Wenn Politiker Urlaub vom Ernst der Lage machen Warum der Esken-Ausflug in die Sonne mehr über unsere politische Kultur sagt, als viele denken

In der Journalistenschule lernt man gleich am ersten Tag:

„Hund beißt Mann – das ist keine Nachricht.
Mann beißt Hund – das ist eine.“

Doch inzwischen, muss man leider sagen, gilt ein neuer Merksatz:

„Politiker handelt verantwortungslos“ – das ist keine Nachricht mehr.

Es passiert einfach zu oft.
Und genau das ist das Problem.

Denn je häufiger politische Entgleisungen einfach durchgewunken werden, desto normaler werden sie. Bis eines Tages niemand mehr merkt, wie tief die politische Kultur bereits gesunken ist. Vielleicht ist es also gerade dann Zeit hinzuschauen – wenn man eigentlich schon gar keine Lust mehr darauf hat. Wenn man innerlich denkt: Ach, schon wieder einer. Was soll’s.

So geschehen im Fall von Saskia Esken, SPD-Co-Vorsitzende, die just in dem Moment, in dem in Berlin über die Zukunft des Landes verhandelt wird, den Koffer packt – und in den Urlaub fliegt. Während in der Hauptstadt die Arbeitsgruppen der Koalition ringen, gönnt sich Esken eine Pause unter Palmen. Aus ihrem Umfeld heißt es, sie sei „jederzeit erreichbar“. Das mag sogar stimmen – doch politisches Gespür zeigt man nicht mit Empfangsbalken, sondern mit „Haltung“ – im alten Wortsinne, nicht im neuen rot-grünen.

Selbst in der SPD sorgt das Verhalten für Kopfschütteln. Ein Parteikollege wird mit den Worten zitiert:
„Esken bestätigt mit ihrem Urlaub selbst, dass sie keine wichtige Rolle spielt. Klingbeil ist in Berlin, macht die Arbeit, gibt den Kurs vor. Esken ist tausende Kilometer in die Sonne geflogen. Das geht gar nicht.“
Ein Satz, der mehr über die parteiinterne Realität sagt als viele offizielle Statements.

Nun könnte man sagen: Was soll’s – sie war ja erreichbar. Oder: Die Parteichefs verhandeln ja erst nächste Woche.
Aber genau hier liegt das Problem: Diese Art von Schönreden hat die politische Kultur genau dorthin gebracht, wo sie jetzt ist – in einen Zustand der völligen Entgrenzung und Verantwortungslosigkeit.

Denn was Esken demonstriert, ist ein Muster, das sich wie ein Virus durch die Spitzenpolitik zieht:

Anwesenheit wird ersetzt durch „Erreichbarkeit“.
Verantwortung durch Kommunikation.
Verlässlichkeit durch Flexibilität.

Doch politische Verantwortung ist kein Homeoffice-Job.
Es geht nicht nur darum, erreichbar zu sein – sondern sichtbar, präsent, führend.

Wenn eine Parteivorsitzende während laufender Koalitionsverhandlungen urlaubt – und sich dafür nicht einmal öffentlich rechtfertigt –, dann sendet sie ein klares Signal: „Ich nehme mich selbst nicht ernst – also erwartet auch nicht zu viel von mir.“

Dass diese Entgrenzung inzwischen nicht einmal mehr zu einem größeren medialen Aufschrei führt, ist Teil des Problems. Denn wenn selbst führende Politiker sich in sensiblen Momenten aus der Verantwortung stehlen können, ohne dass daraus ernsthafte Konsequenzen erwachsen, dann verkommt politische Führung zur Kulisse.

Und es passiert nicht nur auf Seiten der SPD. Der gesamte Politikbetrieb hat sich an einen Zustand gewöhnt, in dem Fehlverhalten folgenlos bleibt, solange es halbwegs professionell verkauft wird.

Nun werden viele Leser – völlig zu Recht – sagen: „Na, vielleicht ist es ja sogar besser, wenn Esken nicht mitmischt.“

Und natürlich: Wer sich von Esken ohnehin eher Störmanöver und Bremsspuren erwartet, könnte diesen Urlaub beinahe als glückliche Fügung deuten.

Aber genau hier liegt das Dilemma:

Wenn die Vorsitzende einer Regierungspartei so bedeutungslos geworden ist, dass ihre Abwesenheit fast als Fortschritt gefeiert wird – dann ist das kein Grund zur Erleichterung, sondern zur Beunruhigung. Denn sie ist ja nicht weg. Sie redet mit. Sie bremst, sie beeinflusst, sie ist Teil des Systems. Nur eben nicht dann, wenn Führung gefragt ist – sondern eher dann, wenn der Fortschritt gestoppt werden soll.

Und wetten, dass ihr Urlaub nicht bedeutet, dass sie nicht bremst und nicht destruktiv dazwischenfunkt – sondern das eben nur mit Verspätung tut? Und, wie man defätistisch dazusagen könnte, ausgeruht mit neuer Energie und neuen Kräften?

Man kann das achselzuckend hinnehmen – oder sich fragen, was eigentlich passiert ist, dass so etwas kaum noch Empörung auslöst.

Manche werden sagen: So etwas ist doch längst kein Skandal mehr.
Und genau das ist das eigentlich Erschreckende.
Denn wie sehr haben wir uns als Gesellschaft daran gewöhnt, dass Spitzenpolitiker machen, was sie wollen?
Wie abgestumpft sind wir, dass man über eine Parteivorsitzende im Urlaub nur noch müde lächelt?

Vielleicht ist der wahre Skandal nicht, dass Saskia Esken geflogen ist – sondern, dass wir alle es offenbar ganz normal finden.

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