Fast traute ich meinen Augen nicht, als ich heute folgende Überschrift in der „Welt“ las: „Corona-Impfung: Ohne Nebenwirkungen? Wie das ‘Team Lauterbach‘ Joshua Kimmich jagte.“ Im Vorspann kam es dann sogar noch dicker: „Als Joshua Kimmich gestand, er habe bei der Corona-Impfung ‘Bedenken, was die Langzeitfolgen angeht‘, begann eine Diffamierungskampagne. Ihre Wortführer waren Politiker, Journalisten und Wissenschaftler – mit Sätzen, die heute unglaublich wirken. Das ‘Team Lauterbach‘ muss sich entschuldigen.“
Das sitzt. Die „Welt“ ist zwar eines der ganz wenigen großen Medien, die sich zumindest teilweise auch kritisch mit der Corona-Politik und der Impf-Kampagne auseinandersetzt. Aber so eine Deutlichkeit ist selbst für das Springer-Blatt etwas Neues. Leider steht der Artikel hinter einer Bezahlschranke, so dass ihn die meisten Besucher der „Welt“ nicht lesen können.
Vielleicht hat das auch seine Vorteile
Beim Lesen verschlug es mir immer wieder den Atem. Zum einen angesichts der Ungeheuerlichkeiten, an die Autor Jakob Hayner in seinem Text erinnert. Zum anderen darüber, wie ich selbst über all diese Ungeheuerlichkeiten von neuem verwundert war: Was zeigt, wie sehr man doch zum Verdrängen neigt. Selbst, wenn man nicht zu den Tätern, sondern zu den Opfern gehörte. Aber vielleicht auch gerade deswegen.
Was Hayner beschreibt, ist die Geschichte einer Hetzjagd, die ich mir früher in einem Land, das ich – fälschlicherweise – für aufgeklärt hielt wie Deutschland, nie hätte vorstellen können. Die Hetzjagd war allumfassend und richtete sich gegen Millionen Ungeimpfte. Einige kamen aber besonders öffentlichkeitswirksam an den Pranger. Wie eben der Fußball-Profi im Herbst 2021. „Kimmich wurde zum Problemfall, es folgte eine beispiellose mediale Diffamierung, kurz: „Die Corona-Öffentlichkeit drehte wieder einmal durch“, schreibt Hayner treffend.
Als er endlich einknickte, wurde das gefeiert wie ein Sieg in einem Krieg. „Es ist nicht gut, dass er nicht geimpft ist“, sagte damals Karl Lauterbach. Selbst auf der Bundespressekonferenz wurde der „Fall Kimmich“ immer wieder behandelt, Kollegen empörten sich dort über ihn. Und die Regierung erdreistete sich tatsächlich, sich in die private Impfentscheidung Kimmichs einzumischen (siehe hier).
Wie im Mittelalter
„Der mediale Begleitchor zu diesem Angriff auf Kimmichs Recht auf Selbstbestimmung war gewaltig. Es hätte nicht viel gefehlt und er wäre offiziell zur ‘Gefahr für die öffentliche Gesundheit‘ erklärt worden, wie der ungeimpfte Tennisstar Novak Djokovic in Australien“, schreibt Hayner. „Der Fußballtrainer Jürgen Klopp sagte sogar: ‘Ein ungeimpfter Spieler ist eine ständige Bedrohung für uns‘. Nicht nur Kimmichs Entscheidung, auch seine Rechtfertigung galt als Skandal. Er sagte: ‘Ich habe für mich persönliche Bedenken, was die Langzeitfolgen angeht. Aber ich nehme meine Verantwortung wahr, lasse mich regelmäßig testen.‘“
Heute klingt es absurd und unglaublich, aber es war tatsächlich so; Langzeitfolgen galten damals als undenkbar bei den Anhängern der „Impfung“, die im Falle der mRNA-Stoffe in Wirklichkeit eine prophylaktische Gen-Therapie ist. „Bedenken und Einwände angesichts der neuartigen medizinischen Behandlung mit mRNA-Technologie, egal wie zurückhaltend sie vorgetragen wurden, galten als Querdenkerei oder Verschwörungstheorie“, schreibt Hayner. Und fasst die aus heutiger Sicht unglaublichsten Aussagen noch einmal zusammen:
„Späte Impfnebenwirkungen gibt es nicht“, versicherte der Minister auf Twitter am 5. Oktober 2021:
Vor 1,5 Jahren hätte niemand eine so wirksame Impfung vorhergesagt. Wichtig ist: Viren haben oft spät noch unerwartete Schäden zur Folge. Niemand weiss zB, ob Covid Genesene später ein erhöhtes Demenzrisiko haben, den Verdacht gibt es. Späte Impfnebenwirkungen gibt es aber nicht https://t.co/huK6fiJVUC
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) October 5, 2021
Es sei eine „nebenwirkungsfreie Impfung“, hatte er zuvor schon im August beteuert:
Stimmt. Und zusätzlich geht es darum, weshalb eine Minderheit der Gesellschaft eine nebenwirkungsfreie Impfung nicht will, obwohl sie gratis ist und ihr Leben und das vieler anderer retten kann. Daher bin ich pessimistisch was freiwillige Opfer für den Klimaschutz betrifft https://t.co/ZP7W07PD4B
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) August 13, 2021
Bei „Anne Will“ sprach Lauterbach im Februar 2022 vor einem Millionenpublikum in der ARD von einer „mehr oder weniger nebenwirkungsfreien Impfung“:
Gesundheitsminister @Karl_Lauterbach bei @annewill: „Auf der anderen Seite müssen wir auch vermitteln, was ja auch so ist: Die Impfungen sind halt mehr oder weniger nebenwirkungsfrei. Das muss immer wieder gesagt werden.“
— Tim Röhn (@Tim_Roehn) February 13, 2022
Weil die Faktenlage erdrückend war und er möglicherweise auch von der Enthüllung seiner Fälschungen im eigenen Lebenslauf ablenken wollte, gab der Minister jetzt im ZDF zu, dass es das gab, was es zuvor nach seiner Lesart nicht geben durfte: „schwere Impfschäden“.
Seine früheren Aussagen bagatellisierte er zu einer einmaligen „Übertreibung in einem missglückten Tweet“, kritisiert Hayner: „Kein Wort darüber, dass Lauterbach die gesamte Bevölkerung mit dieser Impfung beglücken wollte – per Pflicht.“
Wendehals Lauterbach
Die Salten des Ministers sind abenteuerlich. Hayner beschreibt das eindringlich: „Vor kurzem erst schätzte Lauterbach in einer Talkshow einen Teil jener Maßnahmen als nutzlos ein, die er am härtesten verfochten hat: Man konnte es kaum glauben, als Lauterbach bei Markus Lanz ‘Exzesse‘ bei den Maßnahmen anprangerte. ‘Was Schwachsinn gewesen ist‘, so Lauterbach, ‘sind diese Regeln draußen.‘
Hayners ebenso bitterer wie treffender Kommentar: „Ganz sinnlos waren diese Masken- und Abstandsregeln im Freien, die zu der Zeit noch nicht ‘Exzesse‘, sondern ‘alternativlos‘ hießen, allerdings nicht, möchte man ergänzen – schließlich halfen sie dabei, den Protest gegen eben die Exzesse zu unterdrücken und Demonstrationen zu verbieten.“
Die Charakterisierung des Ministers durch Hayner ist ebenso brillant wie atemberaubend: „Lauterbach will sich immer gern an die Spitze des Diskurses stellen, nun auch im Nachhinein bei der Maßnahmenkritik und den Impfschäden. Das lässt an einen seit den ersten Corona-Tagen kursierenden Witz denken: Was ist der Unterschied zwischen einer Verschwörungstheorie und der Wahrheit? Ungefähr zwölf Monate.“ Zweifel waren verboten. Galten als „rechts“ und demokratiefeindlich. Dabei war genau dieses totalitäre Denken eine Gefährdung für die Demokratie.
Hayner verweist auch darauf, dass Lauterbach bei seinem Kreuzzug nie allein war: „Er hatte zahlreiche laute Unterstützer in Medien, Kultur, Wissenschaft und Politik, die sich an der Kampagne gegen Kimmich und die Ungeimpften beteiligten. Kimmich sagte, es sei schwierig gewesen, mit seinen Ängsten und Bedenken umzugehen. In dieser schwierigen Situation zeigten die selbsternannten Solidarischen ihre ganze Güte.“ Hayner erinnert daran, dass Lauterbach „sogar selbst zur Nadel greifen“ wollte bei Kimmich. Das hat fast schon sadistische Züge. Die Virologin Melanie Brinkmann sagte über den Fußballer: „Das Sicherheitsprofil der Impfungen ist fantastisch!“ Und fügte dann noch hämisch hinzu: „Ich bin auch gerne dabei, wenn er sich impfen lässt, wenn er eine Hand braucht, während er geimpft wird.“
Unfassbare Ausrutscher
Der Soziologe Harald Welzer sagte, wie Hayner ausführt, dass es „Langzeitnebenwirkungen bei der Impfung schlicht nicht gibt“ und schloss messerscharf: „Nur weil jemand einen Ball treten kann, muss sich nicht die halbe Welt um seine persönlichen Irrtümer bemühen, eine Weisung des Arbeitsgebers hätte völlig gereicht“. Alena Buyx, die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, sprach ebenfalls im Fall Kimmich von „Sorgen vor Langzeitfolgen, die es nicht gibt“, in einem Podcast setzte sie noch einen drauf, wie Hayner schreibt: „Wir wissen alles über die Sicherheit.“ Der Impfung, wohlgemerkt. Buyx erdreistete sich in einer Talkshow gar zu der Aussage, das Impfen sei eine „moralische Pflicht“, und gegen die „Gefahr“ der Ungeimpften müsse man Maßnahmen „schrittweise hocheskalieren“. Die Frau ist bis heute Vorsitzende des Ethikrates und hat sich nicht einmal entschuldigt.
Dabei war der Fall Kimmich nur die Spitze des Eisberges. Die Hetze gegen „Impfverweigerer“ erreichte Ausmaße, wie man sie zuvor nur aus dem Geschichtsunterricht zu kennen glaubte. Um gegen die „Impfmuffel“ vorzugehen, „war kein Mittel zu schlecht“, so Hayner. Jan Böhmermann tönte auf Twitter: „Gespaltene Gesellschaft scheißegal, solange alle geimpft sind.“
Andreas Bovenschulte, der Bürgermeister von Bremen und damit Oberhaupt eines Bundeslandes, sagte: „Wir müssen boostern, bis die Nadeln glühen.“ Der Soziologe Heinz Bude sagte: „Klare Kante, klare Richtung: Impfgegner müssen fühlbar Nachteile haben. Und im Grunde, in gewisser Weise, kann man sich nicht länger mit denen beschäftigen. Das ist so. Die kann man nicht nach Madagaskar verfrachten.“
Die Grünen-Abgeordnete Emilia Fester sagte im Bundestag in hysterischer Manier: „Nicht die Impfpflicht ist die Zumutung, keine Impfpflicht ist die Zumutung.“ Einen Impfzwang, für den sie sich stark machte, redete sie zum „minimalinvasiven Eingriff“ klein. „Für die Geschädigten muss das wie der pure Hohn klingen“, schreibt Hayner: „Der ‘kleine Pieks‘ wurde von den lokalen Verkehrsbetrieben über die Kirchen bis zur Fastfoodkette beworben. Werden die sich nun auch für die Impfopfer einsetzen?“
‘Klappe halten, impfen lassen!'
Das war das Motto, das der Ökonom Armin Falk ausgab – ein Rückfall in das autoritäre Denken finsterer Zeiten. Falk ist Mitglied der Leopoldina, für die auch Angela Merkels Mann Joachim Sauer tätig war und die wie ein verlängerter Arm der Regierung agierte. „Die Pharmaindustrie freute es“, schreibt Hayner: „Von möglichen Schäden wollte man nichts wissen, von Selbstbestimmung auch nicht – ein Abbild der gesamten Corona-Politik.“
Nicht nur bei der Impfung, auch bei den anderen Corona-Maßnahmen war jede Kritik verpönt. Wer sie wagte, wurde ausgegrenzt und im schlimmsten Fall entmenschlicht. Michael Ballweg, einer der Wortführer des Protests, sitzt heute noch in Untersuchungshaft unter Umständen, die dem Rechtsstaat Hohn sprechen. „Ein Parcours der Entmündigung – im Dienste der Gesundheit?“, fragte Hayner, und gibt selbst die Antwort: „Zumindest vermeintlich, denn auch das erscheint immer fragwürdiger. Schweden, von Beginn der große Gegenentwurf, steht im Rückblick weit besser da, es hat die niedrigste Übersterblichkeit der gesamten EU zu verzeichnen.“
Das Fazit von Hayner: „Man habe es nicht besser wissen können, heißt es dann oft. Richtig ist: Man hat es nicht besser wissen wollen. Deswegen wurden andere Einschätzungen niedergebrüllt und ausgegrenzt. Wer von denen, die mitgeschrien haben, übernimmt Verantwortung? Oder wer zieht sie zur Verantwortung?“
Hetze vom Spiegel
Der Kollege erinnert an Sascha Lobo, „der als einer der lautesten im ‘Team Lauterbach‘ den ‘weinerlichen Wellnesswiderstand‘ geißelte“. Und auf „Spiegel Online“ unterstellte, dass „nachweislich viele Tote auf das Konto von Pflegekräften gehen, die sich aus Bockigkeit nicht impfen lassen“. Nachweise blieben Lobo & Co. schuldig. Hauptsache, dass es gut klang. Und die Stimmung angeheizt wurde und man die Minderheit treten konnte. Die Ungehorsamen. Die Ketzer. Die „Sozialschädlinge“, wie ein FDP-Mann die Ungeimpften nannte.
„Würde man diese Logik umdrehen, wären dann Leute wie Lobo, die ‘aus Bockigkeit‘ andere zum Impfen gedrängt haben, mitschuldig an den Impfschäden oder an den dadurch verursachten Todesfällen?“, sagte Hayner. Und verweist darauf, was Lobo selbst schreibt: „Und das Einzige, dessen man sich gewiss sein kann, sind die Schreie der Mitverantwortlichen, die lautstark jede Schuld von sich weisen werden, weil der Hund ihre Hausaufgaben gefressen hat. Auf sie dürfen wir wütend sein. Vielleicht müssen wir sogar.“
„An Gründen wütend zu sein, fehlt es nicht. Das offizielle Corona-Narrativ zerfällt jeden Tag mehr. Doch folgt etwas daraus?“, fragt der Kollege: „Es wirkt eher, als gäbe es ein affektives Vakuum in der Öffentlichkeit. Die vermeintlichen Gründe für die ‘Exzesse‘ verflüchtigen sich im Nachhinein? Auch egal, mögen viele denken, hat mich ja nicht getroffen.“
Fatale Folgen
Dass Ungeimpfte aus dem öffentlichen Leben gedrängt wurden, auch Kinder und Jugendliche, die kaum ein Risiko einer ernsten Erkrankung hatten und bei denen die Impfung auch das Übertragungsrisiko kaum verringerte? Dass Ungeimpfte ihren Beruf verloren haben? Dass Warner wie Sucharit Bhakdi oder Stefan Hockertz bis heute ausgegrenzt sind und teilweise ins Ausland fliehen mussten? All dass sollen wir jetzt vergessen?
„Der Einzelne, sein Körper und seine Entscheidung galten nichts: Klappe halten, impfen lassen“, schreibt Hayner: „Nun hält das Team Lauterbach plötzlich selbst die Klappe, aus Lautsprechern wurden Leisetreter. Das Schweigen ist dröhnend. Die Blamage ist augenfällig, peinlicherweise mit herbeigeführt durch den obersten Verantwortlichen selbst, den Gesundheitsminister, der sich mit seinen jüngsten Wendungen noch zu retten versucht.“
Massive Risse
Die Impf-Hetze hat Freundschaften zerstört, Kollegen entfremdet, Familien zerrissen. Der Graben, den sie durch die Gesellschaft gerissen hat, ist immens. Menschen wurden Konten gesperrt, Seiten in den sozialen Netzwerken blockiert, die Liste der Schikanen reichte bis zu Hausdurchsuchungen mit martialischer Gewalt im frühen Morgengrauen. Die Liste des Schreckens ist schier unendlich lang. Bislang ist von einer öffentlichen Entschuldigung der Verantwortlichen und der Mitläufer bei den Opfern nichts bekannt. Solange diese nicht erfolgt, ist eine Aussöhnung der Gesellschaft, ein zumindest ansatzweises Zuschütten der Gräben nicht möglich.
All diejenigen, die jetzt sagen „Schwamm drüber“, legen damit den Grundstein für eine Wiederholung des ganzen Schreckens.
Dass jetzt die „Welt“ eine Abrechnung wie die von Hayner abdruckt, ist aber zumindest ein Hoffnungsschimmer. Es ist etwas in Bewegung geraten. Die Stimmung kippt.
Ausschreibung zur Fahndung durch die Polizei, Kontenkündigungen, Ausschluss aus der Bundespressekonferenz: Wer in Deutschland kritisch berichtet, sieht sich Psychoterror ausgesetzt. Und braucht für den Spott der rot-grünen Kultur-Krieger nicht zu sorgen. Ich mache trotzdem weiter. Auch, weil ich glaube, dass ich Ihnen das schuldig bin. Entscheidend fürs Weitermachen ist Ihre Unterstützung! Sie ist auch moralisch sehr, sehr wichtig für mich – sie zeigt mir, ich bin nicht allein und gibt mir die Kraft, trotz der ganzen Schikanen weiterzumachen! Ganz, ganz herzlichen Dank im Voraus für Ihre Unterstützung, und sei es nur eine symbolische!
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.
Mein aktuelles Video:
Lauterbach entlarvt: Was er von anderen fordert, lässt er für sich nicht gelten.