Wie Zertifizierungen und Gütesiegel Produktivität gefährden Bürokraten diktieren Unternehmern Geschäftsprozesse

Ein Gastbeitrag von Benjamin Mudlack

Ein höchst effektiver Spielball der Milliardärs-Planwirtschaft stellt nach meiner Auffassung die Bürokratisierung auf Basis der Lobbyarbeit dar. Stellvertretend soll es heute um das Thema Zertifizierungen gehen. Insbesondere auch darum, warum die mittelständischen Unternehmer diesen Weg so bereitwillig mitgegangen sind.

Ist Qualitätssicherung eine gute Sache oder das Ende von Innovation?

Zertifizierungen von Unternehmen sind mittlerweile zur Normalität geworden – ein Phänomen, das sich zum Ausklang des alten Jahrtausends in der Breite entfaltete. Sämtliche Produkte, Dienstleistungen und auch Geschäftsprozesse werden mittlerweile einer Zertifizierung unterzogen. Der Sinn und die Beweggründe sind in der Qualitätssicherung, dem Verbraucherschutz, dem Umweltschutz und so weiter schnell gefunden. Es geht also wieder einmal um die gute Sache und den Glauben daran, dass die aufgestellten Standards das Nonplusultra sind. Was aber, wenn die Bürokraten gar nicht den idealen Weg gefunden haben? Der ideale Weg kann nie statisch sein. Er verändert sich permanent dynamisch. Es handelt sich um ein Entdeckungsverfahren, das sich auf Basis einer konkurrenzwirtschaftlichen Ordnung etabliert. Es lohnt sich, verschiedene Wege zu gehen, damit man unter anderem auch den ressourcenschonendsten findet. Ebendieser ist mit nahezu 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit auch der Weg, der sich am meisten rechnet. An erster Stelle sollte folglich stehen, dass alles, was einer verlässlichen Wirtschaftsrechnung im Wege steht, ausgeschaltet werden muss. Ansonsten lässt sich der kostengünstigste Weg unmöglich ermitteln.

Zertifizierungen erhöhen die Kosten, ohne zusätzlichen Wohlstand zu schaffen, und sind parasitärer Natur. Sie belasten aufgrund der geringeren Absatzmengen kleine und mittlere Unternehmen überproportional und schwächen folglich deren Marktposition beziehungsweise gefährden den Fortbestand. Die Zahl der Anbieter schwindet und die Konsumenten können nicht mehr aus einer Vielzahl von Unternehmen auswählen.

Wenn alle Unternehmen zertifizierungsgemäß eine ähnliche Richtung einschlagen, dann steht dieser Umstand einer beständigen Weiterentwicklung im Weg. Die negativen Effekte sind vorprogrammiert: Produktivitätsverluste, Ressourcenverschwendung und so weiter.

Die Zertifizierungsbranche schafft oder erbringt keine wohlstandsmehrenden Produkte oder Dienstleistungen. Es handelt sich um eine parasitäre Branche, die Produktivität und Wohlstand gleichermaßen herabsetzt. Die Bedingungen zur Erlangung des Zertifizierungsstempels erhöhen den bürokratischen Aufwand in den Unternehmen. Auch dieser Punkt mindert die Produktivität.

Technokratisches Element

Neben den zumeist privaten Zertifizierungsunternehmen gibt es eine Vielzahl von Behörden und Institutionen. Sie entstehen nicht aus einer Art Existenznotwendigkeit, sondern werden zentralistisch geschaffen und sind als technokratisches Element zu identifizieren. Auch sie kosten Unmengen an Geld und dienen der Überwachung der Zertifizierung und Aufstellung der Standards. Es ist vollkommen unlogisch, dass praxisferne Bürokraten den Unternehmern vorschreiben, wie sie ihre Arbeit zu verrichten haben. Ist dieses Spiel begonnen, so dreht sich die totalitäre Schraube immer tiefer in die Strukturen und vernichtet die verbliebenen Bruchteile der Marktwirtschaft.

Konsument setzt genug Standards

Jeder Mensch geht auf einzelvertraglicher Basis freiwillig Kooperationen mit Unternehmen ein. Dies geschieht nur so lange, wie der Anbieter auch den qualitativen und quantitativen Bedürfnissen der Kunden mehrheitlich gerecht wird. Sobald dies bei Unternehmen nicht mehr der Fall ist, werden ihre Produkte und Dienstleistungen nicht länger nachgefragt. Sie verschwinden vom Markt. Dieser Reinigungsprozess reicht vollkommen aus, um gewisse Standards zu gewährleisten. Es ist ein Irrglaube, dass die Standards von oben gesetzt und kontrolliert werden müssten. Notwendige Bedingung für Standards und positive Anreize ist ein gesättigtes konkurrenzwirtschaftliches Umfeld. Die Zertifizierungen haben seinerzeit eine unnatürliche Marktbereinigung herbeigeführt und folglich genau den gegenteiligen Effekt erzielt.

Was passiert, wenn der Unternehmer nicht mehr der Auftraggeber ist?

Aktuell werden die Zertifizierungsunternehmer von den Unternehmen selbst beauftragt und auch bezahlt. Es besteht also eher der Anreiz, dass der Unternehmer nicht zu hart angefasst wird. Die Dokumentation, die kontrolliert wird, muss auch nicht zwingend der vorher in der Praxis angewandten Realität entsprechen. Sinn der Dokumentation ist die Erlangung des Zertifikates. Der Unternehmer legt dem Zertifizierer eine Simulation vor und wenn diese den Vorschriften entspricht, dann gibt es die alljährliche Verlängerung. Die Kontrollen könnten jedoch auch zukünftig von einer Behörde direkt oder von durch die Behörden beauftragten Vollzugshelfern durchgeführt werden. In dem Fall würde sich die Lage deutlich verschärfen. Auch unangekündigte Kontrollen oder unterjährige Überwachungen würden den totalitären Charakter wesentlich ausprägen. Das System ist nun über Jahre etabliert und es atmet den Geist der Vollkontrolle. Dabei reicht die Kontrolle durch zufriedene oder unzufriedene Kunden total aus.

Zufriedene Sklaven: Das Ego der Unternehmer wird adressiert!

Wie hat man die Unternehmer in diese Zertifizierungsfalle gelockt?

Erstens: Viele große Konzerne arbeiten nur mit zertifizierten Unternehmen zusammen. Allein aus diesem Grund waren viele Unternehmen dazu gezwungen, den Weg in die Zertifizierung mitzugehen.

Zweitens: Kollektiver Zwang durch ein vermeintliches Gütesiegel. Nicht zertifizierte Unternehmen verloren nicht nur die Großkonzerne, sie wurden womöglich sogar als Schmuddelkinder der Branche identifiziert. Der Zugzwang war groß und so folgten viele Unternehmen bereitwillig der Zertifizierung. Auch die Branchenverbände forcierten diese Entwicklung und leisteten ihr Vorschub.

Drittens: Mit der Zertifizierung erfuhr das jeweilige Unternehmen eine scheinbare Aufwertung. Die Dienstleistung selbst hat sich zwar kaum bis gar nicht geändert, aber der Unternehmer fühlte sich besser als zuvor. Sein Unternehmen gehört zu dem erlauchten Kreis hinzu und so wurde das Ego durch die staatliche Lizensierung aufpoliert. Eigentlich ein wenig erwachsenes Verhaltensmuster.

Viertens: Die Zertifizierung wurde Teil der Identifikation. Die Unternehmer sind zum Teil sehr überzeugt davon, dass heutzutage alles geregelt sein muss. Es ist gar nicht so einfach, auf offene Ohren zu stoßen, wenn man die Zertifizierung auf eine kritische Probe stellen möchte. Der Stempel scheint Teil der Menschen geworden zu sein. Beim Vorgang des Kritisierens fühlt es sich wohl so an, als wolle ihnen jemand ihr liebstes Spielzeug wegnehmen. Teilweise kommt es gar nicht zur Diskussion, sondern eher zu kindlichen Abwehrhaltungen.

Fazit: Zertifizierungen sind aus handlungslogischer Sicht abzulehnen

Die Zertifizierungen sind nicht durch menschliches Handeln im klassischen Sinne oder einen Marktprozess in die Welt gekommen. Es wurden zentralistisch/planwirtschaftlich Gesetze erlassen. Zudem haben die Konzerne ihre Kooperation mit der erzwungenen Zertifizierung versehen. Eine vermutlich nicht geringe Anzahl der zu zertifizierenden Unternehmen verhält sich durch diese Maßnahmen anders, als sie es aus freien Stücken tun würden. Handlungslogisch ist dieser Vorgang ohne Frage aus den genannten Gründen abzulehnen.

Für den Konsumenten wird durch den bürokratischen Mehraufwand alles teurer. Es wurde ein wettbewerbsfeindliches Element geschaffen. Auch dieser Umstand verschlechtert die Ausgangslage für die Konsumenten.

Im Fall von Wirecard und diverser Bankenskandale hat man gesehen, dass die Überwachung ohnehin nicht wirklich funktioniert. Betrüger finden immer einen Weg und halten sich auch nicht an noch so harte Gesetze. Abschließend sei nochmals erwähnt, dass es sich bei den Zertifizierungen um ein mittelstandsfeindliches Element handelt, das den Interessen der großen Konzerne in die Hände spielt.

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Benjamin Mudlack ist gelernter Bankkaufmann und Diplom-Wirtschaftsinformatiker. Er ist Vorstandsmitglied der von Markus Krall gegründeten Atlas Initiative, Mitglied der Friedrich August von Hayek-Gesellschaft und begleitet aktiv einige andere freiheitliche Projekte, wie zum Beispiel das Free Economic Forum. Zudem betreibt Benjamin Mudlack, mit der Zielsetzung, möglichst vielen Menschen die österreichische Schule der Nationalökonomie anhand von tagesaktuellen Themen zugänglich zu machen, den Youtube-Kanal „Der ökonomische IQ“. Benjamin Mudlack ist zudem Autor des im Lichtschlag Verlag erschienen Buches „Geld-Zeitenwende: Vom Enteignungsgeld zurück zum gedeckten Geld“. Neben einigen Interviews sind zahlreiche Artikel zu den Themen Geld, Geldsystem und Mittelstand in einigen Medien wie etwa im „Smart Investor“, bei „Tichys Einblick“ oder im „Sachwert Magazin“ erschienen. Seine wöchentliche Kolumne erscheint bei Freiheitsfunken freitags um 22 Uhr.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Freiheitsfunken.info. Wir danken für die freundliche Genehmigung zum Abdruck.

Bild: Shutterstock

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