Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Max Otte rät zur Vorsicht bei der Beurteilung der Ereignisse am Kapitol in Washington. Man müsse hier sehr genau hinsehen: Die Hintergründe seien unklar. Auch das Fehlen ausreichender Sicherheitskräfte werfe Fragen auf. Da Trump zu einer Demonstration aufgerufen habe, hätten die Einsatzkräfte vor Ort verstärkt werden müssen. Doch sie fehlten. Trump habe ein sehr beschwichtigendes Video gemacht: „Geht nach Hause, seid friedlich, wir müssen unsere Institutionen schützen.“ Dieses Video sei dann von Facebook gelöscht worden, so Otte: „Damit man das Narrativ des hetzerischen Trumps verbreiten konnte. Dabei war Trump extrem friedlich. Man hat das gelöscht, damit man ungestört seine Lügen über seine Aussagen verbreiten kann.“
Was in den USA passiere, sei erschütternd, so der Bestsellerautor: „Aber es ist auch erschütternd, wie einseitig in Deutschland darüber berichtet wird.“ Der Wirtschaftswissenschaftler ist seit zehn Jahren US-Bürger und war selbst zur Wahl in den USA: „Ich habe auch berichtet, es war für mich völlig klar, dass da massiver Wahlbetrug lief.“
„Wie wird es weitergehen in den USA? Wird sich die Situation befrieden oder ist der Riss so tief, dass weitere Ausschreitungen zu befürchten sind?“ Auf diese Frage antwortete Otte: „Der Riss ist schon unter Obama so groß gewesen, Rassenunruhen, eine ausgeblutete Industrie, ausgeblutete Mittelschicht.“ Gewaltbereite Antifa-Mobs, die Biden vor sich hertreiben, die gebe es in der Mittelschicht aber nicht, so Otte: „Die Menschen aus der Mittelschicht, so bitter enttäuscht sie sich fühlen mögen, so betrogen sie sich fühlen mögen, sie sind nicht gewaltbereit. Der Riss ist da, die Enttäuschung riesig.“ Aber da die Trump-Anhänger im Wesentlichen im Gegensatz zur Antifa sehr gesittet seien, erwarte er keine größeren Unruhen.
Bidens Amtsantritt in wenigen Tagen erinnert Otte nach eigenen Worten an den Film „Die Mumie kehrt zurück“. Aber nicht nur in den USA sei das Geschehen alarmierend: „Wir haben einen Welt-System-Crash“.
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Otte berichtete auch, dass sein neues Buch – „Die Krise hält sich nicht an Regeln: 99 Antworten auf die wichtigsten Fragen nach dem Corona-Crash“ – von seinem Verlag, Econ (Ullstein), wenige Wochen vor Erscheinungstermin aus dem Programm genommen wurde. Obwohl schon so viele Vorbestellungen eingegangen sind, dass ein Platz in den Bestsellerlisten sicher schien. Der Münchner Finanzbuchverlag springt jetzt ein.
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Text: br