Der (Impf-)Fall Kimmich: Jetzt schaltet sich auch noch die Bundesregierung ein "Ist das für die Bundeskanzlerin solidarisch genug?"

Oft weicht die Regierung bei aktuellen Fragen aus. Ganz anders heute in der Causa des FC-Bayern-Stars. Was eigentlich absolute Privatsache sein sollte – der Impfstatus des Nationalspielers – war heute Thema auf der Bundespressekonferenz. Regierungssprecher Steffen Seibert betrat das für ihn eher ungewohnte Fußball-Terrain. Er hoffe darauf, dass Kimmich alle verfügbaren Informationen über die in der EU zugelassenen Impfstoffe „noch einmal auf sich wirken lässt“ und sich doch noch impfen lasse, sagte er. In meinen Augen ein ungewöhnlicher Vorgang: Eine medizinische Entscheidung eines Bürgers wird zum Politikum, und die Regierung äußert diesbezüglich eine „Hoffnung“. Faktisch ist das nichts anderes als das Ausüben von Druck. Und damit ein neuer Tiefpunkt bei der Einmischung der Regierung in die privaten Angelegenheiten der Bürger.

Seibert sagte zu Kimmichs Zweifeln: „Es gibt auf diese Fragen klare und überzeugende Antworten von nationalen und internationalen Experten, sodass ich eigentlich nur sagen kann: Ich hoffe, dass Joshua Kimmich alle diese Informationen noch einmal auf sich wirken lässt und sich dann vielleicht auch für die Impfung entscheiden kann; denn als einer, auf den Millionen schauen, hätte er dann erst recht Vorbildwirkung. Von der Zahl der Geimpften hängt eben auch ganz entscheidend ab, wie wir hier in Deutschland unser Zusammenleben in der Pandemie organisieren können.“

Erstaunlich auch, wie Journalisten die Regierung geradezu in diese Richtung drängten.

Auf meine beiden Fragen bekam ich leider faktisch keine Antwort. Meine erste Frage lautete: „Könnten Sie einen Überblick über die Kosten der Impfwerbung geben?“ antwortete Jens Spahns Sprecher Oliver Ewald: „Das kann ich mit Sicherheit. Ich würde das dann gerne nachreichen.“

Meine zweite Frage: „Heute vor einer Woche sagten Sie hier: ‚Die Zahl der Coronatoten ist deutlich zurückgegangen‘. Sie waren aber von Mai bis September meist sehr viel höher als in den Vorjahresmonaten trotz Impfungen. Wie erklärt sich das Bundesgesundheitsministerium das?“

Die Antwort von Ewald: „Das Robert Koch-Institut hat in seinem Wochenbericht eine entsprechende Aussage dazu getroffen, auf die ich hier auch am Freitag verwiesen habe. Dieser Bewertung schließe ich mich an.“

Ewald bezieht sich dabei offenbar auf seine Antwort auf diese Frage eines Kollegen: „Ich hätte ganz gerne gewusst, wie Sie die sehr schnell steigenden Zahlen beurteilen. Ist das für Sie der Beginn einer fünften Welle oder die echte vierte Welle?“

Darauf antwortete Ewald: „Das Robert Koch-Institut hat gestern seinen Wochenbericht veröffentlicht und dort eine Lageeinschätzung vorgenommen. Darin heißt es: ‘Seit Ende September 2021 zeichnet sich wieder ein steigender Trend der Sieben-Tage-Inzidenzen ab, der in der letzten Woche in fast allen Altersgruppen sichtbar wurde … Es ist damit zu rechnen, dass sich im weiteren Verlauf des Herbstes und Winters der Anstieg der Fallzahlen noch beschleunigen wird.’“

Meine Frage war aber, wie sich das Ministerium die Erhöhung der Todeszahlen erklärt. Diese ist damit nicht beantwortet.

Die Bundespressekonferenz sehen Sie in voller Länge hier:

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Bild: Shutterstock
Text: Reitschuster.de

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