollständiger Abschied von der Individualität wie einst in der Sowjetunion und ihrer Sprache? Werden wir in einer Zukunft „geschlechtsneutraler Begriffe“ nur noch als Nummern angesprochen?
Die Sowjetunion lehrte uns, wie Sprache politisch instrumentalisiert werden kann, und dass am Ende dabei nicht Gleichheit entsteht, sondern eine weitere Hierarchie – eine, die nicht mehr offen sichtbar ist. Vielleicht wäre es eine gute Idee, die höfliche Anrede „Damen und Herren“ als kulturelles Erbe zu betrachten, statt sie auf dem Müllhaufen der Ideologie zu entsorgen.
Abschluss: Ein bisschen Abbitte
Es tut mir fast leid, dass ich die künstliche Intelligenz zu so absurder Kreativität angestachelt habe – am Ende bringt das die rot-grünen „Gegnerbeobachter“, die hier mitlesen, noch auf Ideen. Aber vielleicht haben uns die überdrehten Beispiele doch etwas gelehrt: Manchmal sagt die Art, wie wir sprechen, mehr über unsere Zeit aus, als wir glauben. Und sicher ist: Sie entlarvt mehr über diejenigen, die an ihr drehen und sie manipulieren, als über die, die sie sprechen.
Am Ende bleibt die Frage: Was gewinnen wir wirklich, wenn wir „Damen und Herren“ ausradieren? Ist das ein Fortschritt, der die Gesellschaft vereint, oder spiegelt es einen Kulturkampf wider, bei dem es mehr um ideologische Machtspiele als um echte Verständigung geht? Meine Antwort kennen Sie. Aber ich will Sie Ihnen nicht aufdrängen und Ihnen selbst die Wahl lassen.
Vielleicht irre ich mich ja und vielleicht liegt die Antwort auch irgendwo dazwischen. Doch wenn wir anfangen, selbst die höflichsten Traditionen auf den ideologischen Prüfstand zu stellen, stellt sich die Frage: Wer profitiert davon wirklich – und was verlieren wir als Gesellschaft?
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