Wiederinbetriebnahme von AKWs? Ein Ding der Unmöglichkeit! „Das macht keinen Sinn. Das wird nicht passieren“

Von Daniel Weinmann

In den Augen der linksgrünen Klimapolitik zählt es vermutlich zu den größten Sünden, über eine Reaktivierung der Atomkraft nachzudenken. Genau dies tun die Unionsparteien. CDU und CSU ziehen als Fürsprecher der Atomkraft in die kommende Bundestagswahl – genau diejenigen Parteien also, die seit Fukushima den öffentlichen Diskurs in Deutschland zum Nachteil der Kernenergie verschoben haben.

Nun wollen sie im Falle der Regierungsübernahme prüfen, ob die im Frühjahr 2023 abgeschalteten letzten deutschen Atomkraftwerke wieder ans Netz können. Es wäre sozusagen der Einstieg nach dem Ausstieg, der auf die Laufzeitverlängerung nach dem Ausstieg folgte.

„Wir streben schnellstmöglich eine fachliche Bestandsaufnahme an, ob angesichts des jeweiligen Rückbau-Stadiums eine Wiederaufnahme des Betriebs der zuletzt abgeschalteten Kernkraftwerke unter vertretbarem technischem und finanziellem Aufwand noch möglich ist“, heißt es in dem Positionspapier „Neue Energie-Agenda für Deutschland“, das die Unionsparteien Anfang November vorgestellt hatten. Neue Reaktoren stehen gleichwohl nicht auf der Agenda.

Laut Atomgesetz darf kein Strom in den Reaktoren mehr produziert werden

Geht es nach dem Energiekonzern EnBW, wird es keine Renaissance der Kernenergie geben. Eine Wiederinbetriebnahme seiner stillgelegten Atomkraftwerke ist demnach technisch ausgeschlossen. „Der Rückbau-Status unserer fünf Kernkraftwerke ist praktisch gesehen irreversibel“, gab EnBW-Kernkraftchef Jörg Michels der „Augsburger Allgemeinen“ zu Protokoll. „Eine Diskussion über die weitere Nutzung der Kernkraft hat sich für uns vor diesem Hintergrund erledigt.“ Zudem sehe das deutsche Atomgesetz eindeutig vor, dass in den Reaktoren kein Strom mehr produziert werden dürfe.

Guido Knott, Geschäftsführer der AKW-Betreiberfirma PreussenElektra, sieht es ähnlich: „Das macht keinen Sinn. Das wird aus meiner Sicht nicht passieren“, sagte der promovierte Betriebswirt kürzlich im Untersuchungsausschuss des Bundestags zum Atomausstieg. Seine Techniker hätten zwischenzeitlich 1000 Tonnen Material im Kraftwerk ausgebaut. Ein Zurückdrehen würde „Jahre dauern und Milliarden kosten“. EnBW-Kernkraftchef Jörg Michels beziffert den Bau von neuen Kernkraftwerken selbst bei optimaler Zusammenarbeit mit Politik und Behörden auf mehr als zehn Jahre.

Atomstrom aus Frankreich ist nach wie vor notwendig

Die Grünen lachen sich angesichts solcher Nachrichten ins Fäustchen: „Isar 2 ist unwiederbringlich abgeschaltet und der bayerische Atomausstieg vollzogen. Jetzt ist der Zug abgefahren“, sagte die Grünen-Energiepolitikerin Lisa Badum der „Augsburger Allgemeinen“.

Damit hält Deutschland in Europa an seinem Sonderweg fest. Immer mehr Staaten wollen neue Reaktoren bauen, bauen bereits oder betreiben alte länger als angekündigt. Um die groteske Fehlplanung auf die Spitze zu treiben, wird die Bundesrepublik somit auch weiterhin den hierzulande so verpönten Atomstrom im Ausland und dort vorzugsweise in Frankreich kaufen – sofern unser Nachbarstaat seine Energie nicht selbst benötigt.

Bleibt zu hoffen, dass sich CDU und CSU weiter für die Forschung und Entwicklung von Kernkraftwerken der vierten und der fünften Generation aussprechen, die effizienter und sicherer sein sollen als ihre Vorgänger. In Sachen Kernfusion haben sich die Parteien gar auf die Fahnen geschrieben, dass der erste ans Netz angeschlossene Fusionsreaktor der Welt in Deutschland stehen soll. Ambitionierte Pläne also, deren Realisierung allerdings einige Jahre – mit einigen Stromausfällen – dauern dürfte.

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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: Screenshot YouTube-Video „WDR aktuell“

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