Von Dana Samson
Monatelang war ich ungeimpft, fuhr verbotenerweise ohne Maske mit der Bahn und bin viel unterwegs gewesen, ob beim Sport, bei Treffen mit Freunden oder draußen im Park. Monatelang habe ich mich nicht mit Corona infiziert. Letzten Dezember drehte sich das Blatt. Ironischerweise habe ich im November angefangen, regelmäßig eine Maske zu tragen, da die Infektionszahlen immer weiter anstiegen. Im Zuge der Erkrankung habe ich einige Absurditäten erlebt, von denen ich gerne berichten möchte.
An einem Dienstag Anfang Dezember bekam ich heftige Kopfschmerzen, gefolgt von Seh- und Sprechstörungen. Wegen meines jungen Alters und der sehr ungewöhnlichen Symptome fuhr ich ins Krankenhaus, um alles Schlimme auszuschließen. Als Ungeimpfte wurde ich getestet, ansonsten wurde ich glücklicherweise normal, wie vor Corona-Zeiten, behandelt. Der Test war negativ und innerhalb weniger Minuten wurde ich zum CT geschickt, welches zum Glück auch keine Auffälligkeiten zeigte.
Ziemlich unfreundlich wurde ich von dem behandelnden Arzt zurechtgewiesen, dass ich nur eine Migräne habe und man deswegen nicht ins Krankenhaus komme. Dass Ausfälle des Seh- und Sprechvermögen mit Kopfschmerzen in meinem Alter sehr ungewöhnlich sind und Anzeichen für Gehirnblutungen sein können, hatte der nette Arzt wohl vergessen. Dennoch konnte ich froh über die Diagnose sein.
Am nächsten Tag lag ich immer noch geschwächt und mit Kopfschmerzen im Bett, allerdings nicht vergleichbar zum Vortag. Am Donnerstag fühlte ich mich allgemein schwach und so, als würde ich krank werden. Kopfschmerzen, leichte Gliederschmerzen und fehlende Kraft – typische Symptome für einen Virusinfekt. Aus Sicherheit machte ich einen Corona-Schnelltest, der wieder negativ ausfiel. In der Nacht bekam ich Fieber und lag für ein paar Tage flach. Am Sonntag, also 6 Tage, nachdem ich die heftigen Kopfschmerzen hatte, bekam ich leichten Husten und testete mich aus Interesse erneut – diesmal positiv. Allerdings war der zweite Strich nur leicht zu erkennen und das Ergebnis nicht eindeutig.
Dennoch konnte ich es kaum glauben, monatelang spaßten wir in der Familie, dass wir uns immer testen sollten, wenn wir krank seien. Dann wären wir genesen und endlich nicht mehr von der Gesellschaft ausgeschlossen. Es ist schlimm, dass ich froh war, die Krankheit zu haben. Womöglich mag das für den einen oder die andere sehr verwerflich klingen. Ich wusste allerdings, dass ich die Krankheit wegstecken würde.
Am Sonntagabend rief ich das Gesundheitsamt an und fragte nach, ob ich zu Hause getestet werde oder zu einem Testzentrum fahren müsse. Die freundliche Dame am Telefon teilte mir mit, dass Menschen nur in äußersten Notfällen zu Hause getestet würden. Eigentlich gilt in Bus und Bahn 3G, was blieb mir aber anderes übrig, als dort hinzufahren? Die Regel ist besonders „schlau“, wenn den Positiven am Telefon gesagt wird, sie müssten mit der Bahn zum Testzentrum fahren. Schließlich fuhr ich am Montag zum PCR-Test, nicht mal 24h später hatte ich einen positiven Test-Befund bei einem CT-Wert von 16, ich war also eindeutig positiv.
Da ich aus zwei Jahren Pandemie schon wusste, wie ich mich zu verhalten habe, isolierte ich mich (abgesehen davon, dass ich krank war und eh nur im Bett liegen wollte) und kuschelte mit meiner Katze. Ein Freund ging glücklicherweise für mich einkaufen. Ein anderer Freund brachte mir Ivermectin. Ob das meine Genesung beschleunigte, kann ich nicht sicher sagen. Insgesamt bin ich unglaublich dankbar meiner Familie, meinen Freunden und Bekannten gegenüber. Alle fragten, ob ich etwas brauche und ob sie mir helfen könnten.
Eine Woche nach den ersten Kopfschmerzen hatte ich erneut eine Migräne-Attacke. Zuvor habe ich mir Migräne-Medikamente gekauft, die zum Glück schnell halfen. Die Kopfschmerzen waren bei mir das Schlimmste an der Erkrankung. Ansonsten hatte ich typische Krankheitszeichen. Fieber hatte ich mit 38,4 nur nachts und im Vergleich zu einer Grippe nicht sehr hoch. Gliederschmerzen, allgemeine Schwäche und leichter Husten kamen hinzu. Nach fünf Tagen nahm das Fieber ab und zum Ende der zweiten Woche kehrte auch meine Kraft wieder zurück. Schmecken und Riechen konnte ich ca. ab Anfang der zweiten Woche nicht mehr. Ganz nach der Tradition koche ich mir Hühnersuppe, wenn ich krank bin. Nachdem ich die schon tagelang gegessen hatte und sie mir eigentlich schon zum Halse heraushing, war es schließlich egal, was ich aß, einen Unterschied merkte ich im Geschmack kaum.
Riechen konnte ich fast nichts. Kein Parfüm, nicht den eigenen Körpergeruch und auch nichts Gekochtes. Meine Mama sagte mir belustigt, ich solle den ultimativen Geruchstest machen – und an dem frisch gefüllte Katzen-Kacke-Beutel schnuppern. Normalerweise rieche ich es sofort in der Wohnung, wenn meine Katze auf Toilette geht. Und nun verzog ich nicht mal ein Stück die Nase, als ich sie in den Beutel hielt. Meine Mama konnte sich vor Lachen nicht mehr halten, als ich ihr das erzählte.
Zwei Wochen dauerte es, bis ich keine Kopfschmerzen mehr hatte. Allmählich kehrten mein Geruchs- und Geschmackssinn zum Normalzustand zurück.
Besonders merkwürdig fand ich von Beginn an, dass es ganze sechs Tage dauerte, bis ich ein positives Ergebnis hatte. Daran ist die Unzuverlässigkeit der Tests sehr gut zu sehen. Ob ich in dieser Zeit ansteckend war, weiß ich nicht. Letzten Endes war ich aber sowieso zu Hause, weil es mir nicht gut ging. Andere Menschen würden darauf womöglich wenig Rücksicht nehmen. Ich habe schon genügend Leute krank auf Arbeit herumtanzen sehen, auch vor Corona.
Nach dem positiven PCR-Test erwartete ich eigentlich einen Anruf vom Gesundheitsamt. Nichts kam. Dafür erreichte mich nach zwei Tagen eine E-Mail mit der Aufforderung, mich in Quarantäne zu begeben. Außerdem sollte ich mehrere Fragen beantworten und eine ausführliche Liste über meine letzten Kontaktpersonen führen. Dieser Bitte bin ich niemals nachgekommen, Konsequenzen hatte das keine. Außerdem ist es eine Zumutung, kranke Menschen ellenlange Fragen beantworten zu lassen. Wer kann sich mit Fieber und Gliederschmerzen lange an den Rechner setzten und einen Bericht über die letzten zwei Wochen abgeben?
Meine Arbeitsstelle durfte nicht davon erfahren, dass ich coronakrank war, da ich als ungeimpfte Person in der Quarantäne keinen Anspruch auf Lohnfortzahlung hätte. Insofern brauchte ich eine normale Krankschreibung. Ich ging zu meinem Arzt und schilderte das Problem. Die Arzthelferin warf mich hochkant aus der Praxis. Auf meine Äußerung, ich bekäme kein Geld, wenn ich nicht krankgeschrieben sei, antwortete sie „Das ist nicht mein Problem.“ So viel zur Solidarität …
In diesem Land wird man nur noch zum Lügen und Betrügen erzogen. Also ging ich zu einem anderen Arzt und holte mir eine Krankschreibung. Vor ihm äußerte ich nicht, dass ich Corona hatte. Ich hatte schließlich schon gelernt, dass ich mit Ehrlichkeit nicht weiterkomme. So schlimm ich die Situation fand, in der ich war, mir fiel kein anderer Ausweg ein.
Die Quarantäne-Anordnung war noch nicht beendet, als ich zum Spazieren wieder hinausging. Als Kind habe ich gelernt, dass es gesund ist, spazieren zu gehen, wenn man krank ist und langsam wieder zu Kräften kommt. Außerdem würde ich draußen sein und es ist bekannt, dass an der frischen Luft nahezu kein Infektionsgeschehen stattfindet. Die Spaziergänge taten meiner Seele und meiner Gesundheit gut. Das Gesundheitsamt hat es kein einziges Mal interessiert, ob ich mich auch wirklich an die Quarantäne halte und brav zu Hause bleibe.
Nachdem die zwei Wochen Quarantäne vorüber waren, brauchte ich den Nachweis eines negativen Schnelltests, ansonsten hätte ich kein Genesenen-Zertifikat erhalten. Direkt am ersten Tag meiner wiedererlangten Freiheit ließ ich mich testen, sendete den Nachweis an das Bezirksamt und innerhalb eines Tages hatte ich den Genesenen-Nachweis. Einfacher ging es nicht. Dass das Zertifikat bald nur noch drei Monate gültig sein würde, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Durch den Genesenen-Status dufte ich eine gewisse Zeit wieder alles machen. Außerdem wurde ich nicht mehr als Impfverweigerin abgestempelt. Ab sofort gehörte ich wieder dazu. Überraschend kamen die Nachrichten im Januar, dass ich zu dem Zeitpunkt nur noch einen weiteren Monat als genesen gelten würde. Vor allem, weil nicht erkannt werden kann, auf welcher wissenschaftlichen Grundlage diese Entscheidung getroffen wurde.
Nach meiner Genesung habe ich einen Freund besucht, der Corona-positiv war. Dadurch, dass ich die Erkrankung erst kürzlich durchgemacht hatte, war ich mir sicher, dass ich mich nicht erneut anstecken würde. Freunde und Familie sind bei ihm, wie auch bei mir, während der Krankheit mit Besuchen vorsichtig gewesen. Wohl niemand schreit „hier!“, wenn es ums Kranksein geht. Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine geimpfte Person ihn mit dem geringen Risiko der Ansteckung hätte besuchen können, wie ich es konnte. Trotzdem werde ich jetzt auf Grund meines falschen Impfstatus erneut der Gesellschaft verwiesen.
Letzten Endes war es nicht schön, krank zu sein. Das ist es nie. Vor allem, dass lange nicht erkannt wurde, dass ich coronapositiv war, kann einen stutzig machen. Es spricht für die Besonderheit der Krankheit und man sollte sie gewiss nicht unterschätzen. Ich habe allerdings für mich festgestellt, dass Corona für Menschen in meinem Alter kein besonders hohes Risiko ist. Glücklicherweise habe ich bisher keine Anzeichen von Long-Covid. Jede Person, die das hat, beneide ich nicht. Es handelt sich bei Long-Covid allerdings um Ausnahmefälle. Genauso sind junge Menschen und Kinder auf Intensivstation eine Ausnahme. Diese Fälle möchte ich nicht herunterspielen, denn jedes einzelne Schicksal ist für die Betroffenen dramatisch.
Vielmehr möchte ich dafür plädieren, dass besonders junge Menschen, aber auch Menschen mittleren Alters und gesund lebende Menschen in den meisten Fällen mit einer Corona-Erkrankung gut umgehen können.
Die Erkrankung hat mich in meiner Meinung nur noch bestärkt. Sicherlich ist Corona keine sehr angenehme Erkrankung, allgemein gesund lebende Menschen brauchen allerdings auch keine Angst zu haben. Der Panik-Modus der Regierung muss dringend aufhören. Unser Leben sollte wieder zur Normalität zurückkehren. Nicht der 2G-Status sollte der Grund sein, sich als Teil der Gesellschaft fühlen zu dürfen. Hinter dem Status sind wir auch noch Menschen.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Dana Samson studiert an einer deutschen Universität und schreibt hier unter Pseudonym.
Bild: ShutterstockText: ds
mehr zum Thema auf reitschuster.de